Foto: Leif Piechowski

Für die Neuauflage des Abba-Musicals im Palladium-Theater bewerben sich 600 Sänger und Tänzer. Die Premiere des Stücks ist im Februar.

Stuttgart - Die konzentrierte Stille ist fast greifbar. Schweiß läuft, es ist gerade noch Zeit für letzte Dehnübungen. Dann geht es los: Hundert Körper wirbeln im Takt, Anweisungen hallen durch den Raum. Jede korrekte Bewegung bedeutet einen Schritt näher zum lang ersehnten Ziel.

Es geht Schlag auf Schlag beim Tänzercasting für die Rückkehr des Erfolgsmusicals „Mamma Mia!“ nach Stuttgart. 500 bis 600 Bewerber wollen im Palladium-Theater des SI-Centrums von Montag bis Freitag ihr Schauspiel-, Sing- und Tanztalent unter Beweis stellen. Sie wurden vorab aus tausenden Bewerbern ausgewählt und kämpfen nun in täglichen Gruppen von etwa 100 um die begehrten 40 Rollen.

„Spaß, Temperament, Individualität“ – danach sucht die amerikanische Choreografin Frances Chiapetta bei den nervösen Tanzanwärtern. Und natürlich eine schnelle Auffassungsgabe, denn ohne die kommt man bei der komplizierten Schrittfolge nicht mit.

In der Jury sitzen der künstlerische Leiter Alexander Grünwald, Theaterleiter Antonio Schmidt sowie Casting-Direktor Ralf Schaedler, und machen sich eifrig Notizen. Auf deren Basis fällt dann bis Ende Oktober die Entscheidung, wer dabei sein wird.

Bewerber stammen aus ganz Europa

Beim Casting sind Multitalente gefragt: Während eine Gruppe tanzt, muss die andere vorsingen, hinterher wird getauscht. „Es gibt viele sehr junge Rollen, das ist perfekt für Berufseinsteiger,“ sagt Schaedler. Der 41-jährige begleitet seit fünf Jahren den Entstehungsprozess von Bühnenshows und reist dafür aus Hamburg an, der Deutschland-Zentrale des Veranstalters Stage Entertainment. Bundesweit betreibt Stage elf Theater, von denen das Palladium zu den größten gehört.

Die „Mamma Mia!“-Bewerber kommen aus ganz Europa. Schwede Fredrik Andersson (27) aus Söderköping spielt bereits als Zweitbesetzung im Ensemble des aktuellen Stuttgarter Musicals „Rebecca“. „Einspringer zu sein macht Spaß, weil man für ganz unterschiedliche Rollen eingesetzt wird,“ sagt er. Auch jetzt hofft er wieder auf diese Position.

„Mamma Mia!“ handelt von der alleinerziehenden Mutter Donna, die mit Tochter Sophie auf einer traumhaften griechischen Insel eine Taverne betreibt. Als Sophie entdeckt, dass sie drei mögliche Väter hat, und diese prompt zu ihrer Hochzeit einlädt, beginnen allerlei amüsante Verwechslungen und ein temporeiches Rätselraten. Schwung und Spaß garantieren die 22 geschickt in die Geschichte eingewebten Songs der schwedischen Superband Abba.

"Trotzdem bei jedem Casting aufgeregt"

Weil das Musical von 2004 bis 2007 bereits über 1300 mal in Stuttgart aufgeführt wurde, hat man nun besonders viele Bewerber eingeladen, um auch für die Reprise eine frische, mitreißende Besetzung zu finden. „Beim Casting haben wir schon eine Idee und suchen dann ganz gezielt die Typen aus, die dazu passen,“ so Schaedler. Überraschungen gebe es aber immer.

Yael de Vries (30) aus Zürich in der Schweiz hofft auf eine der jüngeren Hauptrollen. Sie hat bereits Einiges an Musical-Erfahrung und ist „trotzdem bei jedem Casting aufgeregt,“ erzählt sie in der kurzen Pause zwischen zweistündigem Choreografietanzen und Vorsingen.

„Mamma Mia!“ lockte seit seiner Weltpremiere im April 1999 weltweit 50 Millionen Besuchern in die Theater, fünf Millionen davon allein in Deutschland. Auch der 2008 entstandenen gleichnamigen Kinofilm mit Meryl Streep wurde ein Kassenerfolg. „Mamma Mia!“ läuft momentan auch in London, New York, Japan, Frankreich, Argentinien, Brasilien und Mexiko.Am 14. Februar 2013 feiert das Musical erneut Premiere in Stuttgart.