Mehr für die Fahrkarten im VVS bezahlen? Nicht im Jahr 2020, meint man im Stuttgarter Rathaus. Dort hofft man auf die Signalwirkung des neuesten Beschlusses. Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Die große Mehrheit im Gemeinderat und OB Kuhn wollen die Fahrpreise im Jahr 2020 einfrieren, die CDU auch noch länger. Ein neuer Beschluss darüber soll ein Signal vor allem an die Landkreise in der Region sein.

Stuttgart - OB Fritz Kuhn (Grüne) und das Gros der Stadträte dringen darauf, dass der Verkehrsverbund VVS 2020 eine Nullrunde einlegt, also die Fahrpreise unverändert lässt. Am Mittwoch bekräftigte der Verwaltungsausschuss die Entschlossenheit der Stadt dazu – ein Signal an das Land und die Landkreise der Region, den VVS gemeinsam zu entschädigen.

Grundlage ist das Ergebnis von Verhandlungen, die OB Kuhn als VVS-Aufsichtsratsvorsitzender führte. Die Nullrunde in 2020 koste rund 20 Millionen Euro, sagte Kuhn. Rechne man den Effekt eines Fahrgastzuwachses heraus, blieben zehn Millionen Euro übrig. Davon wolle das Land zunächst nun 33 Prozent und nicht mehr nur 25 Prozent übernehmen. Auf die Stadt kämen Kosten von 2,84 Millionen Euro zu.

Das Signal anlässlich der Tarifzonenreform soll verstetigt werden

Das Problem: Eine einzige Nullrunde wirkt sich in gleicher Weise in der Folgezeit aus. Nach dem fünften Jahr würde die Stadt sogar je 3,1 Millionen zu tragen haben, weil das Land seinen Anteil dann doch auf 25 Prozent begrenzen will. Wenn nun ein einziger Landkreis nicht mitmache, sagte Kuhn, „müssen wir 2020 die Tariferhöhung um durchschnittlich 1,9 Prozent machen“. Im VVS-Aufsichtsrat kommt es am 3. Dezember zum Schwur. Lehnt er die Nullrunde ab, wollen die Stadträte die 2,84 Millionen Euro für tarifliche Verbesserungen einsetzen, die Stuttgart allein beschließen kann. Manche Fraktionen denken da an 365-Euro-Jahrestickets auch für Auszubildende und für Personen, die Meisterschulen besuchen, nicht mehr nur für Stuttgarter Schüler in allgemeinbildenden Schulen. Andere Fraktionen streben noch mehr an.

Dass man das Signal 2020 noch verstetigen müsse, das man den Fahrgästen mit der Tarifzonenreform gab, steht für die meisten Fraktionen fest. Auch für Kuhn. Er hält es aber für voreilig, sich über 2020 hinaus festzulegen. Die CDU möchte nämlich auch 2021 eine Nullrunde – und vielleicht in weiteren drei Jahren, was ins Kuhns Augen „kostenmäßig das reine Abenteuer“ ist, falls das Land nicht die Einführung der Nahverkehrsabgabe und eine weitere Geldquelle für die Kommunen ermöglicht. Die FDP hält das Geld beim Ausbau des Nahverkehrs für besser angelegt als in einer Nullrunde, weil das bei Einzeltickets nur einen Preisvorteil von fünf Cent ausmache. Auch die Freien Wähler lehnen die Nullrunde 2020 ab.