Mit ihrer neuen Show „Respekt!“ gastiert Frl. Wommy Wonder sechs Wochen lang in der Sparda-Welt hinterm Hauptbahnhof . Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Respekt kennt Unterschiede, aber keine Vorurteile: Für die neue Sommershow „Respekt!“ wählt Frl. Wommy Wonder ein ernstes Thema – und erntet Lachsalven. Sechs Wochen lang lockt Stuttgarts Travestie-Lady wunderbar gaga in die Sparda-Welt. Das Premierenpublikum liegt ihr zu Füßen

Stuttgart - Zuerst die gute Nachricht von der Premiere: Bereits der erste Abend des Marathon-Sommerlaufs von Wommy Wonder in ihrer neuen Show „Respekt!“ zeigt, dass man in Stuttgart der Hitze gut entfliehen kann. Ein kühler Ort, weil perfekt klimatisiert, ist der Spielort des Zwei-Meter- Fräuleins hinterm Bahnhof. Auch wenn es heiße Nummern im dreistündigen Solo-Programm gibt, ist das Publikum in der Sparda-Welt nicht zum strapaziösen Schwitzen verurteilt. Erst wenn es nach Schlapp-Lachen und K.o-Klatschen raus in die Nacht geht, melden sich die tropische Temperaturen zurück. Cool ist’s also bei dieser Wuchtbrumme mit Herz, die ihrerseits unter ihrer gummistarken Perückenaufbauten vor Schweiß zerläuft wie ein Schokokuss in der Sonne.

„Das war die beste Wommy in 34 Jahren“, jubelt Humorist Winfried Wagner, 69, der seit 40 Jahren auf der Bühne steht und am 23. Dezember sich von dieser im Renitenz-Theater in den Ruhestand verabschiedet. Dass die Travestiekünstlerin, heißer als der Sommer, ganz allein agiert (wenn man von Gotthilf Fischer absieht, der von der LED-Wand ein Loblied auf Gesangsvereine dirigiert) stört den Bäcker-Darsteller Wagner alias Laible nicht – im Gegenteil. „Natürlich waren früher gute Gäste da“, sagt er, „aber wir sind vor allem gekommen, um Wommy zu sehen und nicht Zehn-Minute-Auftritte von anderen.“ Aus wirtschaftlicher Sicht sei es vernünftig, sich auf sich allein zu besinnen. Im wahren Leben ist Wommy ewig alleinstehend. Ihr Herz will die Lady nicht einzeln vergeben – aus gutem Grund: „Das wäre unfair gegenüber den anderen, die mich nicht bekommen.“

„Ich bin Schwäbin. Und das ist gut so“

In der neuen Show geht es um Respekt von Minderheiten. Wommy ist minderheitenmäßig doppelt belastet. „Ich bin schw...“, stottert sie und nimmt ihren Mut zusammen: „Ich bin Schwäbin. Und das ist gut so.“ Falsche Vorstellungen bestünden über Schwaben. Es stimme nicht. dass sie nicht aus sich herausgehen könnten, sagt das Fräulein: „Das tun wir, wenn sich der Weg und das Ziel lohnen.“ Merke: Schwäbinnen sind ganz anders, als man denkt.

Als Putzfrau Elfriede Schäufele steigen die Pointen-Beats per minute noch weiter an. Wommy hat ihren Leberwursttag, erfährt das Publikum (dabei: Lotto-Fee Chris Fleischhauer, Modesigner Tobias Siewert, der Künstler Marcelo Pivoto alias Schwester Bärbel, die Musiker Buddy Bosch, Wolfgang Selje und Peter Anders), denn die Leber ist ihr heut’ wurst. Und sie preist Cannstatts Vorzüge an: „Cannstatt ist wichtig, sonst wären wir zu schnell in Fellbach.“

Ballett-Legende George Bailey, schon unter John Cranko Korrepetitor, erinnert sich, wie er Wommy vor 30 Jahren zum ersten Mal sah. „Ich kam nach Hause und sagte, die hat die schönsten Beine der Stadt.“

Wommys Beine sind länger als die von Nadja Auermann

Heute wissen wir: Wommys Beine sind 126 Zentimeter lang – zwei Zentimeter länger als die von Nadja Auermann. So endlos wie Wonders Beine scheint ihr Fundus an Pointen zu sein, die selbst Witzbuch-Schreiber Winfried Wagner zu 90 Prozent nicht kannte. Jetzt schnell noch die schlechte Nachricht: Sie fällt mangels Masse aus. Respekt! Wer auf Wommy steht, muss hin! Karten gibt es bei www.reservix.de oder unter Telefon 0711/90 797 92 oder per E-Mai an: tickets@wommy.de