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Bundesligist MTV Stuttgart gewinnt ersten Wettkampf in der Scharrena mit 77:9 gegen Heidelberg.

Stuttgart - Nicht nur die Fußballer des VfB mussten sich am Samstag gedulden - auch die Turner des MTV Stuttgart hatten Verspätung. Wegen des Verkehrschaos rund um die Mercdes-Benz-Arena begann auch ihr Wettkampf gegen die KTG Heidelberg mit einer Viertelstunde Verspätung. Die Bundesligaturner nahmen's gelassen - über ein halbes Jahr hatten sie auf ihre Premiere in der Scharrena gewartet, da kam es auf weitere 15 Minuten nicht mehr an.

Rund drei Stunden später war ohnehin alles vergessen. Der MTV Stuttgart hatte den badischen Aufsteiger mit 77:9 Score- und 12:0 Gerätepunkten deklassiert, sich die Chance auf das Finale um die deutsche Meisterschaft am 26. November in Berlin gewahrt und war vor allem begeistert von der Stimmung in seinem neuen Turn-Wohnzimmer. "Diese Halle ist wie für uns gemacht", so Trainer Waleri Belenki, und Routinier Thomas Andergassen erklärte: "Die Scharrena ist ein Traum. Es macht brutal viel Spaß, weil die Zuschauer richtig nah dran sind." Bisher hatten die Turner ihre Duelle in der Vaihinger Hegelhalle ausgetragen.

Rund 1000 Zuschauer hatten Stau und Parkplatzmangel getrotzt und gesehen, wie die Stuttgarter das Derby von Beginn an dominierten: 9:6 am Boden, 17:0 am Pauschenpferd, 11:1 an den Ringen, 13:0 am Sprung, 9:2 am Barren und 18:0 am Reck. "Wir haben damit gerechnet, dass wir gewinnen, aber dass es so klar wird, hätten wir nicht gedacht", sagte Andergassen, der zwölf Scorepunkte beisteuerte. Top-Scorer war der Luxemburger Sascha Palgen (19) vor Philip Sorrer (17) und WM-Turner Sebastian Krimmer (14). Allerdings mussten die Heidelberger, die durch die Niederlage auf den letzten Tabellenplatz abrutschten, auch ohne ihren Europameister Flavius Koczi (Achillessehnenprobleme) auskommen.

Das Turnteam Stuttgart sicherte sich durch den Sieg zumindest die Teilnahme am kleinen Finale um Platz drei. Bei einem Sieg im letzten Wettkampf bei der bislang zweitplatzierten TG Saar (19. November) wäre sogar das große Finale um die deutsche Meisterschaft drin. "Das wird ein echter Endkampf. Schade, dass wir nicht zu Hause turnen, die Scharrena wäre zum Hexenkessel geworden", sagte Andergassen. Gegner im Finale wäre Straubenhardt. Das Team um Fabian Hambüchen sicherte sich mit dem 50:11 gegen Saar einen Wettkampftag vor Schluss Rang eins der Tabelle.

Dass am Samstag fast zeitgleich zum Bundesliga-Wettkampf direkt nebenan der VfB Stuttgart vor 60000 Zuschauern gegen Borussia Dortmund spielte (1:1), hat die Turner übrigens nicht gestört. "Ein-, zweimal haben wir ein bisschen Jubel gehört", erzählte Andergassen. Und vor der ebenfalls 15 Minuten später angepfiffenen Partie sowie in der Halbzeitpause und nach dem Schlusspfiff blickten neugierige Fußballfans durch die Fensterfront zwischen Stadion und Scharrena hinab auf die Turner. "Das ist eine Superwerbung fürs Turnen", sagte Andergassen: "Vielleicht haben wir dem einen oder anderen ein bisschen Lust gemacht, sich auch mal einen Wettkampf von uns anzuschauen."