Laura Halding-Hoppenheit war überwältigt Foto: Christian Hass

Die Wirtin Laura Halding-Hoppenheit hat Rosa von Praunheim zur „Mimose“ erklärt – den Regisseur, der ihr ein Filmdenkmal gesetzt hat. Mit vielen Weggefährten feierte sie Premiere im Cinemaxx.

Stuttgart - Blumen sind – um es freundlich zu sagen – nicht gerade das, von dem eine Frau wie Laura Halding-Hoppenheit träumt. In Wahrheit hasst die Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, die Queen des Kings Club, die Kämpferin gegen Aids und die fraktionsübergreifend geschätzte Linken-Stadträtin florale Präsente. Sascha Diener, Chef des Stuttgarter Cinemaxx-Kinos, konnte dies nicht wissen. Zur Premiere des Films „Laura – Das Juwel von Stuttgart“ von Rosa von Praunheim überreichte er der roten Diva, deren Lieblingswort „Horrrror“ mit ganz vielen Rs ist, einen nicht gerade billigen Strauß.

Die Geehrte wedelte damit kurz für die Fotografen, um die Blumen postwendend dem Absender zurückzuschenken. Seine Kollegen, meinte Sascha Diener lächelnd, würden sich bestimmt darüber freuen.

Laura, wie sie von allen nur mit dem Vornamen genannt wird, will lieber Ideen verbreiten als Blumen gießen. Und fürs Bügeln ist sie ebenso wenig geschaffen. Ihr Credo gegen die Ehe lautet: „Ich habe so viele Männer – warum sollte ich einem Trottel daheim die Hemden bügeln?“

Als „Mutter der Schwulen“ ist ihre Familie riesig. In einer Familie darf man deutliche Worte sagen. Rosa von Praunheim sei eine „Mimose“, rief sie zur Begrüßung im überfüllten Kinosaal (Zuschauer saßen auch auf der Treppe) ins Mikro. Am Morgen habe der Regisseur angerufen, um ihr mitzuteilen, dass er 40 Grad Fieber habe und nicht zur Premiere kommen könne. „Was soll das?“, fragte sie, „ich arbeite auch bei 40 Grad Fieber.“ Aber so seien Männer halt – Weicheier!

Als endlich der Film laufen sollte, passierte nichts. Im dunklen Saal blieb die Leinwand dunkel – für sechs lange Minuten. Der Cinemaxx-Chef hatte versäumt, dem Kinovorführer das Zeichen zum Start zu geben. Als er ihn per Handy anrief, stand dieser draußen auf der Feuertreppe und stürzte in der Eile auch noch. Der Saal blieb dunkel, in den jemand hineinrief: „Laura, so einen großen Darkroom hattest du noch nie!“ Schallendes Gelächter. Gute Stimmung am Welt-Aids-Tag, den sich die gebürtige Rumänin für die Premiere ausgesucht hatte.

In welchem Darkroom und in welcher Finsternis des Lebens auch immer – stets gilt es, Vorsicht zu wahren. Die Aids-Gefahr ist nicht gebannt, auch wenn die Krankheit aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden scheint.

Als Anfang der 1980er die Aids-Angst erschreckende Ausmaße annahm, wandelte sich Laura von der exotisch-flippigen Schwulenfreundin zur politischen Aktivistin. Vom Rand aller Gruppen ist die Mutter von zwei Kindern (ihr Sohn Raoul Halding-Hoppenheit ist heute Beigeordneter und Stadtkämmerer  in Gummersbach) bis in die Mitte der Gesellschaft vordrungen. Aus allen Parteien waren Vertreter bei der Premiere dabei. Lauras Familie ist sehr groß. Gesehen: Sängerin Romy Haag, Entertainerin Lilo Wanders, Pianist George Bailey, Designer Tobias Siewert, Ex-Bürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch, Frl. Wommy Wonder, Ex-Intendant Gerhard Woyda, MdB Stefan Kaufmann, Pädagoge Volker Merz .

Laura war überwältigt von so viel Zuneigung und Beifall. Ihren Plan, bis 100 weiterzumachen, hat sie prompt erweitert: „Jetzt will ich 120 werden!“ Wenn das Leben mit 120 nur kein Horrrror ist.