Das Brautpaar bei der Kutschfahrt durch Windsor: Herzogin Meghan und Prinz Harry an ihrem Hochzeitstag Foto: imago/i-Images/Pool

Als Meghan Markle in die Familie Windsor einheiratete, galt sie als neue Hoffnungsträgerin der Monarchie. Fünf Jahre später ist sie nicht einmal bei der Krönung ihres Schwiegervaters dabei. Die Geschichte einer Entfremdung.

Ein sonniger, windiger Tag in Schloss Windsor. Eine strahlende Braut, ein stolzer Bräutigam. Der Gottesdienst mit Gospelchor und einer feurigen Predigt des afroamerikanischen Bischofs Michael Curry über die Macht der Liebe. Der 19. Mai 2018, als der britische Prinz Harry die Amerikanerin Meghan Markle heiratete, wirkte wie ein Aufbruch, der Beginn einer neuen Ära im Hause Windsor.

Fünf Jahre später: Herzogin Meghan ist am 6. Mai nicht einmal dabei, als ihr Schwiegervater König Charles III. in London gekrönt wird. Harry sitzt ohne seine Frau in der Westminster Abbey – in Reihe drei, wo die „zweitrangigen Royals“, die Windsors unter ferner liefen, untergebracht sind. Nach der Zeremonie macht sich der Prinz praktisch sofort wieder auf den Weg zurück zum Flughafen. Auf dem Balkon des Buckingham-Palasts hat der 38-Jährige sowieso nichts zu suchen, Zugang nur für „arbeitende Mitglieder“ des Königshauses, die für die Krone Aufgaben und Termine wahrnehmen.

Vermisst hat man Meghan in Großbritannien nicht besonders. Der Herzog und die Herzogin von Sussex sind auf der Insel auf dem Tiefpunkt ihrer Popularität angekommen – nur Prinz Andrew, der jüngere Bruder des Königs, ist noch unbeliebter. Dabei war die Schauspielerin einst Hoffnungsträgerin: Die Tochter einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters brachte Diversität ins Königshaus. Als „junge Botschafter des Commonwealth“ sollten die Sussexes die Menschen in den früheren britischen Kolonien ansprechen. Doch seit der Prinz und seine Frau dem Vereinigten Königreich den Rücken gekehrt haben, ist es damit vorbei. Bedauernd kommentierte die Schauspielerin Adjoa Andoh während der Live-Berichterstattung von der Krönung, die winkenden Windsors auf dem Balkon seien halt „fürchterlich weiß“. Und fürchterlich alt: Prinz William und Prinzessin Kate sind die Einzigen im Team unter 50. Junge Britinnen und Briten halten die Monarchie zunehmend für irrelevant – ihnen fehlt es auch an Identifikationsfiguren.

Der Gegner ist die Presse – und dunkle Mächte im Palast

Vorbei die Zeiten, in denen Harry, Meghan, William und Kate als sympathisches Quartett die Zukunft der Krone verkörperten. Die Brüder sollen kaum mehr miteinander sprechen, seit Harry und Meghan zu den härtesten Kritikern des Königshaus gehören.

Ob in ihrer vierteiligen Netflix-Serie oder in Harrys Buch „Reserve“ – das Herzogspaar lässt kein gutes Haar an der Monarchie. Ihre Version der Geschichte um dem „Megxit“: Wir wären ja gern geblieben, aber die britische Presse und dunkle Mächte im Palast machten uns das Leben zur Hölle.

Die britischen Boulevardblätter revanchieren sich und putzen ihrerseits nun die Wahlkalifornier herunter, wo es nur geht. Vor allem Meghan bekommt die Ungnade der „Yellow Press“ zu spüren: Ob die 41-Jährige eine neue Frisur hat oder mit dem Schmuck ihrer verstorbenen Schwiegermutter Diana behängt wandern geht – „Sun“ und „Daily Mail“ kommentieren bissig.

Dabei geht es um mehr als nur verletzte Eitelkeiten: Harry zieht in diesen Wochen in einer Schadenersatzklage gleich gegen mehrere Verlage der großen Klatschblätter vor Gericht. Auch wenn Harry heute fast alle Verbindungen in die alte Heimat gekappt hat und während der Krönung beinahe wie ein Fremder in der Westminster Abbey saß – privat scheinen der Prinz und seine Frau in ihrer neuen Heimat Montecito glücklich zu sein. Finanziell sind sie dank Netflix-Einnahmen und Buchverträgen mehr als abgesichert.

Das Paar scheint in Kalifornien glücklich zu sein

In Kalifornien sind die Royals a. D. voll angesagt, sie zählen angeblich Stars wie Gwyneth Paltrow oder Cameron Diaz zu ihren Freunden. Ihre Kinder Archie und Lilibet sind inzwischen vier und bald zwei Jahre alt, er „überschütte sie mit Liebe“, sagte Harry im Interview. Kürzlich besuchten der Prinz und die Herzogin in ihrer Wahlheimat ein Basketballspiel der L. A. Lakers. Dort wurden sie von der „Kiss Cam“ eingefangen – ganz verliebt schäkernd.

Per Hochzeit zur Herzogin

Hochzeit
Meghan Markle und Prinz Harry gaben sich am 19. Mai 2018 in der St. George’s Chapel in Windsor das Jawort. Durch die Hochzeit mit dem Prinzen wurde aus der US-Amerikanerin die Herzogin von Sussex. Für die ehemalige Schauspielerin (bekannt aus der Netflix-Serie „Suits“) ist es die zweite Ehe.

Abkehr
2020 entschlossen sich Harry und Meghan dazu, keine „working Royals“ mehr zu sein. Sie zogen in die USA. 2021 gaben sie Oprah Winfrey ein umstrittenes Interview, das die Königsfamilie in keinem guten Licht darstellte. Später folgten eine Dokumentation auf Netflix und Harrys Autobiografie.