Von links: Anton List, Antonia Curic, Lehrerin Sabine Scheyhing und Amy Schoob von der Realschule im Aurain freuen sich über die Auszeichnung für ihr Projekt. Foto: Werner Kuhnle

Für ihren umweltschonenden Kaugummi haben Jugendliche der Bietigheim-Bissinger Realschule im Aurain (Kreis Ludwigsburg) bei einem Landeswettbewerb den zweiten Platz errungen. Die jungen Forscher spornt der Erfolg an. Ein neues Projekt steht schon.

„Hier ist es anders als sonst im Unterricht. Wir können einfach Sachen ausprobieren“, sagt Amy Schoob. Sie geht in die achte Klasse der Realschule im Aurain in Bietigheim-Bissingen und ist begeistert von ihrer Forscher-AG. Diese Begeisterung, die auch ihre 14 Mitschüler in der AG versprühen, hat jetzt Früchte getragen in Form eines Preises, den sie ausgerechnet für etwas bekommen haben, das im normalen Unterricht verboten ist. Die Schülerinnen und Schüler aus Bietigheim-Bissingen haben einen Kaugummi entwickelt, der frei ist von Mikroplastik. Dafür haben sie beim landesweiten Realschulwettbewerb „Nanu?!“ den zweiten Platz errungen. Intention des Wettbewerbs ist es, Unterricht mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen zu fördern.

 

Staatssekretärin Sandra Boser (links) mit dem Team der Realschule im Aurain und Tobias Pacher vom Verband Chemie.BW Foto: Verband Chemie.BW

Hintergrund für das Projekt der Bietigheimer Realschüler war, dass sich die Jugendlichen zum Thema Mikroplastik Gedanken gemacht haben. „Durch Mikroplastik als Kaumasse gelangt dieses in die Meere, wodurch Plankton stirbt, das CO2 bindet“, sagt Anton List, der zum dreiköpfigen Team der AG gehörte, welches das Projekt kürzlich beim Finale des Realschulwettbewerbs in Karlsruhe präsentierte.

Um die richtige Formel zu finden aus passender Konsistenz und Geschmack für ihren Kaugummi ohne Mikroplastik, mussten die Schüler ganz schön tüfteln und überlegen. Sie berieten sich dazu mit mehreren Apotheken aus der Umgebung und einem Zahnarzt. Schließlich kamen sie als Grundmaterial auf Chicle, ein Art Baumharz. „Der Vorteil ist, dass es irgendwann zu Bernstein wird, herkömmliche Kaugummis bleiben dagegen sehr viel länger im Boden“, sagt Anton List.

Chicle statt Mikroplastik

Nachdem das passende Material gefunden wurde, ging es aber auch um den Geschmack. Dabei mussten die Schüler, dem eher bitteren Geschmack von Chicle gegensteuern. Um das Projekt abzurunden, haben die Realschüler sogar die Kaugummi-Verpackungen selbst entworfen. Und das alles sehr zum Gefallen ihrer Mitschüler, denen der Kaugummi derart zusagte, dass die Packungen ständig leer waren.

Bei der Finalveranstaltung des Wettbewerbs mit zehn Finalistengruppen demonstrierten die Bietigheimer Schüler die unterschiedlichen Verfallsprozesse eines herkömmlichen Kaugummis und ihrer Entwicklung ohne Mikroplastik. „Wir waren sehr aufgeregt, aber unter den Teilnehmern herrschte überhaupt kein Konkurrenzkampf“, sagt Antonia Curic, die als Mastermind der Gruppe gilt.

Verbunden mit dem Preis waren 200 Euro für die Forscherausrüstung und 600 Euro zur freien Verfügung. „Die 200 Euro sind schon fast komplett verplant und die 600 Euro werden in ein neues Projekt investiert. Wir wollen damit den ersten Platz holen“, sagt die Lehrerin und AG-Leiterin Sabine Scheyhing. Worum es beim neuen Projekt geht, ist allerdings noch geheim.

Was ist Mikroplastik?

Kaum zu erkennen
Als Mikroplastik werden laut Umweltbundesamt Plastikstücke bezeichnet, die kleiner als fünf Millimeter sind. Sie sind also teilweise mit dem bloßen Auge schwer zu erkennen.

Sehr verbreitet
In Folie verpackte Lebensmittel, Kaugummi, Plastikspielzeug, Kunstfasern in Kleidung, Polymere in Waschmitteln, Polyamide in Kosmetika und sogar Putzschwämme: Alles enthält Plastik und wir nehmen es über Atemwege, Haut oder Schleimhäute auf.