Auch mit Puppen wird den Mädchen und Jungen das Thema Emotionen nähergebracht. Foto: factum/Bach

Das Kinderhaus Eberdinger Straße nimmt am Präventionsprogramm „Papilio“ teil. Kinder lernen den Umgang miteinander und ihren Gefühlen.

Hemmingen - Kinder, die schon früh lernen, sich in andere hineinzuversetzen und mit eigenen Gefühlen umzugehen, sind später weniger anfällig für Sucht oder Gewalt: Das ist der Grundgedanke des Präventionsprogramms Papilio, das ein bundesweit engagierter Verein vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen hat. Das Kinderhaus Eberdinger Straße in Hemmingen nimmt an dem Projekt teil. Acht Erzieherinnen werden in Workshops ausgebildet, um den Kindern dabei zu helfen, ein positives Selbstwertgefühl zu entwickeln, konfliktfähig zu sein und anderen respektvoll zu begegnen.

Die Leitung des Kindergartens, Heike Schiele und ihre Stellvertreterin Susanne Schäufelin, waren auf Papilio aufmerksam geworden, hatten jedoch kein Geld, um die Ausbildung ihrer Erzieherinnen zu bezahlen. Nun springen die Gemeinde und die Techniker Krankenkasse der Einrichtung bei. In ihrer Freizeit, an Freitagen und Samstagen, lernen die Erzieherinnen, den Kindern klare soziale Regeln und einen sozialen Umgang miteinander zu vermitteln. „Man macht sich wieder bewusst, was es heißt, ein Vorbild zu sein“, sagt Schäufelin.

„Man muss ein Bewusstsein schaffen“

Alle Kinder, die mindestens drei Jahre alt sind, werden eingebunden – spielerisch, nicht durch Belehrungen. „Isolierte Projekte bringen nichts“, sagt Bettina Bruder, die Pressesprecherin der Techniker Krankenkasse in Ludwigsburg. „Man muss ein Bewusstsein dafür schaffen.“

Das versuchen die Erzieherinnen zum einen bei den Kindern selbst. Es gibt etwa „Spielzeug-macht-Ferien-Tage“, an denen sich die Kinder ohne Puppen oder sonstige Spielsachen beschäftigen. „Die Kinder lernen, dass sie keine Spielzeug brauchen, um glücklich zu sein“, erklärt Heike Schiele die Idee dahinter. Ohne Druck wird das Konzept auch umgesetzt bei Spielen, bei denen die Mädchen und Jungen durch vorbildliches Verhalten als Gruppe etwas gewinnen können. Und die Kinder lernen, über Emotionen zu sprechen – beispielsweise im täglichen Morgenkreis.

Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts sind darüber hinaus die Eltern, die unter anderem durch Elternabende eingebunden werden – und die das Programm zuhause fortführen sollen.

Dass Prävention besser früher als spät beginnt, findet auch Thomas Schäfer. Der Hemminger Bürgermeister hält das Programm im Kinderhaus auch in Hinblick auf das Klasse-2000-Programm in der benachbarten Grundschule für sinnvoll, das sich ebenfalls um Prävention dreht. „Wir versuchen, die richtigen Weichen zu stellen.“