Die Waldschule bekommt bald einen Neubau für die Grundschüler. Foto: Michael Steinert

Die private Waldschule in Stuttgart-Degerloch eröffnet im kommenden Schuljahr eine Grundschule. Diese bietet außer einem Mint-Schwerpunkt auch eine spezielle Betreuung für Kinder mit Diabetes an – beides ist neu in Stuttgart. So sollen Ernährung, Bewegung und Naturwissenschaften miteinander verknüpft werden.

Stuttgart - Die Genehmigung durch das Stuttgarter Regierungspräsidium ist druckfrisch: Zum nächsten Schuljahr startet die private Waldschule in Stuttgart-Degerloch den Betrieb einer zweizügigen Grundschule. Das Besondere an der Schulneugründung: Es gibt ein Betreuungskonzept für Kinder mit Diabetes Typ 1, und es gibt ein spezifisches Mint-Profil – also einen Schwerpunkt auf Mathe, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Beides ist neu in Stuttgart. Und das Interesse an Privatschulen steigt. Mit der Grundschule bietet die Waldschule einen Unterbau für die bestehenden weiterführenden Schularten – Realschule und Gymnasium – und ermöglicht somit Kindern eine Schullaufbahn von der ersten Klasse bis zum Abitur oder mittleren Bildungsabschluss.

Zum Schuljahr 2018/19 soll die Grundschule gleich zweizügig losgehen. „Wir haben einen ganzen Haufen Vormerkungen“, sagt Schulleiter Kai Buschmann. Eine Grundschule, in der sich eine Kinderkrankenschwester, eine Diätassistenz und speziell geschulte Lehrer um Kinder mit Diabetes Typ 1 kümmern können, gibt es bisher in Stuttgart nicht. Doch die Zahl der Neuerkrankungen steige um drei bis fünf Prozent im Jahr, besonders häufig breche die Krankheit zwischen dem fünften und dem neunten Lebensjahr aus. Und die Kinder müssten erst lernen, Ernährung, Bewegung und Insulingabe auszubalancieren, argumentiert Buschmann. Allerdings sei vorgesehen, höchstens zwei bis vier Kinder mit dieser Stoffwechselstörung pro Klasse aufzunehmen und insgesamt maximal 20 Schüler pro Klasse.

Bereits Kinder für den Mint-Bereich begeistern

Der Schwerpunkt mit dem Mint-Profil kam zusätzlich dazu, um das vom Privatschulgesetz geforderte „besondere pädagogische Interesse“ seitens des Kultusministeriums anerkannt zu bekommen. „Als Regionalrat war mir klar, was die Region Stuttgart als Wirtschaftsstandort braucht“, sagt Kai Buschmann, der sich für die FDP engagiert. Das mangelnde Interesse von Schulabsolventen an Mint-Berufen sei inzwischen in Baden-Württemberg ein erhebliches Problem – hier fehlten in diesem Bereich 69 000 Fachkräfte. „Alle Untersuchungen zeigen, dass man Kinder für den Mint-Bereich begeistern muss – und zwar möglichst frühzeitig“, so Buschmann. Deshalb habe man bereits für Projekttage und AGs Kooperationen mit dem Haus des Waldes, dem Fehling-Labor der Uni Stuttgart und dem Naturkundemuseum vereinbart. Bei Experimenten mit Holz und Metall, aber auch Lebensmitteln sowie Wasser, Feuer und Luft sollen Fachlehrer der weiterführenden Schulen eingebunden und die Technikräume der Realschule mitgenutzt werden. Auch der mit 5,5 Millionen Euro veranschlagte Neubau für die Grundschule kann in Angriff genommen werden. Die Baugenehmigung für die Erweiterung des Schulhauses am Georgiiweg habe die Stadt im Juli erteilt. Der Neubau soll anstelle des Altbaus errichtet werden, in dem derzeit noch Verwaltung und Musiksaal untergebracht sind. Im Juli 2018 sei der Abriss geplant, in den Sommerferien könne mit dem Rohbau begonnen werden. Die beiden ersten Klassen sollen zunächst im Bestands-Schulgebäude ihren Betrieb aufnehmen und dann umziehen, sobald der Neubau fertig ist.

Wird die private Grundschule den Raumengpass der städtischen Schulen entschärfen?

Die Frage, ob somit auch der Raumengpass der städtischen Schulen in Degerloch entschärft werden wird, hört Buschmann nicht gern. Nachdem der Gemeinderat eine Zusammenlegung der Alb- mit der Filderschule abgelehnt hat, fehlt es an Ausweichräumen für das Wilhelmsgymnasium. Im Übrigen, so Buschmann, gehe er nicht davon aus, dass auf die neue Grundschule nur Kinder aus Degerloch gehen werden. Schließlich liege man günstig an der Stadtbahn. Es gebe bereits eine Kooperation mit der benachbarten Montessori-Kita sowie mit dem Sport-Kindergarten des tus.

Für die neue private Waldschul-Grundschule wird erstmals das geänderte Privatschulgesetz greifen. Es wird nach Einkommen gestaffelte Gebühren geben. Das bedeutet, Familien mit einem Bruttoeinkommen zwischen 60 000 und 70 000 Euro (dem sogenannten Median in Baden-Württemberg), müssen 160 Euro Schulgeld im Monat zahlen. Familien mit einem Einkommen bis 30 000 Euro im Jahr zahlen nur noch 20 Euro Schulgebühr monatlich, wer mehr als 110 000 Euro verdient oder keinen Einkommensnachweis vorlegt, ist mit 320 Euro Schulgeld dabei. Für die Komplettverpflegung fallen zusätzlich 99 Euro im Monat an, für eine Ganztagsbetreuung weitere 120 Euro.