Die neue Generation des Sprinters feierte am Dienstag Premiere. Foto:  

Daimler erneuert den großen Transporter, der erstmals auch in einem US-Werk produziert werden soll. In Deutschland wird der Sprinter in Düsseldorf und Ludwigsfelde bei Berlin gefertig.

Duisburg - Im Düsseldorfer Transporterwerk von Daimler herrscht Hochbetrieb. Die Produktion läuft jeden Tag in drei Schichten. Das ist alles andere als normal, weil der nächste Modellwechsel beim Mercedes-Benz Sprinter unmittelbar bevorsteht. Am 1. März soll die Fertigung der neuen Generation anlaufen, wobei das bisherige Modell noch eine Zeit lang weiter produziert werden soll. Ab Juni soll der neue große Transporter in Europa auf den Markt kommen. Solch ein Wechsel führt normalerweise dazu, dass Kunden mit der Bestellung warten, bis das Modell mit der neuesten Technik auf dem Markt ist.

Zudem versucht auch VW, den Wettbewerb zu verschärfen. Während Daimler früher den VW Crafter, der auf der Plattform des Sprinters basierte, im Auftrag der Wolfsburger produzierte, läuft der neue Crafter nun in einem neuen VW-Werk in Polen vom Band. Doch der Wegfall des VW-Auftrags habe mühelos ausgeglichen werden können, berichtet Volker Mornhinweg, der Chef der Transportersparte von Daimler. „Wir brauchen jedes Fahrzeug, das wir produzieren können und haben immer noch zu wenige“, sagt Mornhinweg bei der Weltpremiere des neuen Sprinters am Dienstag in Duisburg. „Unser neues Flaggschiff startet mit kräftigem Rückenwind“, so der Manager.

Van-Sparte fährt Rekordabsatz ein

Auch im Werk Ludwigsfelde bei Berlin wird in drei Schichten gearbeitet. Dort werden die Sprinter mit offener Ladefläche und Fahrgestelle hergestellt, während in Düsseldorf die geschlossenen Kastenwagen produziert werden. Die starke Nachfrage hat dazu beigetragen, dass die Van-Sparte der Stuttgarter im vergangenen Jahr erneut einen Rekordabsatz einfahren konnte. Der Schub kommt dabei laut Mornhinweg nicht allein von den Paketdiensten, die florieren seit der Onlinehandel immer mehr zunimmt. Die Nachfrage sei vielmehr auf breiter Front stark.

Vor vier Jahren war dies nicht zu erwarten. Damals ging die Angst um die Arbeitsplätze in Düsseldorf um, weil das Unternehmen beschlossen hatte, den neuen Sprinter auch in einem neuen US-Werk zu produzieren. Die USA haben sich nach Deutschland zum zweitgrößten Markt für den Sprinter entwickelt. Bis jetzt wurden die Fahrzeuge in Deutschland hergestellt, für den Transport in die USA zerlegt und dort wieder zusammengebaut, was hohe Kosten verursachte. Dadurch sparte Daimler aber einen Importzoll von 25 Prozent. Mit der Produktion in Nordamerika kann der Autobauer nicht nur die Kosten senken, sondern auch rascher auf Schwankungen der Nachfrage reagieren, weil der zeitaufwendig Seetransport entfällt. In der zweiten Jahreshälfte soll nun die Produktion im US-Werk im Bundesstaat South Carolina anlaufen.

Bis zu 650 Stellen werden in Düsseldorf abgebaut

Als der Bau des US-Werks geplant wurde, einigte sich das Unternehmen mit dem Betriebsrat auf den Abbau von 650 Stellen in Düsseldorf über ein Abfindungsprogramm. Im Gegenzug versprach Daimler einen Verzicht auf Kündigungen sowie Investitionen für eine Modernisierung des Werks. Insgesamt arbeiten heute 6500 Mitarbeiter an dem Standort. Daimler ist damit nach Angaben von Werkleiter Armin Willy der größte industrielle Arbeitgeber in Düsseldorf. In den vergangenen Jahren sind für den neuen Sprinter 450 Millionen Euro in Düsseldorf und Ludwigsfelde investiert worden. Weltweit wurden für die neue Generation der wichtigsten Transporter-Baureihe der Stuttgarter von der Entwicklung über die Produktion bis zum Vertrieb laut Daimler-Chef Dieter Zetsche rund 2,5 Milliarden Euro investiert.

Im vergangenen Jahr ist der Stellenabbau in Düsseldorf angelaufen. Weil die Nachfrage nun ungewöhnlich stark ist, könnte es laut Mornhinweg sein, dass weniger Arbeitsplätze gestrichen werden als zunächst vereinbart. Auf eine Zahl will er sich aber nicht festlegen. „Wir fahren auf Sicht“, sagt der Chef der Van-Sparte. Im nächsten Jahr soll der Sprinter auch als Elektrovariante auf den Markt kommen, die ebenfalls in Düsseldorf produziert wird. Daimler will Zug um Zug sämtliche Transporterbaureihen als Stromer anbieten. Dies ist Teil einer Zukunftsinitiative, die auch darauf zielt, nicht nur Fahrzeuge, sondern viele Service- und Mobilitätsangebote drumherum anzubieten. Der Sprinter sei der erste Van, der ein voll vernetztes Gesamtsystem anbiete, sagte Mornhinweg. Zu diesen Angeboten gehört viel Software für digital vernetzte Logistiksysteme und beispielsweise automatisierte Regalsysteme.