Das Logo des Projekts „ACHTUNG?!“ der Polizei Ludwigsburg. Foto: Polizeipräsidium Ludwigsburg

Mit dem Projekt „ACHTUNG?!“ sensibilisiert das Polizeipräsidium Ludwigsburg seit über zei Jahren für Extremismus und Radikalisierung an Schulen in den Landkreisen Ludwigsburg und Böblingen. Nun wird die Initiative landesweit an über 50 Schulen angeboten.

Ludwigsburg - Die Themen Radikalisierung und Extremismus spielen im Leben vieler Jugendlicher eine wachsende Rolle. Ob im Schulalltag, im Freundeskreis oder im Internet – die Wege, auf denen gerade junge Menschen mit extremistischen Gruppen in Berührung kommen können, sind vielfältig.

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Die Polizei Ludwigsburg sensibilisiert im Rahmen des Präventions-Projekts „Achtung?!“ seit über zwei Jahren Jugendliche und Pädagogen an Schulen in den Kreisen Ludwigsburg und Böblingen für die Art der Anwerbung der extremistischen Gruppen und zeigt die Mechanismen einer Radikalisierung auf.

Verschiedene Formen des Extremismus

In Baden-Württemberg gab es im letzten Jahr laut dem Landesamt für Verfassungsschutz 3679 Personen, die mit Islamextremismus in Verbindung gebracht wurden, 1630 Rechtsextremisten und 2780 Linksextreme. Dazu kommen 4335 sogenannte Ausländerextremisten, also Ausländer oder Deutsche mit Migrationshintergrund, die sich im Umfeld extremistischer Ausländerorganisationen, wie beispielsweise der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), bewegen.

Seit dem 2. Juli wird die Initiative landesweit an über 50 Schulen angeboten. Der Projektleiter und Kriminaldirektor Jürgen Hauber schildert die Anfänge: „Zu Beginn des Jahres 2015 wandte sich ein Berufsschullehrer aus dem Kreis an uns, da er bei Schülern Tendenzen von religiös motiviertem Extremismus bemerkte und nach Hilfe suchte.“ Schnell wurde den Verantwortlichen klar, dass hier Präventionsbedarf herrschte. „Wenn Jugendliche merken, dass sich ihre Handlungen oder Ansichten damit legitimieren lassen, dass ihr radikales Weltbild in ihrer Religion oder Ideologie verankert ist und Erwachsene sich dann hinter dem Schleier der Toleranz oder des Unwissens verstecken und den Jungen nicht den richtigen Weg weisen, ist es Zeit zu handeln.“

Eltern sollen Anzeichen erkennen

Mit Lehrveranstaltungen, Vorträgen und Elternabenden soll über religiös motivierten Extremismus oder Rechtsextremismus an Schulen aufgeklärt werden. In diesem Rahmen wurde auch etwa 2000 Eltern erläutert, wie radikale Gruppen ticken und wie sie bei der Nachwuchswerbung vorgehen oder bei welchen Anzeichen sie bei ihren Kindern aufhorchen sollten. Dabei ist es egal, um welche Extremismus-Art es sich handelt. „Das Prinzip, mit dem Radikale aus unterschiedlichen Lagern Jugendliche für ihre Sache gewinnen wollen, unterscheidet sich im Prinzip nicht voneinander. Das Vorgehen ist beispielsweise bei Salafisten und Rechtsextremisten relativ ähnlich“, sagt Hauber.