Ärzte, Kliniken und das Gesundheitsamt arbeiten eng zusammen, um mögliche Corona-Fälle einzudämmen. Foto: dpa/Bernd Thissen

In dieser Woche hat das Gesundheitsministerium die ersten Fälle des Coronavirus in Baden-Württemberg bestätigt. Wie gut ist der Kreis Ludwigsburg vorbereitet? Und gibt es bereits Auswirkungen?

Kreis Ludwigsburg - Mittlerweile haben sich acht Personen (Stand Donnerstag, 27. Februar) aus verschiedenen Landkreisen in Baden-Württemberg mit Covid-19 infiziert, im Landkreis Ludwigsburg ist bisher noch kein Fall bekannt.

Das Gesundheitsamt

„Es ist nur noch eine Frage der Zeit, dass auch der Kreis seinen Coronafall hat“, sagt Thomas Schönauer, Leiter des Gesundheitsamtes des Kreises Ludwigsburg. Panik sei trotzdem nicht angebracht. Er appelliert an die Bürger, Vernunft walten zu lassen: „Die Infektion bedeutet nicht automatisch den Tod, und es ist auch keine moderne Pest, das muss man immer wieder ganz deutlich sagen.“ Der größte Teil der Infizierten werde wieder gesund.

Alle betroffenen Institutionen im Landkreis – Ärzteschaft, Kliniken, Gesundheitsamt – arbeiten eng zusammen. Schon vor zwei Wochen hat das Landratsamt eine Hotline (0 71 41 / 144 69 400) eingerichtet. Sechs Mitarbeiter des Gesundheitsamts beantworten dort täglich von 8.30 bis 12.30 Uhr und montags bis donnerstags auch von 14 bis 16 Uhr Fragen. Sie geben auch Empfehlungen an Betroffene, wie sie weiter vorgehen sollen. Auf seiner Internetseite stellt das Landratsamt aktuelle Informationen zur Verfügung. Transparenz sei jetzt am wichtigsten, sagt Schönauer.

Die Hausärzte

Das Gesundheitsamt hat alle Ärzte im Kreis über die Kreisärzteschaft informiert, was im Falle einer Infektion zu tun ist. Für Menschen mit Fieber, Husten und Atemnot ist nach wie vor der Hausarzt der erste Ansprechpartner. Bei Verdacht auf eine Corona-Infektion untersucht er den Kranken entweder zu Hause oder außerhalb der Sprechzeiten, damit das Risiko, dass sich weitere Menschen anstecken, so gering wie möglich bleibt.

Am Wochenende sollen sich Kranke, die Bedenken haben, an die Notfallpraxen wenden, auch dort werden sie isoliert untersucht. Der Arzt meldet Personen, die möglicherweise infiziert sind, namentlich ans Gesundheitsamt – selbst wenn es sich „nur“ um einen Verdachtsfall handelt. Laut Robert Koch Institut (RKI) fallen darunter Personen, die Beschwerden haben, wie sie bei einer Lungenentzündung auftreten, und die sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben. Ein Verdachtsfall liegt unabhängig von den Krankheitssymptomen vor, wenn Personen Kontakt mit einem Corona-Erkrankten hatten.

Die Infizierten

Bis ein Abstrich im Labor untersucht wird und klar ist, dass es sich tatsächlich um das Coronavirus handelt, dauert es in der Regel ein bis zwei Tage. Wenn der Patient zwar infiziert ist, aber keine oder nur geringe Symptome zeigt, wird er zu Hause isoliert. „Da vertrauen wir auf die Vernunft“, sagt Thomas Schönauer. Infizierte sollen auf keinen Fall arbeiten gehen, auf Hygiene achten, keinen Besuch empfangen und so andere schützen. Dass sich dabei die Familie anstecken könne, sei unumgänglich, sagt Schönauer. Die Ordnungsämter überprüfen, ob die Quarantäne eingehalten wird.

Die Krankenhäuser

Ins Krankenhaus eingeliefert werden Corona-Patienten nur, wenn sie in Lebensgefahr schweben. Zumal die Krankenhäuser wegen der normale Grippe (Influenza) derzeit ohnehin ausgelastet sind. „Aber wir sind gut vorbereitet, sollten Corona-fälle auftreten.“ sagt Alexander Tsongas, Sprecher der RKH Kliniken. Selbst wenn die Isolierstationen in den Krankenhäusern in Ludwigsburg und Bietigheim, voll sein sollten, könne man Patienten auch in anderen Zimmern isolieren, so Tsongas.

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Kurz nach Ausbruch des Virus hatte die Klinikleitung Arbeitsanweisung für die Mitarbeiter herausgegeben, welche Maßnahmen bei Patienten mit Verdacht auf eine Infektion ergriffen werden müssen. Potenzielle Coronavirus-Patienten, so heißt es zum Beispiel, werden gebeten, einen Mund- und Nasenschutz zu tragen, bis sie in einem Zimmer mit Schleuse oder Vorraum isoliert werden können. Ansonsten arbeite man in den Kliniken im Kreis nach den Vorgaben des RKI, sagt Tsongas.

Die Industrie

Bei der IHK Bezirkskammer Ludwigsburg sind bislang einige wenige Anrufe zum Thema Coronavirus eingegangen. Wie die Sprecherin Carina Lachnit mitteilt, wollten die IHK-Mitglieder wissen, was sie beachten müssen, wenn sie Waren importieren, einige befürchten, dass Lieferketten unterbrochen werden. Die Kosten für Luftfracht haben sich Lachnit zufolge bereits wegen des Virus’ erhöht. Die IHK verweist auch auf den Zoll. Auf dessen Internetseite heißt es: „Das Robert Koch-Institut schätzt derzeit eine Infektion mit dem Coronavirus über importierte Waren als sehr unwahrscheinlich ein.“ Auch die Frage, ob das Virus ein Fall von höherer Gewalt ist, beschäftigt manche Firma. Halten Unternehmen Abmachungen aus Verträgen wegen des Virus nicht, könne man in vielen Fällen von höherer Gewalt ausgehen, heißt es bei der IHK.

Die Schulen

Noch sind Faschingsferien, in der kommenden Woche geht die Schule aber wieder los. Im Landkreis Göppingen ist am Freihof-Gymnasium ein Austausch in die italienische Partnerstadt Foggia abgesagt worden. In Ludwigsburg plant das Goethe-Gymnasium in der dritten Märzwoche einen Austausch für Neuntklässler. Es soll nach Turin gehen. Die Schule will sich momentan nicht dazu äußern, was daraus wird. Man wolle niemanden verunsichern.

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Womöglich wird dem Gymnasium die Entscheidung über den Austausch auch abgenommen. Im Fall des Göppinger Gymnasiums sagte die italienische Partnerschule ab, da die Regierung in Rom kurzerhand alle schulischen Ausfahrten ins In- und Ausland gestrichen hatte.

Die Erich-Bracher-Schule in Pattonville plant, ihre Auszubildenden im Rahmen eines Austauschs nach Bergamo zu schicken. „Selbstverständlich werden wir beobachten, wie sich die ganze Sache entwickelt. Es ist ja auch zeitlich noch eine Weile hin“, sagt Schulleiter Oliver Schmider.