In der Bayerischen Staatskanzlei: Wen will Horst Seehofer reinlassen? Foto: Kreiner

Der Ministerpräsident will als Parteichef in Koalitionsgespräche gehen. Den um ihn versammelten CSU-Bezirksfürsten soll er angeboten haben, auf die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl zu verzichten.

München - Gespräche, Gespräche, Gespräche. Voll davon war dieser Sonntag in der CSU-Zentrale; voll davon war auch schon der Samstag. Die Tage davor ohnehin. Alles drehte sich nur um ein Thema und um eineinhalb politische Spitzenposten: Wer soll Bayerns ramponierte Regierungspartei als Spitzenkandidat in den Herbst der Landtagswahl führen? Und: Wer wird Parteichef? Aber handelt es sich dabei wirklich um zwei Jobs? Oder lässt man beide in einer Hand? Schließlich: Wie viele dieser Stellen werden tatsächlich frei? Für heute, Montag, waren wieder einmal klare Antworten versprochen. Aber schon am Sonntag Abend ist zumindest durchgesickert, wie es werden könnte.

Seehofer soll den um ihn versammelten CSU-Bezirksfürsten angeboten haben, auf die Spitzenkandidatur bei der Landtagswahl zu verzichten; er wolle sich aber, so heißt es, beim Parteitag in knapp zwei Wochen als CSU-Chef bestätigen lassen. Dies vor allem in Hinblick auf die anstehenden Koalitionsgespräche mit der SPD. Seehofer hat sich in den Augen der Partei bei den Jamaika-Sondierungen als geschickter Verhandler bewährt; ein solcher, so empfahl auch CSU-Ehrenvorsitzender Edmund Stoiber am Sonntag, dürfe „jetzt nicht in der Halbzeit vom Platz gehen.“

Nachfolge noch offen

Das heißt aber – auch diese Lösungsmöglichkeit sickerte am Sonntag Abend durch –, Seehofer könnte nach Beendigung der Gespräche in Berlin seinen Auftrag als beendet ansehen und als Parteichef vorab zurücktreten. Oder dies gehört zu den Konzessionen, die er der Partei machen musste. Auf einen Kampf um seine Ämter legt Seehofer es offenbar nicht (mehr) an; am Sonntag drückte er vielmehr die Hoffnung aus, die CSU werde zur ihrer „alten Geschlossenheit“ zurückfinden.

Offen blieb zunächst, wen die CSU als nächsten Ministerpräsidenten haben will. Alles schien auf eine Kandidatur des bayerischen Finanzministers Markus Söder hinauszulaufen – bis vergangene Woche plötzlich Innenminister Joachim Herrmann als Alternative lanciert wurde. Ob von Söders Gegnern, die diesen um jeden Preis verhindern wolen, oder von Söders Freunden zur Befestigung der eigenen Reihen, das blieb unklar. Seehofer schien jedenfalls am Sonntag Abend darum bemüht gewesen zu sein, eine Kampfkandidatur zu verhindern und damit der CSU-Landtagsfraktion eine Zerreißprobe zu ersparen. Sie will heute, am frühen Montag Morgen, ihren Favoriten für die Landtagswahl küren. Am späten Vormittag will Seehofer dann vor den Parteivorstand treten und seine Pläne – beziehungsweise die am Sonntag ausgehandelte Einigung über das neue Personalpaket der CSU vorlegen, als Vorschlag an den kommmenden Parteitag.

Wer würde dann CSU-Chef neben einem Ministerpräsidenten Söder oder Herrmann? Beworben hat sich der Fraktionsvorsitzende der Konservativen im Europaparlament, Manfred Weber. Er ist bisher der einzige in der CSU, der ausdrücklich gesagt hat, was er will. Hoffnungen macht sich auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Ob sich eine Doppelspitze in der Praxis bewährt, muss sich zeigen. Die CSU hat da sowohl gute als auch miserable Erfahrungen.