Society-Expertin Sibylle Weischenberg: Soll die Ehe halten, muss sich Kate unterordnen.

London - Wann immer eine Adelshochzeit übertragen wird, sitzen Millionen Zuschauer vor den Bildschirmen. Weil sie sich gern verzaubern lassen, sagt Sibylle Weischenberg. Die Society-Expertin kommentiert am Freitag für Sat1 die Märchenhochzeit von Prinz William und Kate Middleton.

Frau Weischenberg, was macht Ihrer Meinung nach die Faszination am Adel aus?

Wir erleben im Moment eine Zeit, in der die schlimmsten Dinge passieren. Fast täglich werden wir mit furchtbaren Bildern konfrontiert. Da brauchen wir zwischendurch eine Pause. Und der Adel ist dazu prädestiniert, uns diese Ablenkung zu verschaffen.

Genügt das als Daseinsberechtigung?

Es ist vielleicht das Einzige, das der Adel wirklich kann: schöne Bilder produzieren. Wir nehmen die Welt der Royalen ein bisschen wie Disneyland wahr. Da blitzt und blinkt es um die Wette. Wir sind natürlich alle intelligent genug, um zu wissen, dass es sich bei dem ganzen Brimborium um Äußerlichkeiten handelt, dass es hinter den Palastmauern ganz anders, vermutlich sogar ähnlich wie in unserem eigenen Leben aussieht. Aber wir wollen uns verzaubern lassen.

Warum begeistert gerade diese Hochzeit die Massen? Spielt 14 Jahre nach ihrem Tod immer noch Bewunderung für Diana mit?

Ich denke schon. Eigentlich ist die Hochzeit von William und Kate ja kein Staatsakt. Was sich auch in der Gästeliste widerspiegelte. Es sind keine Staatsoberhäupter dabei. Es heiratet eben nicht der britische Thronfolger, sondern "nur" der Sohn des Thronfolgers. Aber William ist nun mal auch Dianas Sohn. Und die Begeisterung für sie ist ungebrochen.

Das nutzt der Hof?

Die britische Monarchie hat dazugelernt. Der Hof hat richtig gute PR-Manager engagiert. Und die servieren dem Volk immer wieder Häppchen. So hat es das Gefühl, ein Teil des Ganzen zu sein.

Es steckt also Kalkül dahinter? Die Hochzeit ist in gewisser Weise politisch?

Hochpolitisch sogar. William wollte eigentlich in diesem Jahr noch gar nicht heiraten.

Woher nehmen Sie diese Information?

Ich bin sehr gut vernetzt. Es gibt zwei sogenannte Camps, Camp William und Camp Kate, in denen sich Berater, Verwandte, Freunde, Bekannte tummeln. Zu beiden Camps habe ich gute Kontakte.

Und was ist mit dem Hochzeitstermin?

Der passt der Regierung hervorragend. Ich bin sicher, dass sie auf diesen Termin gedrängt hat. Wirtschaftlich sieht es nicht gut aus. Ständig werden neue Sparpakete beschlossen, das Volk ächzt. Nun wird es mit Hochglanzbildern zufriedengestellt - und bekommt einen freien Tag. Damit kehrt ein Moment der Ruhe ein. William wollte erst 2013 heiraten, nach dem Thronjubiläum und den Olympischen Spielen in London.

Warum hat er sich gefügt?

Er ist kein Rebell. Er schätzt die Annehmlichkeiten, die ihm sein Leben bietet. Er ist sehr konservativ. Und darin seinem Vater Charles viel ähnlicher als seiner Mutter.

Kate gilt mit 29 schon als ältlich

Und er hätte Kate, die nicht umsonst als "Watie Katie", als "wartende Katie" bezeichnet wird, zwei weitere Jahre zappeln lassen.

Man hätte dem Volk nicht vermitteln können, dass eine moderne Frau so lange auf ihren Prinzen wartet. Außerdem gilt sie den Hofschranzen schon jetzt, mit 29, als ältlich. Hätte William den Hochzeitstermin verschoben, hätte er Kate fallen lassen müssen.

Das hat er doch ohnehin schon mal getan.

William hat Kate sogar dreimal abserviert. Viele Frauen hätten solche Demütigungen nicht hingenommen. Kate dagegen hat alles ausgesessen. Auch weil ihr ihre Mutter Carol Middleton, eine ehemalige Stewardess, wahnsinnigen Druck gemacht hat.

Klingt nicht nach Liebeshochzeit.

William ist kein leidenschaftlicher Mensch. Auch weil er weiß, wohin Romantik und Leidenschaft bei seiner Mutter geführt haben: in eine unglückliche Ehe. Die Beziehung zu Kate ist pragmatisch geprägt. Er weiß, was er an ihr hat - und sieht sie als Gefährtin.

Nicht die schlechteste Voraussetzung für eine glückliche Ehe.

Schon. Doch wenn Kate glaubt, dass William sie nun auf Händen trägt, hat sie sich geschnitten. Sie wird sich fügen müssen.

Wie wird sie in Zukunft leben?

Zunächst recht normal. Die Queen hat den beiden zwei Jahre Schonfrist geschenkt. Aber es wird auch erwartet, dass in dieser Zeit ein Erbe produziert wird.

Ein ganz schöner Druck.

Schon jetzt scheint sie diesem kaum standhalten zu können. Kate war immer schlank, jetzt übertreibt sie es aber. Und tut sich damit keinen Gefallen. Bei Hof schrillen die Alarmglocken, man befürchtet das Diana-Syndrom, sprich Magersucht.

Befürchten die Hofschranzen auch, dass Kate so beliebt wird wie Diana?

Kate ist sehr faul, sie hat noch nie gearbeitet. Damit kommt sie bei den Briten nicht gut an. Dennoch blickt die Öffentlichkeit schon jetzt auf sie - und nicht auf William. Das könnte noch zu großen Problemen führen. Denn William ist ehrgeizig. Er will nicht, dass ihm seine Frau den Rang abläuft.

Auch dass William seiner Zukünftigen den Verlobungsring Dianas an den Finger gesteckt hat, wurde als böses Omen gedeutet.

Viele fanden das geschmacklos, mich dagegen hat diese Geste sehr gerührt. Für mich ist es ein Zeichen der Liebe zu seiner Mutter, die ja vom Hof totgeschwiegen wird. William macht damit klar, dass Diana am wichtigsten Tag seines Lebens dabei ist.

Und wie lautet Ihre Prognose für die Ehe?

Ob sie hält und glücklich wird, hängt allein von Kate ab - von ihrer Fähigkeit, in der zweiten Reihe zu bleiben.