Edeka Südwest hat den Milchbauern eine Preisgarantie gegeben. (Symbolbild) Foto: dpa

Deutsche Milchbauern geraten durch Preis-Dumping immer mehr unter Druck. Sie kämpfen um die Existenz. Edeka Südwest will den Abwärtstrend stoppen - mit einer Preisgarantie für regionale Milch.

Offenburg - Der Lebensmittelhändler Edeka Südwest gibt angesichts der Milchkrise regionalen Landwirten künftig eine Preisgarantie. Das Unternehmen reagiere damit auf den Preisverfall bei Molkereiprodukten, sagte Geschäftsführer Rudolf Matkovic in Offenburg der Deutschen Presse-Agentur. Edeka Südwest werde die Zahlungen für regionale Markenprodukte der Molkereien in seinem Absatzgebiet unverändert lassen. Dem Abwärtstrend beim Milchpreis werde so entgegengewirkt. Davon profitierten die örtlichen Landwirte. Ihnen werde ein stabiler Milchpreis zugesichert.

Die Milchbauern leiden seit Monaten unter Niedrigpreisen. Als Grund gilt das Überangebot auf dem europäischen Milchmarkt. Der Deutsche Bauernverband begrüßte daher die angekündigte Garantie. Die Preise seien jetzt aber schon so niedrig, dass die Bauern rote Zahlen schrieben, sagte Verbandssprecher Michael Lohse. Am Ende müsse deshalb bei den Landwirten mehr von dem Geld ankommen, das die Verbraucher im Laden zahlten. Er hoffe, dass die Initiative zu Gesprächen mit dem Handel führe, sagte Lohse.

Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland, Stefan Genth, wies allerdings jüngst die Verantwortung der Branche von sich: „Wer Supermärkte und Discounter verantwortlich macht, redet am Thema vorbei: Die Preisbildung für Milch und Fleisch erfolgt auf dem Weltmarkt“, sagte er. Die aktuelle Initiative von Edeka Südwest wollte der Verband auf Nachfrage nicht kommentieren.

Nach einem Bericht der „Lebensmittel Zeitung“ hat der Einzelhandel in der aktuellen Preisrunde erste Kontrakte abgeschlossen, die die Milch für den Verbraucher noch einmal um rund 10 Cent pro Liter billiger machen könnten. Der Sprecher des Bauernverbands sagte dazu: „Eine Billigpreis-Strategie ist nicht der richtige Weg.“ Auch die Verbraucher seien an einer Erhaltung der heimischen Landwirtschaft interessiert.

Der niedrige Milchpreis beschäftigt inzwischen sogar das Bundeskartellamt. Die Wettbewerbsbehörde geht dem Verdacht nach, ob die Milchbauern durch die in der Branche üblichen langfristigen und umfassenden Verträge mit den Molkereien in ihrer Wettbewerbsfreiheit eingeschränkt werden und der Markt so gegen neue Molkereien abgeschottet wird.

Bauernverband sieht auch die Politik in der Verantwortung

Edeka Südwest mit Sitz in Offenburg ist nach eigenen Angaben die zweitgrößte von sieben Edeka-Regionalgesellschaften in Deutschland. Sie beliefert 1350 Lebensmittelmärkte in ganz Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, im Saarland sowie im Süden von Hessen und Teilen Bayerns. Nur für diese Gebiete gelte die Vereinbarung. Die anderen Edeka-Regionalgesellschaften in Deutschland agierten eigenständig und seien unabhängig von der Aktion im Südwesten.

Die geplante Preisgarantie dürfe sich trotzdem nicht auf eine Region und ein regionales Produkt beschränken, sagte der Sprecher des Bauernverbands. Außerdem dürfe sie nicht nur von einem Handelsunternehmen kommen. Die Supermarktketten Kaufland und Lidl wollten auf Nachfrage nichts zur Idee einer Preisgarantie sagen. Man werde zunächst die Entwicklungen am Wettbewerbsmarkt beobachten, teilte Kaufland mit.

Matkovic von Edeka Südwest sagte, in den Verhandlungen mit den Molkereien bestehe sein Unternehmen darauf, dass die Erlöse der gleichbleibenden Einkaufspreise an die Landwirte weitergegeben werden. Die Aktion laufe zunächst unbefristet. Mehrere Molkereien seien dafür gewonnen worden. Landwirte und regionale Molkereien stünden zunehmend unter dem Druck internationalen Preis-Dumpings und würden so in der Existenz gefährdet.

Der Vorstandsvorsitzende der Edeka-Zentrale, Markus Mosa, hatte am Dienstag bei der Bilanzvorlage gesagt, Edeka sei sogar bereit, mehr als den Marktpreis zu bezahlen, wenn dadurch mehr Vielfalt erhalten bleibe. „Aber wir können nicht viel machen. Wir haben keine direkte Geschäftsbeziehungen zu den Bauern, sondern zu Molkereien.“

Der Bauernverband sieht neben dem Handel auch die Politik in der Verantwortung. So sei Auslöser für die Krise auf dem Milchmarkt etwa das Russland-Embargo gewesen, sagte Verbandssprecher Lohse. Kurzfristig könnten Bürgschaftsprogramme in Not geratenen Milchbauern unterstützen. Daneben forderte der Bauernverband steuerpolitische Hilfen bis hin zu Steuerstundungen.