Der Chef von Lidl Deutschland, Christian Härtnagel Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Mit Preissenkungen auf Butter, Nudeln oder Käse weckten die Discounter zuletzt die Hoffnungen der leidgeplagten Verbraucher. Doch der Chef von Lidl in Deutschland dämpft die Erwartungen - und verrät, welche Marke zunächst nicht mehr bei Lidl zu finden sein wird.

Der Chef von Lidl Deutschland hat Hoffnungen auf eine rasche umfassende Preiswende gedämpft. Zuletzt habe Lidl bei über 700 Produkten die Preise gesenkt, sagte Christian Härtnagel am Mittwoch im Hauptsitz der Deutschlandverwaltung in Bad Wimpfen. „Aber wir sitzen auch noch in Verhandlungen mit der Industrie, bei denen Forderungen nach Preissteigerungen auf dem Tisch liegen.“

Es sei noch nicht so, dass man sich ausschließlich über sinkende Einkaufspreise unterhalte, sagte Härtnagel. „Die Preissteigerungen, die wir teilweise auch berechtigt zahlen, können und wollen wir nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben.“ Auf der anderen Seite gehöre für Lidl auch dazu, schnell zu reagieren, wenn es Entspannung auf den Rohstoffmärkten gibt, sagte er mit Blick auf die vergangenen Preissenkungen auf Butter, Nudeln oder Käse.

Auch Handelsexperten gehen davon aus, dass das Preisniveau vor der Inflation nicht mehr so leicht zu erreichen sein wird. Realistisch sei, dass die Discounter und Supermärkte verstärkt mit zeitlich begrenzten Angeboten werden, sagte etwa der der Geschäftsführer des Instituts für Handelsforschung (IFH) in Köln, Kai Hudetz.

Derzeit müssten die Kunden bei Lidl auf nahezu keine Marke verzichten, sagte Härtnagel. „Die Ausnahme ist Haribo. Wir sind hier bisher zu keiner Übereinstimmung gekommen, die Verhandlungen laufen. Mit unseren Eigenmarken haben wir aber auch immer eine gute Alternative im Angebot.“ Zuvor hatte die „Wirtschaftswoche“ über den Streit berichtet. Immer wieder kommt es zwischen Händlern und Herstellern zu solchen Auseinandersetzungen. Zuletzt war etwa bekannt geworden, dass Edeka von über einem Dutzend Konzerne nicht mehr beliefert wird.

In 31 Ländern betreibt Lidl rund 12 000 Filialen

Die Preisverhandlungen seien intensiv, berichtete Härtnagel. „Wir kennen die Entwicklung der Rohstoffmärkte. Wir wissen ungefähr, wie viel Personal- und Energiekosten in den einzelnen Produkten stecken. Und wir tun alles, um zum Verhandlungserfolg zu gelangen, damit wir eben auch den bestmöglichen Preis an die Kunden weitergeben können.“

Lidl erkenne an, dass die Hersteller Kostensteigerungen bei Energie oder Rohstoffen haben. „Natürlich ist die ein oder andere Forderung angemessen. Wir verhandeln intensiv, damit die Preissteigerungen im Rahmenbleiben – und verhandeln etwas länger, wenn diese aus unserer Sicht unangemessen sind.“

In Zeiten der Inflation hätten die Discounter ihre Marktanteile steigern könne, das gelte auch für Lidl, sagte Härtnagel. „Die aktuelle Situation führt generell zu höheren Umsätzen und zu steigenden Marktanteilen, gleichzeitig sehen wir Herausforderungen auf anderen Seiten des Unternehmens.“

Lidl feiert sein 50-jähriges Bestehen. Das Unternehmen aus der Schwarz Gruppe, zu der auch Kaufland gehört, war mit einem Umsatz von rund 100 Milliarden Euro 2021 der größte Discounter der Welt. In 31 Ländern betreibt Lidl rund 12 000 Filialen. In Deutschland arbeiten laut Härtnagel demnächst bald 100 000 Menschen bei Lidl. Hierzulande erwirtschaftete das Unternehmen 2021 einen Umsatz von 24,3 Milliarden Euro. Zum Gewinn macht Lidl keine Angaben.