Die Corona-Krise setzt auch dem Fußball-Oberligisten Stuttgarter Kickers enorm zu. Zwar gab es zahlreiche (auch finanziell wirksame) Treuebekundungen, doch damit ist die Not der Blauen längst nicht gelindert.
Stuttgart - Manchmal blitzen sie auf, diese kleinen Lichtlein am Ende des Tunnels, der sich Corona-Krise nennt. Bei den Stuttgarter Kickers etwa hat sich eine solche Situation zugetragen, die darauf hoffen lässt, dass die Welt irgendwann wieder ihren normalen Gang geht. Und dass alles wieder gut wird. „Es hat anscheinend die Corona-Krise benötigt, damit ich endlich Mitglied werde“, schrieb jemand an die Geschäftsstelle des Fußball-Oberligisten, der den Aufruf der Blauen in die Tat umgesetzt hat.
Lesen Sie auch: Videobotschaft aus Neuseeland erreicht die Kickers
Ein wunderbares Signal, aber auch eine wichtige Aktion für die Kassenlage der Kickers, die in diesen Wochen angespannt ist wie bei vielen anderen Vereinen auch. „Wir haben in den vergangenen Tagen und Wochen viele Signale der Unterstützung bekommen, die über Willensbekundungen hinausgehen“, sagt Rainer Lorz, der Clubchef.
So hat der Hauptsponsor MHP sein Engagement vorzeitig bis Jahresende verlängert, was dem Oberligisten zumindest die Grundlage für weitere Planungen gewährt. Daneben sind Spenden eingegangen, die Kickers haben über 450 Tickets für Geisterspiele verkauft, das 39 Euro teure Retter-Paket (Schal, Ticket für ein Geisterspiel sowie ein Fläschchen Desinfektionsmittel) war innerhalb von 48 Stunden ausverkauft – 200 Stück waren angeboten worden. Zudem wurden zahlreiche Mitgliedschaften abgeschlossen.
Auch wenn diese Nachrichten erfreulich sind, so besteht bei den Kickers kein Grund zu feiern. „Fakt ist, dass wir schon jetzt in existenziellen Nöten sind. Wir haben seit vier Monaten keine Heimspiele. Es sind also seit vier Monaten Kosten aufgelaufen, denen kaum Einnahmen gegenüberstehen“, hatte Kickers-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer am vergangenen Freitag erklärt, „für uns ist entscheidend, wann es weitergeht.“
Weiteres Retterpaket geplant
Der Fünftligistsoll bereits eine Liquiditätslücke im unteren sechsstelligen Bereich haben, obwohl alle Angestellten des Vereins auf Teile des Gehalts verzichtet haben. Die finanzielle Lage sei, betont Lorz nun in einem offenen Brief des Vereins, nach wie vor sehr angespannt. „Als Präsident der Stuttgarter Kickers mache ich mir Sorgen um unseren Verein, der für uns alle auch ein Teil unseres Lebens ist“, schreibt der Jurist, „deshalb bitte ich Sie eindringlich um Ihre weitere Unterstützung. Wir werden unsere bewährten Möglichkeiten beibehalten: Spende, Mitgliedschaft, das Upgrade auf eine lebenslange Mitgliedschaft, Fanartikel – jede einzelne Maßnahme, die Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten treffen, hilft uns.“
Lesen Sie auch: So arbeitet Lutz Siebrecht in der Corona-Krise
Die Blauen wollen in nächster Zeit zusätzliche Möglichkeiten anbieten, so soll ein weiteres Retter-Paket aufgelegt werden. Ebenfalls will der Oberligist der durch unsere Fans initiierten eSports-Mannschaft eine größere Bühne einräumen. Rainer Lorz schließt seinen Appell mit dem Satz: „Wir wollen, nein, wir müssen am Ball bleiben.“