In ihrem Element: Prinzessin Anne 2008 hoch zu Ross während der Geburtstagsparade „Trooping the Colour“ für ihre Mutter, Queen Elizabeth II. Foto:  

Was den Promi-Status angeht, kann Prinzessin Anne mit ihrer Mutter Elizabeth II. oder ihren Neffen William und Harry nicht mithalten. Sie pflegte immer Abstand zum Royal-Rummel. Jetzt wird sie 65.

London - Prinzessin Anne urteilt gnädig über ihre Familie. Als „interessiert, enthusiastisch, intelligent und lustig“ beschrieb die einzige Tochter von Königin Elizabeth II. einmal die Windsors, zu denen einem durchaus andere Beschreibungen einfallen könnten. Im Vergleich zu ihrem großen Bruder Prinz Charles wirkt Anne geradezu schrullenlos, im Vergleich zu ihrem jüngeren Bruder Prinz Andrew beinahe skandalfrei. An diesem Samstag wird die Frau mit den altmodisch toupierten Haaren – Spötter nennen die Frisur auch „Viktorianische Kreation“ – 65 Jahre alt.

Geboren wurde Anne Elizabeth Alice Louise 1950 als zweites Kind der damaligen Prinzessin Elizabeth in London. Zur Krönung ihrer Mutter winkte sie neben Bruder Charles als blondes Kleinkind vom Balkon des Buckingham-Palasts. Unterricht bekam sie zunächst privat im Palast, später auf einem Internat in Südengland.

Im November 1973 wurde ihre Hochzeit mit Reitkollege Mark Phillips in alle Welt übertragen. Wenig später überstand das Paar einen Entführungsversuch. 1977 kam Sohn Peter zur Welt, 1981 folgte Zara, die im Reiten noch erfolgreicher war - und der Anne 2012 in London olympisches Silber überreichen durfte. 1992 wurde die Ehe mit Phillips geschieden – just in jenem „Annus horribilis“, dem laut Königin Elizabeth II. schrecklichen Jahr, in dem die Skandale um die Royals nicht enden wollten. Noch im selben Jahr heiratete sie einen Commander der britischen Marine, Timothy Laurence, mit dem sie bis heute trotz Trennungsgerüchten zusammenlebt.

Anne gilt als engste Vertraute von Prinz Philip

Sie verkörpere den Sohn, den sich der Ehemann der Queen, Prinz Philip, immer gewünscht habe, heißt es über Anne. Ihr Vater spreche mit ihr praktisch über alles, immerhin wird sie als mutig, pragmatisch und intelligent beschrieben. Als vielleicht normalstes Mitglied der Familie Windsor. Das liegt wohl auch daran, dass sie sich aus dem royalen Rummel am liebsten heraushält. Sie erfülle nicht „jedermanns Vorstellung einer Märchenprinzessin“, erklärte Anne einst. Bis heute legt sie keinen Wert auf den ganzen Zirkus, der sich zu ihrem Leidwesen vor allem aufs Aussehen bezieht. Mit ihrer ehemaligen Schwägerin Diana, die als Stilikone galt, soll sie nie warm geworden sein. In den Klatschspalten taucht die zupackende Anne nur auf, wenn sie ein Kleid zum wiederholten Male in der Öffentlichkeit trägt. „Ein gutes Kostüm kommt niemals aus der Mode“, begründete sie die Wahl ihrer Outfits einst – manche trägt sie bereits seit den 80er Jahren.

Statt die Märchenprinzessin zu geben, legte Anne lieber eine beachtliche Karriere im Reitsport hin. „Es war für mich sicher ein Weg, zu zeigen, dass man etwas hatte, was nicht von der Familie abhing“, sagte sie rückblickend. Scheitern war für die ehrgeizige Prinzessin keine Option: Alte Aufnahmen zeigen, wie sie einmal nach einem schweren Sturz wohl mit Gehirnerschütterung zurück in den Sattel stieg. „Wir machen uns mehr Sorgen um das Pferd“, soll ein Betreuer danach gesagt haben. Anne wurde schließlich Europameisterin im Vielseitigkeitsreiten, gehörte zum Olympiateam und schrieb sogar ein Buch über ihre Liebe zum Reiten. Anne gilt bis heute als fleißigstes Familienmitglied der Windsors. 2014 nahm sie 528 offizielle Termine wahr. Zudem ist sie Schirmherrin oder Präsidentin von 340 Organisationen, darunter „Save the Children“, obwohl sie in einem Interview mit rauer Stimme bekannte: „Ich mag keine Kinder.“ Ihre Kinder dagegen loben sie immer wieder für ihre Mutterqualitäten.

„Es ist ein bisschen traurig, dass keiner der Jungs mit Anne mithalten kann“, wurde ein Palast-Insider vor Jahren zitiert. Mit „Jungs“ meinte er Thronfolger Charles und Prinz Andrew. Eine Zeitung machte Anne denn auch zu ihrem 60. das größtmögliche Kompliment im Königreich: „Aus ihr wäre ein guter König geworden.“