Das Milaneo wächst neben der Stadtbücherei in die Höhe. Foto: Max Kovalenko

Zuletzt hatte der irische Textildiscounter Primark bestritten, in Stuttgart die zweite Filiale im Land zu eröffnen. Jetzt kommt die Kehrtwende. Vieles spricht dafür, dass die umstrittene, aber besonders bei jüngeren Kunden beliebte Marke Hauptmieter im neuen Einkaufszentrum Milaneo wird.

Zuletzt hatte der irische Textildiscounter Primark bestritten, in Stuttgart die zweite Filiale im Land zu eröffnen. Jetzt kommt die Kehrtwende. Vieles spricht dafür, dass die umstrittene, aber besonders bei jüngeren Kunden beliebte Marke Hauptmieter im neuen Einkaufszentrum Milaneo wird.

Stuttgart - Die Geheimniskrämerei um die künftigen Mieter der 200 Geschäfte und Restaurants des Milaneo nimmt zuweilen bizarre Züge an. Betreiber ECE hielt sich in den vergangenen Monaten weit gehend zurück und kündigt nun für den nächsten Montag Details an. Der irische Textildiscounter Primark ging zuletzt noch einen Schritt weiter. Eine Filiale in Stuttgart sei nicht geplant, teilte das Unternehmen auf Anfrage schriftlich mit. Um jetzt, neuerlich gefragt, das Gegenteil einzuräumen: „Wir können bestätigen, dass es einen Primark-Store in Stuttgart geben wird“, sagt eine Sprecherin.

Einen genauen Ort nennt Primark nicht. Zwar gibt es auch immer wieder Spekulationen über das Karstadt-Haus an der Ecke König- und Schulstraße, allerdings ist eine große Primark-Filiale auch in Milaneo-Plänen eingezeichnet, die den Stuttgarter nachrichten vorliegen. Man darf also davon ausgehen, dass die Kette Hauptmieter im umstrittenen neuen Einkaufstempel hinterm Hauptbahnhof wird. Rund 5700 Quadratmeter groß soll die Fläche sein und sich über drei Stockwerke erstrecken.

Das Ziel, das sich auch Betreiber ECE damit gesteckt haben dürfte, ist klar: Es sollen Kunden aus einem möglichst großen Umkreis angelockt werden. Denn Einzelhandelsexperten bezweifeln nach wie vor, dass der riesige Solitär hinter dem Hauptbahnhof auf Dauer tatsächlich funktionieren wird – und befürchten zugleich Verkehrsprobleme. Der Frequenzbringer Primark könnte Kunden anziehen. Bisher steht die einzige Filiale Süddeutschlands in Karlsruhe. In der nächsten Zeit soll es Neueröffnungen in München und eben Stuttgart geben.

Die Filiale in der Karlsruher Post-Galerie ist mit 4000 Quadratmeter Fläche deutlich kleiner als das geplante Stuttgarter Geschäft und zieht ein Publikum weit über die Region hinaus an. Auf der Homepage ist die Rede von der „Topadresse für junge Leute aus Karlsruhe, aber auch aus Freiburg oder Stuttgart“. Branchenkenner berichten vom reinsten Einkaufstourismus.

Dabei ist die Geschäftspolitik des Textildiscounters durchaus umstritten. „In den Regalen liegt Kleidung zu absoluten Tiefstpreisen“, heißt es im Internetauftritt. Mit diesen Preisen drängt Primark aggressiv auf den Markt und hat angekündigt, die bisher zehn Filialen in Deutschland rasch um zahlreiche weitere ergänzen zu wollen. Für dieses Jahr spricht das Unternehmen von fünf Neueröffnungen. Die Produktionsmethoden der Billigware stoßen häufig auf Kritik. Vor einem Jahr machte der Einsturz einer Textilfabrik in Bangladesch Schlagzeilen. 1100 Menschen starben dabei. Neben anderen hat auch Primark dort produzieren lassen. Das Unternehmen hat inzwischen angekündigt, eine Entschädigung in Millionenhöhe an die Familien der Opfer zu zahlen.

Eröffnung feiern sollen die 200 Geschäfte und Gastronomieangebote im Milaneo nach Angaben der ECE am 9. Oktober. 93 Prozent der Flächen seien bereits vermietet, heißt es dort. Neu in der Region wird auch die Supermarktkette Tegut aus Fulda sein. Das Buchsegment übernimmt der Tübinger Händler Osiander. Auch der VfB Stuttgart verhandelt über einen Fanshop im neuen Einkaufszentrum, das besonders von der Konkurrenz in der Innenstadt kritisch gesehen wird.

Dagegen wird einer der am heißesten gehandelten Namen nicht vertreten sein: „Einen Apple-Store wird es im Milaneo nicht geben“, hatte jüngst ein ECE-Sprecher gesagt. Jetzt wird in der Branche darüber spekuliert, dass das Computerunternehmen in der Innenstadt auf der Suche ist.