Dynamische Stromtarife sind noch eine Nische, doch von 2025 an müssen alle Stromanbieter sie zur Wahl stellen. Wem flexible Tarife etwas bringen und wie groß die Risiken sind.
Die Energiewende von den Fossilen hin zu den Erneuerbaren verändert das Stromsystem und die Tarife. Manche Stromanbieter haben bereits zusätzlich zu Festpreis-Verträgen dynamische Tarife im Portfolio, bald soll das sogar Standard sein. Ein Experte vom Geldratgeber Finanztip sagt, dynamische Tarif dürften seiner Einschätzung nach „immer relevanter“ werden. Was das bedeutet.
Was sind dynamische Stromtarife?
Schon heute gibt es dynamische Stromtarife, aber nicht alle Stromanbieter haben sie bisher im Programm. Von 2025 müssen sie das allerdings, so das Ziel. Anders als bei herkömmlichen Tarifen, die fix sind, verändert sich der Preis bei den dynamischen Variante in Abhängigkeit zur Strombörse. Zur Einordnung, was sich da gerade tut: Laut dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE gab es im ersten Halbjahr 2024 schon 307 Stunden mit negativen Strompreisen, das waren mehr als im ganzen Jahr 2023.
Wer profitiert davon?
Wer seinen Stromverbrauch steuern beziehungsweise verlagern kann, für den sind dynamische Stromtarife interessant. Interessant sind sie aber vor allem für Menschen, die große Stromverbräuche haben, die sie verlagern können – also mit einer Wallbox beispielsweise. Sie können ihren Strom dann einkaufen, wenn er günstig ist. Klassische Haushaltsgeräte wie Kühlschrank, Spül- oder Waschmaschine fielen im Vergleich zu den Großverbrauchern Wärmepumpe und E-Auto kaum ins Gewicht, so Benjamin Weigl von Finanztip.
Was sollte man beachten?
Verbraucher, die sich für dynamische Stromtarife interessieren, können sich bei den Vergleichsportalen im Internet informieren, den Rankings laut Verbraucherzentrale aber keine Bedeutung beimessen. Zudem raten die Verbraucherschützer, auf eine möglichst kurze Vertragslaufzeit zu achten, um rasch wieder in einen Festpreis wechseln zu können, falls sich der dynamische Tarif als problematisch entpuppt.
Der Energieexperte Benjamin Weigl vom Geldratgeber Finanztip weist darauf hin, dass dynamische Stromtarife nur mit einem Smart-Meter funktionieren, „das ist vielen Leuten nicht bewusst“. Für andere Zähler gebe es neben den gewöhnlichen Festpreistarifen auch variable Tarife, die monatlich abgerechnet werden; dies seien aber keine dynamischen Tarife.
Welche Risiken bestehen?
Während die Verbraucherzentrale in Durchschnittshaushalten nicht die richtigen Abnehmer für solche Tarife sieht, weil das Risiko steigender Preise die Vorteile bei Weitem überwiege, kommt Benjamin Weigl vom Geldratgeber Finanztip zu einem etwas anderen Schluss. Er nennt dynamische Stromtarife zwar auch Zukunftstarife, die heute noch keine große Rolle spielen. Doch es schade auch nicht, sie einfach auszuprobieren. Wer auf eine kurze erste Vertragslaufzeit von nur einem Monat achte, könne den Vertrag auch schnell wieder verlassen.