Geschäftsführerin Lei Shen zeigt ihre preisgekrönte Batterie. Foto: Jonas Becker

Sax Power aus Erbach bei Ulm hat den als Rudolf-Eberle-Preis bezeichneten Innovationspreis des Landes gewonnen. Ein neuartiger Stromspeicher überzeugte die Jury.

Für Lei Shen steht fest: „Wir brauchen nächstes Jahr dringend noch 30 zusätzliche Leute.“ Im Zeichen von Energiewende und Klimaschutz hat ihr Unternehmen Sax Power unter mehr als 80 Bewerbern den ersten Platz beim Dr.-Rudolf-Eberle-Preis errungen – mit einer digital gesteuerten Batterie. Um den Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg waren diesmal 30 Kandidaten weniger ins Rennen gegangen als 2021. Damals war mit 110 Bewerbungen ein Spitzenwert erreicht worden. Der mit 50 000 Euro dotierte Preis soll an den ehemaligen baden-württembergischen Wirtschaftsminister Rudolf Eberle erinnern und wurde dieses Jahr bereits zum 38. Mal verliehen.

„Ohne die Innovationskraft gerade in den mittelständischen Unternehmen können die vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit kaum bewältigt werden“, sagte die baden-württembergische Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut bei der Auszeichnung der Preisträger. Im vergangenen Jahr stand die Miniaturisierung etwa von Werkzeugen im Blickpunkt, dieses Jahr konnte mit Energiemanagement gepunktet werden.

Das Unternehmen Sax Power aus Erbach bei Ulm errang nicht nur den ersten Platz, seine Batterie wurde auch mit einem Preisgeld von 25 000 Euro gewürdigt. Sax Power, erst 2019 von Geschäftsführerin Lei Shen zusammen mit ihrem Mann gegründet, hat der Jury eine neuartige Batterie vorgestellt: „Unser Speicher ist kleiner, leichter und kompakter als die herkömmlichen Batterien“, sagt Shen über den quadratischen, 50 Zentimeter breiten und 30 Zentimeter hohen Speicher.

Verzicht auf Wechselrichter

Dies aber ist noch nicht alles: „Der Verzicht auf einen Wechselrichter macht die Batterie auch preiswerter“, meint Shen zu der Innovation. Der Verzicht auf dieses Gerät, das bei üblichen Batterien den Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt, ist der Clou der Erfindung. Auch weil eine digitale Steuerung und eine spezielle Schaltung mit im Spiel sind, können die Speicher etwas anders aufgebaut werden als herkömmliche Batterien.

Erste Lieferungen für Photovoltaikbetreiber

Erste Kunden des in Ulm gegründeten Unternehmens sind Privatleute, die Strom aus ihrer Photovoltaikanlage speichern wollen, oder Elektriker, die solche Anlagen installieren. Doch weil im Ulmer Sciencepark kein Platz für eine Produktion vorhanden war, kam der Umzug nach Erbach, zuerst in Container. Inzwischen hat Sax Power im dortigen Industriegebiet für die nun 30 Beschäftigten ein neues Gebäude hochgezogen. Und kräftig Geld eingesammelt wurde auch – von Investoren aus Deutschland, den USA und China. Zudem gab es eine Förderung über das Pre-Seed-Pogramm des Landes Baden-Württemberg für Start-ups.

Die Speicher für Privatleute haben 5,2 Kilowattstunden – wer mehr will, kann auch mehrere der Speicher hintereinanderschalten. Im nächsten Jahr will Sax Power dann noch größere Batterien mit bis zu 100 Kilowattstunden anbieten – für den Strom aus großen Photovoltaikanlagen etwa von Bauern und Gewerbebetrieben.

Autohersteller zeigen Interesse

Im Gespräch ist das Unternehmen auch mit bekannten Autoherstellern. Diese zeigen unter anderem Interesse, weil Platzbedarf und Gewicht geringer als üblich sind. Shen aber kennt noch einen weiteren Pluspunkt: „Die Batterien senken die Spannung, wenn der Motor abgeschaltet wird, in 0,2 Millisekunden auf unter 16 Volt.“ Das kann gerade bei Autos wichtig sein: „Nach einem Kurzschluss bei einem Unfall gibt es also kaum eine Brandgefahr.“ Doch bis die ersten Batterien an Autobauer geliefert werden, wird es noch dauern: „Für die Entwicklung einer solchen Batterie braucht man mindestens fünf Jahre“, sagt Shen.

Batterien gut zu recyceln

Um 20 bis 30 Prozent höher als bei üblichen Batterien soll die Lebensdauer der Erfindung aus Erbach sein. Doch auch wenn der Speicher seinen Geist aufgegeben hat, drohen offenbar keine größeren Probleme. „Die Speicher können auch gut recycelt werden, da in ihnen kein Kobalt, kein Mangan oder Nickel drinsteckt“, meint Shen.

Suche nach Talenten

Da das Unternehmen bisher hauptsächlich geforscht und nur wenig verkauft hat, liegt der Umsatz erst bei etwa einer Million Euro. Doch nun soll es rasant aufwärtsgehen: „Nächstes Jahr wollen wir zehn Millionen umsetzen“, so die Pläne der Geschäftsführerin. Mit doppelt so vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als momentan: „Unser größtes Problem ist es, genügend talentierte Leute zu finden“, berichtet Shen.

Von Shanghai nach Erbach

Dabei hatte sie anfangs mit Batterien gar nichts zu tun. Aus Shanghai kam sie nach Deutschland und studierte in Darmstadt Bauingenieurwesen – weil ihr Freund sich ebenfalls nach Darmstadt aufgemacht hat. 20 Jahre lang war sie dann im Ehinger Werk des Baumaschinenherstellers Liebherr beschäftigt. Durch Wissenschaftler der Universität Ulm kam Shen dann mit der Batterietechnik in Berührung. Das ließ sie nicht mehr los. Das Risiko der Firmengründung hat sich, so wie es derzeit aussieht, gelohnt.

Die weiteren Gewinner des Innovationspreises

Wasser 3.0
Das 2020 von Geschäftsführerin Katrin Schuhen gegründete Unternehmen aus Karlsruhe bekam zusammen mit seinem Partner abcr 25 000 Euro für eine spezielle Analysemethode zur Feststellung der Belastung von Abwässern mit Mikroplastik und Mikroschadstoffen. Diese können mit Farbmarkern identifiziert und dann verklumpt und abgeschöpft werden.

Subsequent
 10 000 Euro erhielt das 2021 von Manuel Stein gegründete Unternehmen aus Konstanz.  Dieses hat eine neuartige Software zur Analyse von Bewegungen etwa beim Sport entwickelt. Aus einfachen Handyaufnahmen können etwa Positionsdaten beim Fußball gewonnen werden.

Olmatic
 Den mit 7500 Euro dotierten Preis der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft bekam Olmatic aus Freudenstadt für ein System zum Energiemanagement. Gründer und Geschäftsführer sind die drei Brüder Olma.