Bei der TV-Debatte der demokratischen Kandidaten wurde nur wenig gestritten. Hillary Clinton und Bernie Sanders führten die Diskussion. Foto: AP

Bei der zweiten TV-Debatte zur US-Präsidentschaftswahl traten dieses Mal die demokratischen Kandidaten an. Sie stellten recht unterschiedliche Visionen vor und verströmten vor allem eines: Harmonie.

Las Vegas - Bei der ersten TV-Debatte der Demokraten haben Favoritin Hillary Clinton und ihr größter Widersacher Bernie Sanders über die Konflikte im Nahen Osten, schärfere Waffenkontrollen in den USA und die Wirtschaft ihres Landes gestritten. Ansonsten herrschte bei der von Fernsehsender CNN ausgestrahlten Diskussion am Dienstagabend (Ortszeit) in Las Vegas vor allem eines: Einigkeit.

Sanders stellte sich in einer kontroversen Angelegenheit, die den demokratischen Vorwahlkampf zuvor besonders beeinflusst hatte, gar auf die Seite seiner Konkurrentin: Die ausgiebige Diskussion über deren Praxis, den E-Mail-Verkehr als Außenministerin über einen privaten Server abgewickelt zu haben, müsse aufhören, sagte der Senator von Vermont.

Spekulationen um einen Einstieg Bidens

„Das amerikanische Volk hat es satt und ist müde davon, von deinen verdammten Emails zu hören“, sagte Sanders und erntete dafür den Jubel der Menge. Clinton gefiel dies offensichtlich: Lächelnd reichte sie ihrem Rivalen die Hand. „Danke, Bernie“, sagte sie.

Während die fünf Kandidaten auf der Bühne unterschiedliche Visionen von einer möglichen Zeit im Weißen Haus preisgaben und ansonsten recht viel Harmonie verströmten, vermieden sie vehement den Namen eines möglichen Konkurrenten: Joe Biden.

Der Vizepräsident will sich in diesen Tagen zu seinen Ambitionen äußern. Die Spekulation um einen späten Einstieg Bidens ins Rennen um die Präsidentschaftsbewerbung waren so groß, dass CNN für den Fall der Fälle ein zusätzliches Podium zur Hand hatte, sollte Biden sich kurzfristig zur Teilnahme an der Debatte entscheiden. Der Stellvertreter von Präsident Barack Obama blieb der Diskussion allerdings fern und verfolgte die Debatte vor dem Fernseher in seiner Residenz in Washington.

Clinton in der Rolle der Angreiferin

Clinton ist nach wie vor die klare Favoritin bei den Bewerbern um die Präsidentschaftsnominierung ihrer Partei. Sie hat in Umfragen einen zweistelligen Vorsprung vor Sanders. Doch ist dieser in Befragungen in Iowa nah an Clinton herangerückt. In New Hampshire führt er sogar. In den beiden US-Staaten finden im kommenden Jahr die ersten Vorwahlen für die Präsidentschaft statt.

Während der zweistündigen Debatte spielte Clinton weitgehend die Rolle der Angreiferin. Nachdem der selbst ernannte demokratische Sozialist Sanders einen „Kasino-Kapitalismus“ und eine ungleiche Verteilung des Reichtums kritisierte, sagte Clinton, sie halte es für einen „großen Fehler“ für die USA, dem System den Rücken zuzukehren, das die amerikanische Mittelklasse geschaffen habe. Sanders warf sie zudem vor, im US-Senat nichts gegen die Waffengewalt in den USA getan zu haben.

Angesichts der russischen Präsenz in Syrien forderte Clinton, ihr Land müsse mehr Führungsstärke zeigen. Als amerikanische Staatschefin würde sie wegen des Vorgehens Russlands im Syrischen Bürgerkrieg eine härtere Linie gegen Präsident Wladimir Putin einnehmen. „Wir müssen uns gegen seine Schikane behaupten“, sagte sie.

Spott von Donald Trump

Clintons souveräner Auftritt dürfte Sorgen bei ihren Unterstützern mindern, die durch ihren Umgang mit dem Email-Skandal aufgekommen waren. Die drei weiteren Bewerber neben Clinton und Sanders - die früheren Gouverneure von Rhode Island und Maryland, Lincoln Chafee und Martin O’Malley sowie der Ex-Senator von Virginia, Jim Webb - blieben blass.

Einer hatte deshalb nur Spott für die demokratische Konkurrenz übrig: Donald Trump. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber schrieb auf Twitter, die Auseinandersetzung sei „ein bisschen traurig“ gewesen. Die Aussagen der Bewerber erschienen vorgeschrieben und einstudiert. Trumps abschließendes Urteil: „Sorry, heute Abend ist kein STAR auf der Bühne!“

Die Kandidaten der Demokraten:

Hillary Clintons schärfster Rivale im Rennen um die demokratische Präsidentschaftsnominierung, Bernie Sanders, will im Falle einer Wahl zum nächsten US-Präsidenten eine „politische Revolution“ anführen. Er würde Millionen Menschen zusammenbringen, um die Macht von Großkonzernen an die Arbeiterklasse zu übertragen, sagte Sanders bei der TV-Debatte der Demokraten am Dienstagabend (Ortszeit) in Las Vegas auf die Frage hin, was seine Präsidentschaft von derjenigen von Amtsinhaber Barack Obama unterscheiden würde.

Favoritin Clinton sagte auf dieselbe Frage: „Die erste Präsidentin zu sein, würde ein völliger Unterschied zu den Präsidenten sein, die wir bis zu diesem Zeitpunkt hatten, inklusive Präsident Obama.“

Der Ex-Gouverneur von Maryland, Martin O’Malley, will dem Draufgängertum an der Wall Street den Kampf ansagen. Lincoln Chafee, ehemals Gouverneur und Senator von Rhode Island, sagte, er würde die Kriege im Nahen Osten beenden. Der fünfte Kandidat bei den Demokraten, Virginias Ex-Senator Jim Webb, möchte die exekutiven Vollmachten des Präsidenten beschränken.