So günstig wie von Juni bis August wird der Nahverkehr nicht mehr. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Ein bundesweites Günstigticket würde den Umbau des Tarifsystems des Verkehrsverbunds nach sich ziehen. Zum 1. Januar steigen die Preise. Für viele wird das Ticket aber auch günstiger – ab März 2023.

Die Fahrkarten im Verkehrsverbund Stuttgart (VVS) werden zum 1. Januar um im Schnitt 4,9 Prozent teurer. Grüne, SPD und Linke/Pirat im Verkehrsausschuss des Regionalverbandes stimmten am Mittwoch gegen die neuen Preistabellen, blieben aber in der Minderheit, der VVS-Aufsichtsrat befasst sich am 12. Oktober damit. Womöglich muss der Verbund im Januar 2023 ganz neu über seine Ticketangebote nachdenken.

Bezuschusste Abos blieben

Denn sollten sich der Bund, der bisher 1,5 Milliarden Euro für ein Nachfolgemodell des 9-Euro-Tickets angeboten hat, und die Länder auf ein neues Monatsticket für 49 bis 69 Euro einigen, „dann ist unser Tarifsystem erledigt“, sagte Regionalrat Bernhard Maier (Freie Wähler). Das sei dann die „Entmachtung der kommunalen Selbstverwaltung“.

In der Debatte um das neue Günstigticket ist viel Bewegung. „Wir sollen jeden Tag etwas Neues rechnen“, sagte VVS-Geschäftsführer Horst Stammler. Klar sei, dass bei einem Bundesticket VVS-Angebote wie das bezuschusste Firmenabo erhalten blieben, ein 49-Euro-Ticket könne dann noch günstiger werden. Überlebenswichtig und vordringlich sei für die Nahverkehrsbetriebe aber, dass der Bund rasch die hohe Teuerung bei Diesel und Strom ausgleiche. In diesem Jahr greift auch noch der Corona-Rettungsschirm. Stammler erinnerte an die Einführung des landesweiten Jugendtickets im März 2023 für 365 Euro im Jahr, damit zahlten 40 Prozent der VVS-Kunden 30 Pr ozent weniger. Die Tariferhöhung bezeichnete er angesichts der Preissteigerung als moderat.

Kontroverse um Erhöhung

Rainer Ganske (CDU/ÖDP) nannte sie „notwendig“, Thomas Leipnitz (SPD) sieht dagegen nach dem Billigticket einen „Imageschaden“ durch die Erhöhung für den VVS. André Reichel (Grüne) warnte vor einer zweistelligen Steigerungsrate 2023, wenn man die Erhöhungssystematik fortschreibe. Christoph Ozasek (parteilos) forderte den Einstieg in die Drittnutzerfinanzierung und lobte das Beispiel Zürich, wo die Fahrpreise zuletzt 2016 erhöht worden seien.