Vom 8. bis zum 13. März dürfen BMW-Mitarbeiter kostenlos ins Mercedes-Benz-Museum. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Wie man den 100. Geburtstag eines Konkurrenten für eigene Werbung nutzt, führt Mercedes vor: BMW-Mitarbeiter dürften kostenlos ins Museum, „um die ganze Automobilgeschichte“ zu erfahren.

Stuttgart - Ist der Hügel zum Mercedes-Benz-Museum bald fest in BMW-Hand? Kommen die BMWler in Scharen, um bei freiem Eintritt „die ganze Geschichte des Autos“ zu sehen? Eine ungewöhnliche, manche sagen provokante Einladung hat so große Wellen geschlagen, dass Maximilian Schöberl, der bei den Bayerischen Motoren Werken in München die Konzernkommunikation leitet, ein kräftiges „Vergelt’s Gott“ in Richtung Bad Cannstatt entsandt hat.

War’s ein PR-Gag? Eine Stichelei, um die Konkurrenz zu ärgern? „Aber nein“, wehrt Ralf Glaser ab, der Pressechef von Mercedes-Benz Classic. Dass man zum 100. BMW-Geburtstag alle Beschäftigten des Konkurrenzunternehmens vom 8. bis 13. März zum freien Eintritt ins Mercedes-Museum eingeladen und Fahrern mit BMW-Autos das prominente Parken direkt vorm Eingang versprochen habe, sei ein „Zeichen der Wertschätzung“. Gleichzeitig räumt er aber ein: „Mit einem Augenzwinkern“ habe man das Geburtstagsgeschenk in die Welt gesetzt.

Happy Birthday, BMW! „Eine weltweit angesehene Marke, die zur hervorragenden Reputation Deutschlands als Standort der Automobil-Industrie beiträgt, feiert am kommenden Montag den 100. Geburtstag“ – dieser Satz stammt, wohlgemerkt, aus einer Pressemitteilung von Mercedes. Als BMW gegründet wurde, darauf weist das Cannstatter Museum genüsslich hin, waren die ersten Autos, die fast zeitgleich von Carl Benz in Baden und von Gottlieb Daimler in Württemberg erfunden wurden, schon 30 Jahre alt – also quasi Oldtimer.

Aus München kommt eine Gegeneinladung

Jetzt hätten die BMW-Mitarbeiter also die Chance, mit einem Besuch im Mercedes-Museum kostenlos „die ganze Geschichte des Automobils zu erfahren“. Haben sie bisher nicht alles gewusst? Den ersten 50 BMW-Besuchern werde man nach dem Rundgang eine schwäbische Spezialität servieren – saure Nierle. Auch dies ist kein Zufall: Die BMW-Nieren, der zweigeteilte abgerundete Kühlergrill, sind das charakteristische Merkmal der BMW-Kraftwagenmodelle.

Doch kommen in der nächsten Woche überhaupt 50 BMW-Leute mit ihren Autos auf den Mercedes-Hügel? „Wir haben keine Ahnung“, sagt Ralf Glaser von Mercedes-Benz Classic. Immerhin habe er persönlich schon drei E-Mails von BMW-Mitarbeitern erhalten, die ihn für diese Aktion lobten.

BMW beschäftigt momentan über 116 300 Frauen und Männer. Etliche davon arbeiten bei der Stuttgarter BMW-Niederlassung. Dort wollte man sich am Donnerstag nicht zu der Einladung äußern und verwies auf die Münchner Konzernzentrale. Zu einer Stellungnahme war immerhin Maximilian Schöberl bereit, der Leiter Konzernkommunikation und Politik von BMW. „Wir danken unseren Kolleginnen und Kollegen aus Stuttgart für die Gratulation und die Einladung ins Mercedes-Benz-Museum“, erklärte er und drückte sich auf Bayerisch aus: „Vergelt’s Gott!“ Das BMW-Jubiläum stehe unter dem Motto „The Next 100 Years“. Aus diesem Anlass wolle man „vor allen Dingen nach vorne schauen“. Schöberl sprach eine Gegeneinladung aus: „Wir laden die Mitarbeiter von Mercedes-Benz zu unserem BMW-Festival vom 9. bis zum 11. September nach München ein.“ Wer es bis dahin nicht erwarten könne, dem biete die BMW-Zukunftsausstellung bereits im Frühjahr erste Einblicke in die Zukunft der Mobilität. In München, so Maximilian Schöberl weiter, freue man sich „auch in den nächsten 100 Jahren auf einen erfrischenden Wettbewerb im automobilen Premiumsegment“.

Wie erfrischend ist der Premiumwettbewerb mit Augenzwinkern, Stichelei und gegenseitigem Lob? Eher unwahrscheinlich ist, dass eine Ersparnis von acht Euro (so viel kostet der Besuch im Mercedes-Museum) die BMW-Leute in Massen anlockt. Die sind auch gerade in München mit Feiern beschäftigt. Mercedes jedenfalls bereitet sich auf das Mögliche vor. Eine Sternfahrt mit der BMW-Flotte, die direkt vorm Mercedes-Museum parkt – das wäre eine starke PR-Offensive. Diese Fotos würden oft gepostet und gedruckt. Und weder Mercedes noch BMW wären am Ende sauer, sondern nur die Nierle.