Unerwünschter Eindringling: Die Beratungsstelle des Referats Prävention gibt gratis Tipps zum Schutz. Foto: dpa

Präventionsstreifen in Wohngebieten, Info-Veranstaltungen für Bürger und Plakat-Aktionen der Polizei zum Thema Einbruch zeigen ihre Wirkung. Doch wo eingebrochen wird, ist immer unberechenbarer.

Ludwigsburg - Als in den Jahren 2014 und 2015 die Einbruchszahlen in Ludwigsburg plötzlich in die Höhe geschnellt sind, zeigte sich deutlich, welche Gebiete bei Einbrechern besonders beliebt sind. Nämlich solche, die nah an einer Autobahn oder der S-Bahn liegen. Inzwischen scheint das den Gaunern egal zu sein. Auch in Oßweil, Hoheneck oder sogar im abgelegenen in Poppenweiler wird eingebrochen.

Fast die Hälfte scheitert

Die gute Nachricht: Insgesamt sind die Einbruchszahlen im Landkreis Ludwigsburg um 14 Prozent gesunken: Von 616 Fällen im Jahr 2015 auf 531 im Jahr 2016. Für das Jahr 2017 kann die Polizei noch keine Tendenz nennen, da die dunkle, einbruchsintensive Jahreszeit jetzt erst beginnt.

Zurückzuführen sei die gesunkene Zahl zum einen durch die Aufstockung der Ermittlungsgruppe Einbrüche der Kriminalpolizei, erklärt der Polizeisprecher Peter Widenhorn. Zum anderen hätten die Präventionsmaßnahmen der Polizei dazu beigetragen. Fast die Hälfte der begonnenen Einbrüche, so Widenhorn, bleibe inzwischen im Versuchsstadium stecken. „Daneben steigt die Zahl der Anrufe, mit denen verdächtige Wahrnehmungen gemeldet werden.“

Wachsame Nachbarn sind wertvoll

Die seit 2015 laufende Kampagne gegen Wohnungseinbruch zeitigt also Wirkung. Die Aktion steht auf drei Säulen. Erstens: Infoveranstaltungen für Bürger mit dem mobilen Beratungs-Truck des Landeskriminalamts. Zweitens: Präventionsstreifen, die durch Wohngebiete fahren und gezielt den Kontakt mit den Anwohnern suchen. Drittens: Plakat-Aktionen zum Thema „Wachsamer Nachbar“. Wie diese drei Säulen wirken, erklärt Ralf Single, der stellvertretende Leiter des Referats Prävention.

Bei Infoveranstaltungen lernen die Besucher, wie sie sich mit ganz einfachen Mitteln gegen Einbruch schützen können. Zum Beispiel nicht mehr die Rollläden runterlassen, wenn man verreist. Das mache der Schwabe zwar gerne, in der Annahme, sein Haus so gegen Einbruch zu schützen, weiß Single. Doch der Experte weiß auch, dass damit das Gegenteil bewirkt wird: „Damit signalisiert man, dass niemand zu Hause ist.“ Und da der Sichtschutz heute eher aus schwachem Kunststoff bestünde, schützte er auch nicht vor Gewalt. Elektrisch gesteuerte Rollläden seien geeigneter, um Anwesenheit vorzugaukeln.

Wer rackern muss, zieht weiter

Hat ein Einbrecher sich davon nicht täuschen lassen, versucht er sich meist an der Terrassentür oder an einem Fenster, die deshalb besonders widerstandsfähig sein sollten. Muss sich ein Eindringling an einer Stelle mehr als eine Minute abrackern, gibt er meistens auf. „ Gelingt es nicht rasch, in ein Haus einzubrechen, geht es weiter zum nächsten.“ Wie im Akkord.

Der überwiegende Teil der Wohnungseinbruchdiebstähle fand im Jahr 2016 in Ludwigsburg in Einfamilienhäusern statt – so die Polizeistatistik. Gerade Hausbesitzer, die sich gegen Nachbarn abschotten, haben öfter Probleme. „Der Schwabe hat gerne 3,50-Meter-Tujas um sein Heim“, sagt Single. Das mache es aber Einbrechern leicht, ungesehen einzudringen. Hier kommt der wachsame Nachbar ins Spiel. „Nachbarn tragen enorm zur aktuellen Aufklärungsquote von rund 20 Prozent der Fälle bei“, hat Single gelernt. Vor zwei Jahren sei diese Quote noch im einstelligen Bereich gelegen. „Auch kleine, scheinbar unbedeutende Hinweise können dazu beitragen, ganze Einbruchserien aufzudecken.“ Mit der Plakatkampagne zum Thema möchte die Polizei denn auch den Zusammenhalt in den Wohngebieten fördern.

Als guter Freund und Helfer tritt die Polizei selbst in betroffenen Gebieten auf. Bei Patrouillen achten Streifen auf Auffälligkeiten – und werfen gegebenenfalls Flyer mit Tipps in Briefkästen. Zum Beispiel bei jenen Anwohnern, die dauerhaft die Rollläden verschließen. Wo seine Kollegen zurzeit besonders häufig unterwegs sind, verrät Single natürlich nicht. „Sonst würde ich ja die Einbrecher vorwarnen.“

Gute Tipps vom Freund und Helfer

Termine
Der Info-Truck des Landeskriminalamts tourt im November durch den Kreis Ludwigsburg. Jeweils von 10 bis 18 Uhr steht das Mobil am Montag, 6. November, in Marbach-Großbottwar in der Benzenmühlstraße 12, am Dienstag, 7. November in Vaihingen an der Enz auf dem Marktplatz und am Mittwoch, 8. November, in Remseck-Hochberg im Gewerbegebiet Neckaraue auf dem Edeka-Parkplatz.

Aufklärung
Wie man seine vier Wände gegen Einbrecher schützen kann, erläutert die Polizei auch bei kostenlosen Hausbesuchen. Unter der Rufnummer 0 71 41/18 80 01 kann ein Termin vereinbart werden.