Der neue VfB-Trainer Huub Stevens nimmt vor dem Spiel in Bremen den Druck von seinem Team. Foto: Bongarts

Souverän und mit viel Schalk geht Huub Stevens seine erste schwere Aufgabe mit dem VfB Stuttgart in Bremen an. Obwohl die Schwaben um den Klassenerhalt bangen müssen, setzt der erfahrene Coach die Messlatte nicht zu hoch an.

Souverän und mit viel Schalk geht Huub Stevens seine erste schwere Aufgabe mit dem VfB Stuttgart in Bremen an. Obwohl die Schwaben um den Klassenerhalt bangen müssen, setzt der erfahrene Coach die Messlatte nicht zu hoch an.

Stuttgart - Huub Stevens genoss die erneut aufflammende Debatte über sein autoritäres Image sichtlich. Trotz des extremen Drucks vor seiner ersten Partie als Trainer des abstiegsbedrohten VfB Stuttgart bei Werder Bremen reagierte der als „harter Hund“ geltende Niederländer bei der Pressekonferenz äußerst locker und humorvoll. „Ich finde es super, dass Menschen mich als knurrig und hart abstempeln“, sagte er am Donnerstag grinsend. „Eines weiß ich: Ich versuche ehrlich zu sein.“

Sportvorstand Fredi Bobic bescheinigte dem Hoffnungsträger im Kampf um den Klassenerhalt: „Er ist absolut ehrlich. Das ist eine wichtige Tugend - und manchmal auch hart.“ Angesprochen auf ihre gemeinsame Zeit bei Hertha BSC, wo Stevens Trainer des auch damals unbequemen und eigenwilligen Stürmers war, sagte Bobic: „Er hat mich auch mal in den Arm genommen, aber auch in den Hintern getreten.“

Stevens kann es nicht nachvollziehen, dass es für Erstaunen sorgt, wenn er - wie bei den Trainingseinheiten in Stuttgart mehrfach geschehen - Spielern freundschaftlich auf die Schulter klopft. „Manchmal kann man auch Spaß haben“, betonte der Routinier. Es amüsiert ihn köstlich, dass er „jetzt auf einmal als der liebe Trainer“ gelte.

Allerdings räumte Stevens ein, dass er sich in den zurückliegenden 15 Jahren verändert, weiterentwickelt und mehr Lebenserfahrung gewonnen habe. Sein Motto sei: „Ein Tag, an dem man nichts lernt, ist nichts wert.“ Diesen Prozess will er mit den VfB-Profis fortsetzen.

Stevens bezeichnet Sieg in Bremen nicht als absolutes Muss

Erst seit Sonntag fungiert Stevens als Nachfolger von Thomas Schneider, der nach dem enttäuschenden 2:2 gegen Schlusslicht Eintracht Braunschweig und davor acht Niederlagen in Serie beurlaubt worden war. „Die Mannschaft ist gut drauf“, sagte er. „Ich merke, dass die Spieler konzentriert und willig sind.“ Aber es sei nicht einfach, das Team nach nur vier Tagen zu beurteilen.

Die Frage, was sich seit dem Trainerwechsel entscheidend verändert habe, wollte der Manager nicht beantworten. „Das wäre nicht fair“, sagte Bobic. „Und ich bin mir sicher, dass Huub keine Blumen von mir braucht.“ Bei den öffentlichen Trainingseinheiten war indes klar zu erkennen, dass unter Stevens trotz aller Lockerheit zwischendurch prinzipiell ein anderer Ton und ein anderes Klima herrschen: mehr Dampf, eine klare Ansprache und klare Kommandos sind kennzeichnend.

Obwohl der Tabellen-15. nur noch einen Punkt von einem direkten Abstiegsplatz entfernt ist, wollte Stevens einen Sieg in Bremen am Samstag (15.30 Uhr/Sky) nicht als absolutes Muss bezeichnen. „Es geht darum, ein gutes Spiel zu absolvieren und erfolgreich zu sein“, sagte er. Ein Erfolg könne auch sein, eine Basis für die kommenden Spiele zu schaffen. Natürlich sei ein Sieg dabei hilfreicher und schaffe auch mehr Selbstvertrauen.

Das zuletzt viermal in Serie ungeschlagene Werder weist als Tabellen-Elfter acht Punkte mehr als die Schwaben auf. „Bremen spielt Fußball mit wenig Risiko und aus einer guten Organisation heraus“, charakterisierte Stevens das Team seines Kollegen Robin Dutt. Nach zwei Siegen und zwei Unentschieden sei der Gegner „stabil“.

Um an der Weser bestehen zu können, müsse auch der VfB „stabil“ auftreten: nicht nur in der Organisation, sondern auch mental. Welchen Spielern er bei seiner Premiere vertraut, wollte Stevens nicht verraten. Auch nicht, ob es einige personelle Veränderungen geben werde. Klar ist nur, dass neben einigen Verletzten Timo Werner aktuell fehlt. Wegen der Abiturprüfungen hat der Jungprofi trainingsfrei. „Das Abi hat Vorrang“, betonte Bobic. Im Kader soll der Stürmer trotzdem stehen.