Wühlmäuse sehen harmlos aus, können aber Schaden anrichten. Foto: dpa/Archivbild

Eine Angehörige findet es pietätlos, dass sich Mäuse durch das Grab ihrer Mutter wühlen. Mit ihrem Problem fühlt sie sich allein gelassen.

Seit 25 Jahren pflegt Maria Kantor das Grab ihrer Mutter auf dem Pragfriedhof in Stuttgart-Nord – und das voller Hingabe. Doch nun überlegt sie sich ernsthaft, ob sie den Friedhof überhaupt noch betreten will, so gruselig findet sie es seit Kurzem dort. Umgeschmissener Grabschmuck, tiefe Löcher und zerstörte Blumen böten ein Bild „wie aus einem Horrorfilm“, beschreibt es Maria Kantor. Außerdem fühlt sie sich dort beobachtet.

Wer nun denkt, dass es auf dem Friedhof spukt, irrt jedoch. Denn die Störenfriede sind äußerst real. Wühlmäuse treiben auf dem Friedhof ihr Unwesen. Der Schaden, den die kleinen Nager anrichten, ist beträchtlich. Bemerkt hat Maria Kantor die Löcher bereits vor rund drei Monaten. Inzwischen hat sie das Gefühl, dass die Mäuse immer frecher werden. „Ich klappere absichtlich laut mit der Gießkanne, doch sie schauen trotzdem aus den Löchern heraus“, erzählt sie.

Friedhofsamt will gegen die Nager nicht vorgehen

Wühlmäuse greifen von unten an. Sie graben unterirdische Gänge und werfen kleine Erdhügel auf, die leicht mit Maulwurfshügeln verwechselt werden können. Am liebsten fressen sie die Wurzeln von Gemüsepflanzen und von Obstbäumen, weshalb sie sich auch bei Gartenbesitzern häufig unbeliebt machen.

Doch auch Blumenzwiebeln stehen auf ihrem Speiseplan. Deshalb haben sie sich nun wohl den Pragfriedhof als Nahrungsquelle ausgesucht. Der Gedanke, dass die Tiere sich durch die Gräber wühlen, bereitet Maria Kantor schlaflose Nächte. „Ich finde das pietätlos“, sagt sie. Mit ihrem Problem fühlt sie sich allerdings allein gelassen. Sie hat sich bereits schriftlich an das Stuttgarter Garten-, Friedhofs- und Forstamt gewandt, jedoch keine Antwort erhalten. Der Friedhofsaufseher habe ihr bestätigt, dass das Problem bekannt sei. „Aber er sagt, dass man da nichts machen kann“, empört sich Maria Kantor. Das könne sie so nicht akzeptieren.

Neben der Stelle rund um das Grab ihrer Mutter ist noch eine weitere Stelle „nicht in unmittelbarer Nähe“ auf dem Pragfriedhof betroffen. Das teilt das Garten-, Friedhofs- und Forstamt auf Anfrage mit. Vonseiten der Stadt gibt es deshalb noch keinen Grund zum Eingreifen. „Grundsätzlich sind Friedhöfe parkähnliche Anlagen und bieten auch viele Rückzugsorte für verschiedenste Tierarten“, sagt Martin Thronberens, Sprecher der Stadt Stuttgart. Das Garten-, Friedhofs- und Forstamt beobachte aber sehr genau, ob es zu einer überdimensionalen Vermehrung von bestimmten Tierarten komme.

Hausmittel können Wühlmäuse vertreiben

Beim Naturschutzbund (Nabu) Baden-Württemberg wird man fündig, wenn es um tierfreundliche Hausmittel gegen die Plagegeister geht. „Wühlmäuse reagieren empfindlich auf Gerüche“, sagt Claudia Wild, Sprecherin beim Nabu. So könne man beispielsweise vergorene Buttermilch in die Gänge schütten, um sie zu vertreiben. Auch stark riechende Pflanzen wie beispielsweise Knoblauch, Kaiserkronen oder Steinklee meiden die Nager.

Maria Kantor bleibt wohl nichts anderes übrig, als auf Hausmittel zurückzugreifen. Da Wühlmaus-Weibchen jedoch bis Oktober zwei bis vier Würfe mit je zwei bis fünf Jungen zur Welt bringen, befürchtet sie, dass künftig auf noch mehr Gräbern des Pragfriedhofs die Spuren der kleinen Übeltäter zu sehen sein werden.