Ging mit neuen Zügen an den Start, hatte aber Probleme: Bahnbetreiber Go-Ahead Foto: dpa

Softwareprobleme lösen Verspätungen und Zugausfälle aus. Der Bahnbetreiber Go-Ahead kann IR-Expresse zwischen Aalen und Stuttgart nicht fahren lassen – und muss täglich zum Krisentreff ins Ministerium.

Stuttgart - Mit Krisensitzungen zwischen dem Landesverkehrsministerium und privaten Bahnbetreibern ist am Dienstag versucht worden, die schwere Pannen beim Start des privaten Bahnkonzerns Go-Aheadauf dem Nahverkehrsnetz in Baden-Württemberg zu bereinigen. Am Pfingstmontag übernahm Go-Ahead das sogenannte Stuttgarter Netz mit nagelneuen Zügen, musste aber schon am Start den Ausfall von vier Zügen sowie Verspätungen melden, bei zwei Verbindungen von mehr als 40 Minuten.

Krisensitzung im Verkehrsministerium

Nach einer Krisensitzung gab Go-Ahead am Dienstag eine Erklärung heraus: „Leider kam es auch am Dienstag zu einigen technischen Störungen, die Verspätungen und auch einige Zugausfälle zur Folge hatten. Schuld war zumeist die Schnittstelle zwischen Zug und Bahnsteig, die regelt, wie die Lücke zum Zug verringert wird.“ Hierbei, so die Erläuterung, blockiere die Software die Türen. Das habe zu Verzögerungen und Verspätungen im Zugbetrieb geführt. Gemeinsam mit dem Hersteller Stadler werde eine Lösung gesucht. Es werde erwogen, einen zusätzlichen Zug einzusetzen, um Verspätungen zu vermeiden. Dies seien „erste Maßnahmen“, die mit dem Verkehrsministerium besprochen sein, mit dem Ministerium seien weiterhin täglich Treffen vereinbart worden.

Laut Go-Ahead gibt es Einschnitte im Fahrplan: „Mit Ausnahme eines Zuges mussten die Inter-Regio-Expresse zwischen Aalen und Stuttgart kurzfristig gestrichen werden, sie werden auch in dieser Woche noch nicht fahren. Für die Strecke Crailsheim–Ellwangen wurde aufgrund von technischen Problemen ein Busersatzverkehr eingeführt.“ Der Grund hierfür sei ein Planungsfehler wegen falsch definierter Datensätze im Planungssystem für die Disposition der Mitarbeiter. Hier laufe die Fehleranalyse gemeinsam mit dem Software-Dienstleister. Hinzu gekommen seien Störungen bei den Magnetbremsen, die zu beseitigen waren. Hierauf habe Go-Ahead bereits mit „engeren Wartungszyklen“ reagiert. Allgemein hatte der Go-Ahead-Konzern am Pfingstmontag noch von „kleineren Problemen und Kinderkrankheiten“ gesprochen.

Das sei ja fast schlimmer als bei der Deutschen Bahn, sagen Fahrgäste

Bei den Fahrgästen aber kam der Start ganz anders an. Von einem „ziemlich chaotischen Start“ der zuvor viel gepriesenen Go-Ahead-Ära berichteten Fahrgäste auf der Remsbahn zwischen Aalen und Stuttgart. Die Regionalbahn ist zum Start unter neuer Flagge zwar - mit Ausnahmen – gefahren, allerdings brachten die Verspätungen bis zu einer Viertelstunde den neuen Verantwortlichen bei den Fahrgästen Kommentare ein wie diesen: „Das ist ja noch fast schlimmer als bei der Deutschen Bahn.“ Am Pfingstmontag hatte Go-Ahead auf der Strecke noch von einem gelungenen Start berichtet, weil 111 von 115 geplanten Fahrten erfolgreich durchgeführt worden seien.

Ein Sprecher des Verkehrsministeriums bezeichnete den Betriebsstart von Go-Ahead am Dienstag auf Anfrage hin als „ruppig“. „Wir suchen nach Lösungen, damit es besser wird.“ Ein ähnliches Problem mit automatischen Schiebetritten an den Türen habe es vor Jahren schon beim VVS-Stuttgart gegeben. Reibungsloser verlief der Start beim Bahnbetreiber Abellio, der vor Wochen noch in der Kritik stand, weil er wegen der Auslieferungsverzögerung beim Hersteller Bombardier mit alten Zügen an den Start musste. Erst zwei neue Züge waren schon zwischen Bietgheim und Pforzheim im Einsatz. Eine Abellio-Sprecherin sagte: „Wir sind recht positiv gestimmt von unserem Start.“ Ohne Probleme verlief auch die Übernahme des regionalen Schienenverkehrs auf der Brenzbahn und der Donautalbahn durch die Südwestdeutsche Landesverkehrs-AG (SWEG).