Auch für seine Mitspieler ist Bastian Schweinsteiger der Größte. Foto: AP

In seinem 121. und letzten Länderspiel ist Bastian Schweinsteiger von den Fans minutenlang gefeiert worden – und auch die deutsche Presse verneigt sich noch einmal vor dem Helden der WM 2014.

Stuttgart/Mönchengladbach - Als das erste Länderspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in dieser Saison begann, da war der emotionale Höhepunkt des Abends bereits vorbei. Schon vor dem 2:0-Sieg gegen Finnland wurde der Kapitän Bastian Schweinsteiger verabschiedet. Von den Gegnern bekam er Blumen, vom DFB-Präsidenten Reinhard Grindel warme Worte, vom Publikum in Mönchengladbach minutenlangen Beifall. Zu viel für Schweinsteiger, der seine Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.

Dass es ein ganz besonderer Fußballabend war und vor allem ein ganz besonderer Fußballer, der da Abschied nahm – das zeigt auch der Blick in die deutsche Presse, die sich noch einmal tief verneigt vor dem Mann, der in den vergangenen zwölf Jahren nicht nur den deutschen Fußball geprägt, sondern auch die Herzen der Menschen erreicht hat.

„Es ging ein Großer“, schreibt „Zeit online“ über einen „hochemotionalen Abschied, wie er nur ganz wenigen Sportlern zuteil wird“. Die Zuschauer „gaben einem der populärsten Fußballer dieser populären Generation Sommermärchen die Ehre“. Von Einmaligem berichtet die „FAZ“: „So bewegt wie am Mittwochabend hat man diesen Fahrensmann des deutschen Fußballs noch nie gesehen. Es waren wirklich rührende Momente vor dem Anpfiff, weil auch vom Publikum im Mönchengladbacher Borussia-Park eine Herzlichkeit ausging, die fern von jedwedem Inszenierungsverdacht war.“

Der „Kicker“ fordert weitere Abschiedsspieler für verdiente Kräfte

Von einem „Abschied mit Stil und Würde“ schreibt der „Kicker“ und hält es für „eine gute Idee“, dass einem so verdienten Spieler noch einmal das Spielfeld als Bühne überlassen wird: Schweinsteigers Emotionen hätten gezeigt, „wie wichtig es einem Spieler wie ihm ist, einen beruflichen Lebensabschnitt durch die Vordertür abschließen zu können. Ein allzu verständliches Bedürfnis“.

Jahrelang habe der DFB zuvor „verdiente Nationalspieler eher schmucklos verabschiedet, sie durften als Randerscheinungen eines Länderspiels in Zivil antreten, einen Blumenstrauß und vielleicht noch ein Bild in Empfang nehmen und sich artig wieder auf die Haupttribüne begeben“. Schweinsteigers Abschied sollte daher in Zukunft Vorbildcharakter haben, meint das Fußball-Fachblatt: „Der DFB sollte sich daran erinnern, wenn irgendwann einmal seine goldene Generation um den designierten neuen Kapitän Manuel Neuer in den Nationalmannschafts-Ruhestand tritt oder treten muss.“

Die „Bild“ vergibt eine „Eins mit Tränen“

„Danke Schweini“, schreibt derweil die „Bild“-Zeitung und erinnert noch einmal an dessen Karriere mit sieben großen Turnieren und dem WM-Titel 2014 als Krönung: „Schweinsteigers Karriere war eine glatte 1. Doch statt wie üblich eine 1 mit Sternchen gibt’s von BILD für diesen Abschied heute eine 1 mit Tränen!“

Stern online“ wiederum versucht zu ergründen, warum Schweinsteiger zum Abschied eine so riesige Sympathiewelle entgegen geschwappt ist: Der Bayer sei stets „mehr als ein erfolgreicher Nationalspieler“ gewesen – „er war die Seele des Teams: Spaßvogel, erhabener Kämpfer, später väterlicher Freund. Größere Nehmerqualitäten waren im DFB-Trikot selten zu bestaunen. Schweinsteiger stand immer wieder auf. Exemplarisch dafür steht natürlich das WM-Finale 2014 gegen Argentinien: Ein blutender Wolf mit grauen Schläfen, dem sie von ihm aus alles nehmen können – nur dieses eine Spiel, das gibt er um keinen Preis der Welt verloren. Die Quintessenz einer Kämpferkarriere.“

Die „Welt“ schließlich achtete beim großen Abschied auch auf die Details, als Schweinsteiger nach gut einer Stunde ausgewechselt wurde: „Der Kapitän ging von Bord. Und mit ihm die Kapitänsbinde, die gab er nicht ab, musste er auch nicht abgeben. Ein in der Geschichte der Nationalelf wohl einmaliger Vorgang.“