Offene Fenster wirken auf Einbrecher wie eine Einladung. Der Präventionsbeamte Werner Mast vom Zuffenhäuser Revier an der Ludwigsburger Straße klärt die Einwohner über mögliche Gefahren auf. Foto: Bernd Zeyer

In der dunklen Jahreszeit nimmt die Zahl der Einbrüche zu. Die Polizei setzt auf Prävention.

Zuffenhausen - Hallo, kommen Sie bitte mal ans Fenster, hier ist die Polizei“, ruft Werner Mast und klopft an die Scheibe. Zunächst kommt keine Antwort, doch dann erscheint eine überraschte Dame. Der Beamte erläutert ihr sein Anliegen: Zwei der Fenster in der Erdgeschosswohnung an der Hans-Vaut-Straße stehen sperrangelweit offen, so etwas sei für Einbrecher sehr verlockend. Die Dame nickt, Mast drückt ihr eine Broschüre mit Tipps in die Hand und setzt zusammen mit seinen beiden Kollegen Tamara Löffler und Marc Krecké seinen Weg fort. Es ist Freitagmittag, und die drei Polizisten aus dem Revier an der Ludwigsburger Straße sind unterwegs auf Präventionsstreife.

Ungebetene Gäste mögen die dunkle Jahreszeit

Ungebetene Gäste mögen die dunkle Jahreszeit – oder, mit anderen Worten: In den Herbst- und Wintermonaten nimmt die Zahl der Wohnungseinbrüche deutlich zu. Besonders gern sind Verbrecher am Spätnachmittag oder frühen Abend auf der Pirsch. Dann sind viele Menschen bei der Arbeit, beim Einkaufen oder aus anderen Gründen aus dem Haus. So wie Motten das Licht suchen, so werden Einbrecher von unbeleuchteten Wohnungen angezogen. Wenn dann noch Fenster offen stehen oder nur geklappt sind und eine Tür nicht richtig verriegelt ist, haben sie leichtes Spiel. In wenigen Augenblicken verschaffen sie sich Zugang zur Wohnung. Abgesehen haben sie es auf Bargeld, Schmuck und alles andere, was leicht zu transportieren ist.

„Wir behandeln das Thema mit hoher Priorität“, sagt Volker Kehl, Leiter des Zuffenhäuser Reviers. Seine Beamten seien regelmäßig auf Fussstreife, um nach dem Rechten zu sehen und die Bürger zu sensibilisieren. Kehl hofft, dass die Zahl der Einbrüche in diesem Jahr geringer ausfallen wird als 2013. Die Kriminalstatistik weist für 2013 insgesamt 51 Einbrüche auf, 2012 sind es nur 26 gewesen. Im Jahr 2014 ist das Quartier hinter der ehemaligen Post am Kelterplatz besonders auffällig gewesen. Acht vollendete oder versuchte Einbrüche hat es dort bislang gegeben. Deshalb sind der Präventionsbeamte Mast und seine beiden Kollegen am Freitag vor Ort. Sie achten auf offene Fenster und Türen, verdächtige Fahrzeuge mit ausländischen Kennzeichen und auffällige Personen. „Man muss auf alles gefasst sein“, sagt Mast. Routine könne schnell zur Tragödie werden. Mast selbst hat schon einmal Kiosk-Einbrecher in Stammheim erwischt. Zum Glück haben die sich widerstandslos festnehmen lassen.

Vor einem Einbruch ist kein Stockwerk sicher

„Willkommen“, dieses Schild hängt an einer Tür an der Mönchsbergstraße. In diesem Fall gilt der Gruß nicht nur für gebetene, sondern auch für ungebetene Gäste: Ein Fenster im Erdgeschoss ist geklappt, trotz mehrmaligem Klingeln öffnet niemand, die Wohnung ist leer. Die Polizisten kleben einen Zettel an die Tür. Darauf wird der Bewohner auf seinen Leichtsinn hingewiesen, außerdem ist dort die Telefonnummer der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle zu finden (89 90 57 30).

Einige Meter weiter stehen die Beamten vor gänzlich unverschlossenen Türen. Die gehören allerdings nicht zu einem Haus, sondern zu einem weißen Kleintransporter. Der Schlüssel steckt im Zündschloss, das mobile Navigationsgerät wäre innerhalb von Sekunden ausgebaut. Normalerweise, so erzählt Mast, würden die Polizisten den Wagen verriegeln, eine Nachricht hinterlassen und den Schlüssel mitnehmen. Der Kfz-Halter könnte ihn dann auf dem Revier abholen, zusammen mit einer Belehrung und einem Strafzettel über 15 Euro. In diesem Fall kommt es freilich nicht so weit. Der Fahrer taucht doch noch auf, es bleibt bei einigen mahnenden Worten.

Dass Bewohner von Hochhäusern Einbrecher weniger fürchten müssen, das stimmt nicht. „Vor einem Einbruch ist kein Stockwerk sicher“, sagt Mast. Über eine offene Haustür kämen Einbrecher ebenso ins Gebäude wie über den Balkon, ein Regenrohr oder über einen Baum. Wenn es darum gehe, kriminelle Energie in die Tat umzusetzen, seien der Fantasie so gut wie keine Grenzen gesetzt. Umso wichtiger sei es, Einbrechern das Leben so schwer wie möglich zu machen.