Nach der Premiere im vergangenen Jahr zieht am 13. Juli wieder ein Demonstrationszug durch die Esslinger Straßen. Das CSD-Team will die Lebensrealität queerer Menschen sichtbar machen – und „Rainbow Washing“ ausschließen.
Der Christopher Street Day (CSD) findet in Esslingen zum zweiten Mal statt. Queere Menschen demonstrieren am Samstag, 13. Juli, auf den Straßen der Innenstadt erneut für ihre Anliegen. Die Premiere im vergangenen Jahr „war ein voller Erfolg“, sagt Jessy Zühlke vom Verein QueerEs, der den CSD ausrichtet. Mit 2000 Personen seien viel mehr Teilnehmende und Zuschauer vor Ort gewesen als erwartet.
Für die diesjährige Parade plant das Organisationsteam direkt mit einer solchen Größenordnung. Treffpunkt ist am 13. Juli um 13.30 Uhr auf dem Bahnhofsvorplatz. Zühlke zufolge haben sich bislang etwa zehn Gruppen mit jeweils 10 bis 20 Leuten angemeldet. Mitlaufen können aber auch Kurzentschlossene ohne Anmeldung. Nachdem sich alle eingefunden haben, zieht der Demonstrationszug von 14.30 Uhr an durch die Stadt. Die Route führt durch die Neckarstraße und die Küferstraße sowie über die Obere Brücke. Sie endet auf dem Marktplatz. Dort startet um 15.30 Uhr eine Kundgebung.
Von Chorkonzert bis Drag-Workshop
„Out, loud and proud“ lautet das Motto – übersetzt in etwa: lautstark und stolz auf den Straßen. „Wir wollen vor allem eine politische Botschaft verbreiten“, sagt Zühlke. Das Organisationsteam grenzt den Esslinger CSD bewusst von kommerziellen CSD-Umzügen in anderen Städten ab. Es soll keine Gelegenheit zum „Rainbow Washing“ geben. Mit diesem Begriff werden Institutionen und Gruppen kritisiert, die sich auf Veranstaltungen wie dem CSD als tolerant und fortschrittlich präsentieren, ohne sich im Alltag substanziell für die Belange von queeren Menschen einzusetzen. „Es geht uns um den ursprünglichen Charakter des CSD, um den Protest“, sagt Zühlke. Trotzdem soll auch der Spaß nicht zu kurz kommen. Nach der Kundgebung folgt eine Hocketse auf dem Marktplatz mit Konzerten und Auftritten von Drag-Artists. Außerdem spricht die Schirmherrin der diesjährigen Ausgabe, die Journalistin Janka Kluge, die seit Jahrzehnten für die Rechte von transsexuellen Menschen kämpft. Zum Abschluss des Tages richtet „QueerES“ von 20.15 Uhr an eine Aftershow-Party im Kulturzentrum Komma aus.
Zwar steht der Samstag weiterhin im Mittelpunkt des Esslinger CSD. Neu war aber das Rahmenprogramm in der Woche davor. Bereits am Montag, 8. Juli, trat der Chor „Esslingen singt queer“ von 19 Uhr an im „Komma“ auf. Die Autorin Anna Mendel hielt am Dienstag, 9. Juli, einen Onlinevortrag über verschiedene Diskriminierungsformen wie Rassismus, Sexismus oder Transfeindlichkeit. Zühlke selbst leitete am Mittwoch, 10. Juli, von 18 Uhr an einen Workshop im „Poppinski“, bei dem die Teilnehmenden Schmuck basteln. Am Donnerstag, 11. Juli, sprach die Aktivistin Anna von 18 Uhr an im Café Nali über die Lebensrealität bisexueller Menschen. Am Freitag, dem 12. Juli, beginnt um 16 Uhr im „Komma“ ein Drag-Workshop. Außerdem werden am selben Tag bei einem weiteren Workshop von 17 Uhr an im Kulturzentrum Dieselstrasse sogenannte Zines – Broschüren in kleiner Auflage – hergestellt.
So verfolgt das Organisationsteam das Ziel, die unterschiedlichen Perspektiven queerer Menschen sichtbarer zu machen. Nach dem CSD im vergangenen Jahr ist es zu einem Gespräch mit dem Esslinger Oberbürgermeister Matthias Klopfer gekommen. Darauf soll aufgebaut werden. Zühlke sagt: „Es ist uns besonders wichtig, unsere Forderungen an die Stadt anzubringen.“
Anmeldungen sind per E-Mail an die Adresse anmeldung@queeres.eu möglich.