Für das allerletztes Konzert von Elton John in der Schleyerhalle gab’s einen Preis für den Superstar, der sich bei der Verleihung vertreten ließ (von links): Hans-Peter Haag, der Chef des örtlichen Veranstalters Music Circus, Klaus-Peter Matziol,der Geschäftsführer von Elton Johns deutschem Tourneepartner Peter Rieger Konzertagentur, und Schleyerhallen-Chef Andreas Kroll.  Foto: Steffen Schmid

Zum Abschied gab’s einen Preis für Elton John in Stuttgart. Sein allerletztes Konzert in der Schleyerhalle hat für unvergessliche Momente gesorgt – mit einer eindringlichen Botschaft des Superstars: Man sollte seine Zeit sinnvoll nutzen!

Stuttgart - Es hat gedauert, bis Elton John drei wichtige Worte sagen konnte: „I need help.“ (Ich brauche Hilfe). 1999 hat er diese drei Worte endlich sagen können. In der rappelvollen Schleyerhalle redet der 72-Jährige davon und ruft bei vielen seiner 10 000 Zuhörerinnen und Zuhörer Gänsehaut hervor. Aus der Drogensucht konnte sich der Superstar nicht alleine befreien. Das Leben kann nicht immer nur Party sein, macht er seinem Publikum klar, jetzt, da es heißt, Abschied zu nehmen.

Es tut gut, wenn man aufwacht und umsteuert, falls nicht alles rund läuft. Aus der Egozentrik, Selbstverliebtheit, dem Drogensumpf und den Bedrückungen einer jahrelang verdrängten Homosexualität hat ihn unter anderem seine Arbeit für die Elton John Aids-Foundation gerettet. Mit dem Song „Don’t Let The Sun Go Down On Me“, den er einst mit dem an den Folgen von Drogen gestorbenen Kollegen George Michael aufgenommen hat, rührt Sir Elton zu Tränen. Obendrein lässt er seine Wut auf die britische Politik raus, ruft herzhaft „Fucking Brexit“. Die Halle tobt.

Gleich nach der Show geht’s in der Limousine zum Flughafen

Selbst aus Berlin sind Fans nach Stuttgart gereist, weil die Farewell-Tour nur sechs Termine in Deutschland vorsieht, aber nicht in der Hauptstadt. „Es war großartig“, schwärmt ein Berliner Fan, „auch wenn die Akustik der Schleyerhalle mies war.“ Ein anderer Fan meint: „Elton John muss gar nicht aufhören! Der rollende Flügel hat ihn heute auf der Bühne hin- und her bewegt und könnte ihm mal den Rollator ersetzen.“

Wie immer fliegt der Poptitan in der Nacht nach Hause, wird in einer schwarzen Limousine gleich nach Showende nach Echterdingen chauffiert. Sein Zeitplan ist so eng, dass er den „Event Of The Year 2019“-Award, den Schleyerhallen-Chef Andreas Kroll vor dem Auftritt überreichen will, nicht selbst entgegennimmt. Dies erledigen für ihn Klaus-Peter Matziol, der Geschäftsführer von Elton Johns deutschem Tourneepartner Peter Rieger Konzertagentur, und Hans-Peter Haag, der Chef des örtlichen Veranstalters Music Circus Concerbüro.

In seiner Karriere war er neunmal in der Schleyerhalle

Nicht nur die Musik seines neunten und allerletzten Konzertes seiner Kariere in der Schleyerhalle (einmal sang er auch auf dem Schlossplatz) wird bei seinen Fans unvergesslich bleiben. Auch mit seinen Worten sorgt er für markante, sehr emotionale Momente, die tief in die Herzen seines Publikums dringen und noch sehr lange nachklingen werden.

In die Freude über ein einzigartiges Konzert mischt sich vor allem bei älteren Besuchern Traurigkeit. Man weiß: Es werden mehr von jenen Tage kommen, an denen man sagen muss: „Das ist das letzte Mal“.

Das erste Mal ist bei jedem Mensch ein elementares Erlebnis. Das letzte Mal, zu dem Elton John auf seiner zweijährigen Farewell-Tour rund um den Globus bittet, lädt zur Rückschau ein. Der Sänger ruft mit eindringlichen Worten zum Nachdenken auf. Seine Botschaft: Früher oder später sollte jeder seine Zeit sinnvoll nutzen und nicht mit Oberflächlichkeiten vergeuden. Man sollte nicht nur auf sich selbst schauen, sondern dort aktiv werden, wo es anderen nicht gut geht. Thank You, Sir!