Bei den Kosten für Stuttgarts Friedhöfe, hier bei der Liebfrauenkirche in Bad Cannstatt, nimmt der Gemeinderat Zuschüsse bewusst in Kauf. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Die Linie des Stuttgarter Gemeinderates war bisher, bei Bestattungen auf eine komplette Kostendeckung zu verzichten. 2023 soll das grundsätzlich diskutiert werden.

Erstmals seit sechs Jahren befasst sich der Stuttgarter Gemeinderat wieder mit den Friedhofs- und Bestattungsgebühren. Im Mai 2017 war von dem Gremium ein Kostendeckungsgrad von 73,5 Prozent anvisiert worden, 2021 wurden aber nur noch rund 65,8 Prozent erreicht, der Aufwand lag um 6,8 Millionen Euro höher als die Gebühreneinnahmen.

Zu höhe Gebühren korrigiert

In Stuttgart gelten einheitliche Gebührensätze für alle Friedhöfe, auch wenn der Aufwand unterschiedlich sein mag. Durch geänderte Verrechnungen entstanden seit 2017 Positionen, bei denen die Gebühr über dem Aufwand liegt. Das macht die jetzigen Anpassungen laut Fachverwaltung nötig. Eine markante Position ist dabei die Genehmigung von Grabzubehör. Die Gebühr wird von 89 auf 79 Euro gesenkt, im Wiederholungsfall von 71 auf 60 Euro. Das betraf im vergangenen Jahr bei insgesamt 4857 Bestattungen immerhin 1904 Fälle. Wer als Musiker künftig eine Dauerzulassung beantragt, wird 61 statt 97 Euro bezahlen. Aufschläge finden sich auch zum Beispiel beim halbstündigen Einsatz von Friedhofspersonal, für das künftig 32 statt 25 Euro bezahlt werden müssen.

Während bei der Masse der Gebühren ein Aufschlag von ein bis drei Prozent vorgesehen ist, markiert die amtsärztliche Untersuchung Verstorbener vor der Einäscherung mit plus 68,57 Prozent auf 59 Euro die Spitze. Immerhin 1212 derartige Untersuchungen wurden 2021 vorgenommen. Eine Urnenbeisetzung ohne Feier (1924 Fälle) kostet künftig 260 statt 254 Euro.

Was wird aus Erweiterungsflächen?

Bis auf zwei Fälle mit marginalem Umfang bleiben die Grabnutzungsgebühren 2023 unverändert. Allerdings kündigt Technikbürgermeister Dirk Thürnau (SPD) für das kommende Jahr eine Debatte über die Gebühren an. Dann soll die Friedhofsentwicklungsplanung für die gesamte Stadt vorliegen. „Möglicherweise“ sei damit eine Umstrukturierung verbunden. Die Gräberfelder in der Landeshauptstadt gelten als überdimensioniert, seitdem die Mehrzahl der Menschen sich für eine Urnenbestattung entscheidet. 2021 zählte das Friedhofsamt 3503 Urnenbeisetzungen und noch 1354 Erdbestattungen. Dieses Verhältnis ist seit Jahren annähernd konstant, womit sich in diversen Bezirken die Frage stellt, was mit Flächen, die einst für die Erweiterung der Gräberfelder vorgesehen waren, absehbar aber nicht benötigt werden, alternativ geschehen könnte. Wohnungsbau ist dabei ein Thema.

Krematorium soll kostendeckend sein

Neben den Friedhofsgebühren werden 2023 auch die für die Einäscherung im städtischen Krematorium am Pragfriedhof angepasst, Ziel ist die volle Kostendeckung, was einen Aufschlag von 3,1 Prozent bedeutet. Die Einäscherung eines Erwachsenen kostet dann brutto 460 Euro. Mit ihrem Krematorium steht die Stadt im Wettbewerb mit privaten Anbietern. Provisionen gelten in der Branche als üblich. Die will auch die Stadt beibehalten. Als Vermittlungsprovision sollen Bestattungsunternehmen weiterhin 60 bis 80 Euro je Einäscherung erhalten.