Die Schüler raten, wie viele Schadstoffe wohl in einer Zigarette stecken. Foto: Georg Linsenmann

Knapp 300 Schüler lernen während einer zweitägigen Aktion durch Suchtprävention, dass in Zigaretten zum Beispiel Blausäure steckt – und dass niemand rauchen muss. Auch die Risiken des Alkoholkonsums waren Thema.

Mühlhausen - Wenn die Kinder am Eingang der Versammlungshalle das „Tor der Entscheidung“ durchschreiten, dann hat das in diesen weltmeisterlichen Zeiten ausnahmsweise einmal nichts mit Fußball zu tun. Bälle dürfen sie trotzdem in die Hand nehmen. Kleine, weiße Tischtennisbälle, die sie in ein „Ja“- oder ein „Nein“-Behältnis legen sollen. Als Antwort auf die Frage: „Sind Freunde, die nicht rauchen und keinen Alkohol trinken, uncool?“ So landet die Nein-Fraktion an diesem Morgen einen absoluten Kantersieg, ohne jeden Gegentreffer.

Lernen durch Spaß

„Sie lernen durch Spaß“, betont Werner Mast, Präventionsbeamter beim zuständigen Polizeirevier Zuffenhausen. Das ist speziell an seiner Lern-Station, eine von insgesamt fünf, besonders deutlich zu sehen, denn hier dürfen die Siebtklässler der Bertha-von-Suttner-Realschule eine „Rauschbrille“ ausprobieren. Die Brille simuliert in zwei Stufen einen Alkoholgehalt von bis zu 1,5 Promille. Schwankend und stolpernd bewegen sich die jungen Leute durch den Kegelslalom, tastend und regelmäßig „voll daneben“ gerät der Versuch, eine kleine Figur zu platzieren. Und reichlich komisch wirkt das Bemühen, eine gerade blaue Linie geradeaus zu bewältigen: „Im wirklichen Leben ist das vielleicht eine Bordsteinkante, von der ihr abrutscht,“ erläutert Mast und fügt hinzu: „Und dann kann man ein Weile nicht mehr Fußball spielen. Wenn ihr auf der Straße landet, kann aber auch Schlimmeres passieren.“

Das ist der ernste Hintergrund, auf den der Spaß aufmerksam machen soll, und so gibt Mast den Schülerinnen und Schülern noch dies mit auf den Weg: „Ihr werdet sicher mit Alkohol in Verbindung kommen. Je später ihr aber damit anfangt, desto besser ist das für euren Körper. Und dann solltet ihr wissen, wann es genug ist. Kenne dein Limit!“ Wie Quiz-Fragen sind die Themen an der Station von Miriam Kraft und Tanja Jeutter von der Mobilen Jugendarbeit aufbereitet. Auch hier geht es um Alkohol – und darum, „zu wissen, wie ihr damit umgehen sollt, damit es nicht dumm wird“, führt Tanja Jeutter ins Thema ein. Was ist ein Filmriss? Kann man sich den Verstand wegtrinken? Hilft Kaffee gegen einen Rausch? Lebhaft sprudeln die Antworten, und Samet weiß, was alleine hilft: „Aufhören zu trinken.“

Mut und Selbstbewusstein sind der Schlüssel

Das zweite große Thema des Parcours ist neben Alkohol das Rauchen. Auch hier wird das breite Spektrum an Aspekten spielerisch aufgegriffen, wobei die große Schachtel mit den langen „Fluppen“ auch das Ziel signalisiert: „Wissen gefährdet Rauchen“. Auch hier wissen die Teilnehmer schon einiges. Ganz wenige räumen auch ein, es „schon mal heimlich getan“ zu haben. Und ganz bei der Sache sind sie auf die Frage, wie das Rauchen anfängt: „Weil man cool sein will. Das ist ein Gruppenzwang, obwohl man gar nicht will“, erklärt Maren. Was dagegen hilft? Filip zögert keinen Moment: „Mut und Selbstbewusstsein.“ Extrem vorbei zielen die Schüler, als sie schätzen sollen, wieviele verschiedene Schadstoffe in einer Zigarette stecken. Rund 4800 sind es. Und als sie erfahren, dass darunter auch Blausäure ist, der entscheidende Wirkstoff etwa im Rattengift, da wirken sie durchaus baff. Fast erleichtert meint Ivan: „Gut, das wir soviel Neues lernen.“ Sehr angetan von der Aktion ist auch Edda Reiter, die stellvertretende Bezirksvorsteherin Mühlhausens: „Es wirken hier viele zusammen: die Mobile Jugendarbeit Neu-Stein-Hofen und Freiberg-Mönchfeld, das Jugendhaus Neugereut, das Bezirksamt und natürlich die Schulen im Bezirk.“

Dass dort das Angebot auch bei der dritten Auflage auf so starke Resonanz stoße, das freue sie besonders: „Es ist wichtig, dass man an dem Thema dran bleibt, denn steter Tropfen höhlt den Stein. Das jedenfalls ist die Hoffnung.“ Schließlich hat sie noch ein Kompliment an die jungen Leute parat: „Es war klasse, wie sie mitgemacht haben, wie gebannt und engagiert sie die Themenfelder aufgenommen haben. Das zu sehen, das hat mich besonders gefreut.“