Celeste de Moriae Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Galmaour, Federn und Pailetten: Beim ersten Burlesque Festival in Stuttgart gaben sich die Stars der Szene ein Stelldichein. Der Siegerpokal geht nach Italien.

Stuttgart - Lada Redstar, Marlene von Steenvag, Jacques Patriatique: Beim ersten Stuttgarter Burlesque-Festival waren nicht nur die Namen der Darsteller vielversprechend. Die Kunst, Striptease mit Ausdruckstanz und Comedy zu mixen, wurde auf internationalem Niveau vorgeführt – acht Jahre nachdem das Friedrichsbau-Varieté die Gattung in der Stadt eingeführt hat. Hinter dem Festival, das am Freitag im Keller Klub mit der Wettbewerbsnacht begann und am Sonntag mit Workshops endete, stecken der Klub-Betreiber Carlos Coelho und der Stuttgarter DJ Elmar Jäger, bekannt bislang für das Reggae-Projekt Sentinel Sound. Seine Frau ist Fanny Favola, die gemeinsam mit Raunchy Rita und Fräulein Flauschig für die hiesige Burlesque-Szene steht.Und jetzt also das Festival, mit zwei Runden und einem richtigen Pokal für die Siegerin. Bei der sogenannten Contest Night im Keller Club traten elf Tänzerinnen an, aus Deutschland, der Schweiz, aus Italien und Portugal. „Wir hatten ein starkes Feld“, sagte Jäger bei der Grand Gala am Samstag im Friedrichsbau-Varieté. Die Theatermacher am Pragsattel, die bis Ende Oktober eine eigene Burlesque-Produktion zeigen, waren von Anfang an begeistert von der Idee. Der Aufwand für einen Abend hat sich gelohnt, die Gala war ausverkauft. Im Publikum: viele junge Menschen, manche Männer mit Fliege, einige Frauen mit ondulierten Haaren und Sixties-Kleidern. Der Sprung vom rockigen, intimen Club in den großen Saal gelang, der Beifall verriet die Szenekenner.

Was bekamen sie geboten? Die gesamte Bandbreite des getanzten Striptease. Im ersten Teil traten die fünf Besten vom Freitag gegeneinander an: Celeste de Moriae aus Esslingen in einem Traum aus türkis-rosa Federn, Curly Gumbo Lee aus Lausanne im barock-orientalischen Look mit Zungendolch, Whiskey Falls aus Großbritannien als Grande Dame samt roter Riesen-Boa, Luise L’Amour mit einer melodramatischen Performance und Nuit Blanche aus Italien, die sich von der Schneeflocke ins Ipanema-Girl verwandelte.Im zweiten Teil präsentierten sich die Stars der Branche: Aurora Galore aus London mit einer atemlos getanzten Show, der Wiener Jacques Patriatique mit seinem schrägen Marsianer-Auftritt, die Berlinerin Lada Redstar, die das klassische Pin-up-Girl verkörpert, und, ebenfalls aus Berlin, Marlene van Steenvag, die alles zeigte, was die Gattung ausmacht: Federn, Pailletten, Glimmer. Nach dem Motto der Moderatorin Sandy Beach: „Wenn’s nicht glitzert, ist es kein Oberteil.“

Schräge Marsianer-Show

Am Ende gewann Nuit Blanche, und Fräulein Wommy Wonder, die in der Jury saß, zog Bilanz: „Burlesque ist quasi Strip, aber dann doch nicht“, so die Travestie-Lady, die beeindruckt war, dass sich auch „dralle Personen“ auf der Bühne zeigten, mit viel Spaß am eigenen Körper. Wobei: „Ich bin ja nicht die Zielgruppe.“