Emmanuel Macron steht – ungewöhnlich für ihn – etwa 300 Journalisten im Elysée-Palast Rede und Antwort. Foto: AP

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron reagiert auf die schweren Verwerfungen in seinem Land – dreht allerdings lediglich an ein paar Stellschrauben. Die Probleme sind damit nicht gelöst, meint unser Paris-Korrespondent Knut Krohn.

Paris - War das der Befreiungsschlag? Sicher nicht! Zu hoch waren die Erwartungen, die Präsident Emmanuel Macron mit seinem Bürgerdialog geweckt hatte. Und zu eng sind die Grenzen, in denen er sich bewegen kann. Zum einen ist sein finanzieller Spielraum sehr überschaubar, zum anderen will er auf keinen Fall von seinem wirtschaftsliberalen Kurs abweichen und seine Glaubwürdigkeit als Reformer aufs Spiel setzen. Sein Ziel kann es im Moment also nur sein, an einigen wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Stellschrauben zu drehen, um dies als großen Wurf zu verkaufen.

Aus für Elitehochschule hat hohe Symbolwirkung

Die einzige wirkliche Überraschung mit hoher symbolischer Wirkung ist die Absicht, die Elitehochschule ENA zu schließen. Deren Absolventen gelten den Franzosen als abgehobene Technokraten. Sie sind eines der Sinnbilder des Systems, gegen das die Gelbwesten seit Monaten auf die Straßen gehen. Der Dialog zwischen dem Präsidenten und den Bürgern hatte aber noch eine ganz andere Funktion. Er diente als Verschnaufpause nach dem großen Wutausbruch. Macron ist es gelungen, die größte Dynamik aus der Gelbwesten-Bewegung zu nehmen. Gelöst sind die Probleme damit nicht. Nun muss der Präsident beweisen, dass er zu Kompromissen bereit ist. Nur so wird er in der Lage sein, das zerrissene und an sich zweifelnde Frankreich zu einen.