Leroy Kwadwo (Mi.) von den Würzburger Kickers während des Spiels bei Preußen Münster, als es zu einer rassistischen Beleidigung kam, auf die die Preußen-Fans reagierten. Foto: dpa/Carsten Pöhler

In der Welt des Sports gibt es reichlich Absurdes, Seltsames und Lustiges. Daher kürt unsere Sportredaktion mit einem Augenzwinkern täglich die Sportsfreundin oder den Sportsfreund des Tages. Heute: Die Fußball-Fans von Preußen Münster.

Stuttgart - Der Name Preußen hat in Europa nicht überall einen angenehmen Klang, was mit Bismarck, Kaiser Wilhelm II., dem militärischen Drill und dem Nationalismus zu tun hat. Das alles liegt zwar schon lange Zeit zurück, doch in der Geschichte ist ein Jahrhundert soviel wie ein Jahr im Leben einer Riesenschildkröte. Nun existiert das Land Preußen seit einigen Jahrzehnten nicht mehr, wohl aber ist dessen Bezeichnung als Relikt in einigen Vereinsnamen geblieben – wie etwa bei Preußen Münster. Und auf die allermeisten Fußball-Anhänger des Vereins aus Nordrhein-Westfalen treffen die negativen Assoziationen, die manche mit Preußen verbinden, ganz und gar nicht zu.

Die Fans des Regionalligisten werden mit dem Fair Play Preis des Deutschen Sports 2020 ausgezeichnet, und zwar für ihr unüberhörbares und „lautstarkes Signal“ gegen Rassismus. Verteidiger Leroy Kwadwo von den Würzburger Kickers war vor genau einem Jahr beim Drittligaspiel in Münster von einem Fan des Heimteams rassistisch beleidigt worden. Die echten Preußen-Fans im Stadion reagierten prompt und skandierten „Nazis raus“, sie wiesen den Ordnungsdienst korrekt auf den Täter hin, der in hervorragender Pflichterfüllung des Personals gefasst und der Polizei übergeben werden konnte.

Vorbildlich. Es wäre eine geradezu wunderbare gesellschaftliche Entwicklung, wenn sich diese Art von alter preußischer Disziplin in allen Fußballstadien weltweit durchsetzen würde – und sich die Erinnerungen an Bismarck vor allem auf appetitliche Heringsbrötchen beschränken würden.