Am Boden: nicht nur der VfB-Innenverteidiger Timo Baumgartl ist bitter enttäuscht. Foto: dpa

Der Abstieg des VfB ist nach den Pfingstfeiertagen großes Thema in den deutschen Zeitungen. Es gibt harte Kritik an den Verantwortlichen, beißenden Spott – aber auch tröstende Worte.

Stuttgart - Der Abstieg des VfB in die zweite Ligabewegt nicht nur die Fans in Stadt und Region. In ganz Deutschland ist der Untergang des Bundesligatankers ein zentrales Thema. 2007 noch Meister, neun Jahre später abgestiegen – wie konnte es nur so weit kommen? Mit dieser Frage beschäftigen sich am Dienstag auch die großen Medien in der Republik.

Über die „Chronik eines angekündigten Abschieds“ schreibt die „FAZ“ und sieht im VfB-Abstieg „die logische Konsequenz einer Zeit, in der die Schwaben zu viele falsche Entscheidungen trafen und allzu sprunghaft auf ihren Abwärtstrend reagierten“. Das Blatt sieht den Verein nun „fällig für die Runderneuerung“. Die Wende zum Guten sei für den VfB möglich – „sofern er die richtigen Konsequenzen aus seinem vorhersehbaren Malheur zieht“. Es gehe „um den überfälligen Anschluss eines in die Jahre gekommenen Riesen an die Fußball-Moderne“.

Bernd Wahler und Robin Dutt – „zwei notorische Pechvögel“, findet die „FAZ“

Dafür, so schreibt die „FAZ“, seien „neue Männern, neue Ideen und neuer Schwung“ nötig. „Zwei notorische Pechvögel“ seien der (zurückgetretene) Präsident Bernd Wahler und der (um sein Amt kämpfende) Manager Robin Dutt – für sie „dürfte im VfB der Zukunft kaum noch Platz sein“. Andernfalls drohe dem VfB „das Los anderer alter Meister der Bundesliga, die wie der 1. FC Kaiserslautern oder der TSV München 1860 längst zum Inventar zweiter Klasse gehören“.

Mit der Rolle und dem Auftreten von Robin Dutt beschäftigt sich auch die „Süddeutsche Zeitung“, die den VfB nach dem Abstieg „im Management-Chaos“ versinken sieht. Nach dem Abgang von Wahler und der Ablösung von Trainer Jürgen Kramny „richten sich alle Augen auf Sportvorstand Robin Dutt“, der „mit beneidenswertem Selbstbewusstsein den Unersetzlichen“ mime. Der Aufsichtsrat des VfB, der über Dutts Zukunft zu befinden habe, befinde sich „in einer selbstgeschmiedeten Zwickmühle“, da es außer dem Manager im Club niemanden mit Bundesligaerfahrung gebe. Doch müsse der Club „bei den anstehenden Personalentscheidungen mehr Mut wagen, auch exotische Gedanken und Lösungen zulassen“.

„Aus Stuttgart wurde Kaputtgart“, schreibt die „Bild“-Zeitung

Hart geht derweil die „Bild“-Zeitung mit dem VfB-Manager ins Gericht. „Dutt schiebt Fehler von sich, beschönigt trotz Katastrophen-Bilanz seine Arbeit. Und: Er kämpft mit allen Mitteln um seinen Job, klebt an seinem Stuhl.“ An die vielen Gegentore erinnert das Boulevardblatt, an die Mallorca-Reise im Saisonendspurt und daran, dass in den vergangenen eineinhalb Jahren „alles noch viel schlimmer“ geworden sei, als unter den von Dutt vor einem Jahr kritisierten Vorgängern. Die Folge: „Aus Stuttgart wurde Kaputtgart.“

Die VfB-Offensive – „blutleerer als ein hungriger Egel“, höhnt „Zeit online“

Mit Spott reagiert dagegen „Zeit online“ auf den Abstieg. „Schon seit Jahren versucht der VfB hartnäckig mit seiner ihm eigenen Mischung aus Inkompetenz und Selbstüberschätzung den Abstieg zu schaffen. Dieses Mal hat es geklappt.“ Das Spiel in Wolfsburg sei der letzte Beweis für die Stuttgarter Unfähigkeit gewesen: Die VfB-Abwehr habe „wieder einmal ein Zweikampfverhalten wie beim Babyschwimmen“ gezeigt, die Offensive sei „blutleerer als ein hungriger Egel“ aufgetreten.

Ein bisschen Trost spendet immerhin die „Süddeutsche Zeitung“, die sich nicht allein mit dem Abstieg der VfB-Profis beschäftigt, sondern auch mit dem der Stuttgarter Kickers und des VfB II. Zwar werde der 14. Mai 2016 „als Totensamstag in die Sporthistorie des Stuttgarter Fußballs eingehen“. Doch immerhin: „Es bleibt noch das Ballett.“