Stadtdekan Sören Schwesig hält das Prälatenamt für wichtig, darf aber nicht mit abstimmen Foto: Michele Danze

Im Herbst geht Prälat Ulrich Mack in den Ruhestand. Er ist mit seiner Ausstrahlung und Predigtkraft ein Markenzeichen in der Stiftskirche. Die Nachfolge ist noch nicht geklärt. Aber Frauen, die sich um das Amt bewerben, haben gute Chancen.

Stuttgart - Im Herbst geht Prälat Ulrich Mack in den Ruhestand. Der Regionalbischof wird der Stadt fehlen. Er ist mit seiner Ausstrahlung und Predigtkraft ein Markenzeichen in der Stiftskirche. Dort teilte sich Ulrich Mack als Regionalbischof die Kanzel mit Stiftskirchenpfarrer Matthias Vosseler. Für Vosseler hat die Neubesetzung daher eine „überragende Bedeutung“: „Denn dieses wichtige Predigtamt in der Stiftskirche muss einer machen, dessen ganzes Herz für die Predigt schlägt.“ Mit anderen Worten: Nur die besten Verkünder sind gut genug für diese Kanzel in Stuttgarts Repräsentanzkirche.

Posten ist begehrt und anspruchsvoll

Nun hat das Rennen um den verantwortungsvollen, aber auch begehrten Posten begonnen. Bis zum 5. Februar seien viele gute Bewerbungen von Männern und Frauen eingegangen, sagt Oliver Hoesch, der Sprecher der Landeskirche. Die Betonung auf die Frauen kommt nicht von ungefähr. In der Ausschreibung heißt es wörtlich, dass eine paritätische und chancengleiche Zusammensetzung der Gremien, Organe und Leitungsstellen in der Evangelischen Landeskirche anzustreben sei. Und im Nachsatz heißt es: „Wir fordern daher Frauen ausdrücklich zur Bewerbung auf.“

Daran ist zunächst nichts Verdächtiges. Gleichberechtigung sei wünschenswert, sagen evangelische Theologen, aber das wichtigste Kriterium sollte die Kompetenz bleiben. Dies sei in diesem Fall nicht unbedingt gewährleistet. In Kreisen der Landeskirche heißt es: Die Sache um die Nachfolge von Ulrich Mack sei bereits ausgemacht. Die Vorgaben seien klar: Es müsse eine Frau sein. Weiter heißt es: Wenn sie auch nur halbwegs den Anforderungen entspreche, dürfte sie locker jeden Mann übertrumpfen.

Diesem Vorwurf widerspricht Oliver Hoesch: „Es kann eine Frau werden, muss aber nicht.“ Aber er räumt auch ein: „Der Kirchengemeinderat der Stiftskirche, in dem der Prälat sitzt, wird in die Entscheidung nicht mit einbezogen.“ Gleiches gilt für den Stadtdekan. Auch Sören Schwesig hat keine Stimme in der Abstimmung über eines der wichtigsten Kirchenämter in der Landeshauptstadt.

Prälatenamt hat hohe Bedeutung

Schwesig misst dem Prälatenamt in der Stadt eine sehr hohe Bedeutung bei: „Ich wünsche mir einen Prälaten oder eine Prälatin, die mit großer Offenheit für die besonderen Belange der Stadt eintreten und pointiert Auskunft geben können.“

Vorausgesetzt, der Kandidat erfüllt alle Kriterien, würde Stadtdekan Schwesig die Wahl einer Frau favorisieren: „Frauen in Leitungsämtern sind dringend notwendig. da sind Frauen in der Kirche unterrepräsentiert. Diese Quote sollte erhöht werden.“

Für Stiftskirchenpfarrer Vosseler ist indes nur eines wichtig: „Die Qualität muss stimmen.“