Die Realität beim Schulschwimmen

Stuttgart - Mit „Wut und Enttäuschung“ hat Yvonne Göbel auf die Berichterstattung der Stuttgarter Nachrichten zur Situation des Schulschwimmens reagiert. Die Überschrift „Stuttgarter Kinder lernen immer besser schwimmen“ kann sie nicht nachvollziehen. Denn ihre Tochter Sophie besucht die dritte Klasse der Pragschule und kann nicht schwimmen. „Denn in dieser wird kein Schwimmunterricht angeboten“, sagt sie.

Was also ist dran, an der Statistik der des Schulamts, die aussagt: in jeder Stuttgarter Grundschule wird geschwommen und von rund 70 Prozent aller 72 Grundschulen können nach der vierten Klasse fast 90 Prozent der Kinder schwimmen. Gehört die Schule im Stuttgarter Nordern zu den unrühmlichen Ausnahmen?

Schulleiter Peter Burkhardt kann Sophies Mutter beruhigen: „In der vierten Klasse wird auch bei uns Schwimmen angeboten.“ Derzeit seien es 23 Viertklässler, die per Bus nach Feuerbach ins Hallenbad fahren. Aber alle werden es wohl nicht schaffen, die Ziele des Bildungsplans zu erreichen – nämlich 25 Meter am Stück zu schwimmen. „In dieser Gruppe haben wir elf sehr unsichere Kinder, die sich nicht einmal mit dem Kopf unter Wasser trauen“, sagt Burkhardt. Wenn alles perfekt laufe, dann schafft es die Sportlehrerin, dass aus dieser Gruppe weitere fünf Kinder schwimmen lernen. Die übrigen sechs sollen sich zumindest mit Hilfsmitteln im Wasser bewegen können. „Mehr können wir nicht leisten“, räumt der Schulleiter ein und hofft auf die Mithilfe der Eltern. Im Fall von Sophie wird das nicht klappen. Yvonne Göbel arbeitet im Dreischichtbetrieb, ihr Mann schichtet ebenfalls.

Weil Peter Burkhardt solche Lebenssituationen nicht fremd sind, denkt er darüber nach, bereits in Klasse 3 Schwimmunterricht anzubieten. Für Sophie käme diese Verbesserung allerdings zu spät.