Ein Brauer nimmt einen Probe aus dem Sudkessel. Foto: imago stock&people/imago stock&people

Brauereien und Hersteller von Mineralwasser kämpfen mit steigenden Kosten. Doch diese sind nicht das einzige Problem.

„Wegen der Kostenexplosion ist eine Erhöhung der Preise schlichtweg unumgänglich“, meint Hans-Walter Janitz, der Geschäftsführer des Baden-Württembergischen Brauerbunds. Praktisch alles, was die Brauereien zur Bierherstellung brauchten, sei teurer geworden – Energie ebenso wie Rohstoffe. Zudem habe die Coronapandemie die Rücklagen vieler Brauereien „längst aufgezehrt“, berichtet Janitz.

Carl Glauner, der geschäftsführende Gesellschafter der Brauerei Alpirsbacher Klosterbräu mit 120 Mitarbeitern und einem Umsatz von 22 Millionen Euro Umsatz meint, einige Brauereien würden die Preise wohl noch zum Ende des Jahres erhöhen. „Wir haben dies nicht geplant, aber wir prüfen, inwieweit dies im kommenden Jahr nötig sein wird“. Alpirsbacher hatte seine Preise zum Beginn des Jahres bereits um drei Prozent erhöht.

Ähnlich wie der Brauer aus dem Schwarzwald sieht dies auch Uli Zimmermann, Chef der Brauerei Berg in Ehingen an der Donau mit ihren 60 Mitarbeitern. „Dieses Jahr wird es bei uns keine Erhöhung geben, aber es ist fraglich, wie es im nächsten Jahr weitergehen wird“, sagt Zimmermann. „Die Kosten etwa für Gerste und Malz, werden weiter steigen“, befürchtet Zimmermann. Zudem klagt die Branche über einen Mangel an Kohlensäure: „Es drohen Produktionsausfälle bis hin zu Schließung von Brauereien“, meint Janitz. Alpirsbacher indes hat eine eigene Anlage, um sich mit Kohlensäure zu versorgen., die etwa zum Abfüllen des Bieres benötigt wird – und damit dieses nicht schal schmeckt.

Kein Ende der Durststrecke

„Was derzeit passiert, sprengt alle Dimensionen“, meint Holger Eichele, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauerbundes. Bei Braumalz habe es Kostensteigerungen um 100 Prozent gegeben, bei Kronkorken um 70 Prozent und bei neuem Glas um 80 Prozent. „Ein Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht“, so Eichele. Noch sei die Kostenexplosion nicht bei den Kunden im Supermarkt und in der Gastronomie angekommen. „Aber es ist klar, dass derartige Kostensteigerungen, wie wir sie aktuell erleben, irgendwann auf den Preis umgelegt werden müssen“ – wann und in welcher Höhe, das allerdings sei Sache der einzelnen Brauereien.

Preiserhöhungen für Sprudel

Was für die Brauer gilt, gilt auch für die Anbieter von Mineralwässern. Thomas Fritz, geschäftsführender Gesellschafter von Ensinger in Vaihingen/Enz mit 170 Beschäftigten und einem Umsatz von 40 Millionen Euro Umsatz etwa meint, kein Hersteller könne auf Preiserhöhen verzichten könne, „wenn er nicht den Bestand des Unternehmens gefährden wolle“. Neben anderem ist für Ensinger etwa das Papier für die Etiketten auf den Flaschen um 25 bis 30 Prozent teurer geworden. Kohlensäure kann sich Ensinger durch einen Vertrag mit einem Lieferanten, der über Quellen verfügt, zwar noch besorgen, wohl aber zu höheren Preisen. Seit Beginn des Jahres sei Kohlensäure um 20 Prozentteurer geworden. „Wir erhalten im Moment nur Lieferungen, um die Produktion aufrecht zu erhalten“, berichtet der Firmenchef. Vorräte anzulegen, sei im Moment nicht möglich. Immerhin aber muss er sich nicht zu den noch höheren Preisen auf dem Spotmarkt eindecken. Dort sind die Preise explodiert, weil weniger Düngemittel produziert werden und damit auch weniger Kohlensäure anfällt. „Die ganz große Dynamik kommt noch“ sagt Fritz. Dann nämlich, wenn neue Verträge für Materialien und Rohstoffe abgeschlossen werden müssen. Da zur Glasherstellung viel Energie nötig ist, rechnet das Unternehmen mit zwischen 30 Prozent und 50 Prozent höheren Kosten für Glasflaschen. Mitte des Jahres jedenfalls hat Ensinger seine Preise bereits um acht Prozent erhöht. Wann genau die nächste Preiserhöhung kommt, ist noch nicht klar – wohl aber, dass diese kommen wird.

Romina rechnet mit höheren Kosten

Auch der Mineralwasserhersteller Romina aus Reutlingen mit 134 Mitarbeitern und einem Umsatz 34 Millionen Euro wird wohl die Preise erhöhen: „Diese Entwicklung wird uns in den kommenden Monaten sich nochmals zur Anpassung der Abgabepreise zwingen“, meint Geschäftsführer Achim Jarck zu seinen gestiegenen Kosten. Wie andere muss auch Romina mehr für Glas, Energie oder Etiketten bezahlen und mit Engpässen kämpfen. Bei Kohlensäure ebenso wie bei Tragegriffen für Sixpacks. Eine Preiserhöhung vom Herbst 2021 jedenfalls sei durch die inzwischen gestiegenen Kosten bereits aufgezehrt worden. „Die Mehrkosten können wir mit Blick auf die Endverbraucherpreise jedoch erneut nicht komplett weitergeben“, so der Romina-Geschäftsführer. Jarck rechnet damit, „dass weitere Kostensteigerungen auf uns zukommen“. Weder bei den Preisen noch bei der Versorgung sei „mittelfristig“ eine Besserung zu erwarten. „Es ist davon auszugehen, dass die Mineralbrunnen die immensen Kostensteigerungen nicht lange abfedern können“, meint denn auch Maik Hünefeld vom Verband Deutscher Mineralbrunnen.