Vaishali Dutt Sharma (links) und Shashi Punia wollen Unterschriften dafür sammeln, dass auch künftig ihre Kunden vor dem Laden halten dürfen. Foto: Archiv Kratz

Die beiden Kurzzeitparkplätze vor der Post sind Geschichte. Die Inhaberinnen sammeln Unterschriften.

Kaltental - Shashi Punia und Vaishali Dutt Sharma sind enttäuscht. Vor wenigen Tagen hat die Stadt die beiden Kurzzeitparkplätze vor der Papeterie an der Böblinger Straße entfernt. Der Vorwurf der Frauen: Sie wären gern im Vorfeld über den Zeitpunkt informiert worden. Dass es irgendwann passieren würde, war zumindest in Kaltental bekannt (wir berichteten mehrfach). „Als wir den Laden übernommen hatten, haben wir nicht gewusst, dass die Stellplätze irgendwann entfernt werden sollen“, erzählt Punia. Sie ergänzt: „Davon haben wir erst von unseren Kunden erfahren.“ An der Papeterie führt die sogenannte Stuttgarter Hauptradroute 1 vorbei. Deren Lücke an der Böblinger Straße – so war es seit zwei Jahren geplant – sollte geschlossen werden. Die zwei Stellplätze waren den Plänen im Weg. Freilich hatte dieses Vorhaben die Gemüter in der Vergangenheit erhitzt. Der ehemalige Betreiber der Papeterie, Thomas Stäbler, hatte zweimal, 2009 und 2010, Unterschriften dafür gesammelt, dass die Stellplätze vor seinem Geschäft erhalten bleiben – jedoch ohne Erfolg.

„Man hätte uns doch wenigstens vorher mitteilen können, dass nun die Parkplätze entfernt werden“, sagt Punia. „Dann hätten wir unsere Kunden auch informieren können“, fügt sie hinzu. Die beiden Inderinnen, die seit 18 Jahren in Deutschland leben und in Göppingen und Untertürkheim wohnen, haben im Januar dieses Jahres den Kiosk, in dem auch eine Poststelle untergebracht ist, eröffnet und sich damit einen kleinen Traum erfüllt. Die Freundinnen haben dafür ihre alten Berufe an den Nagel gehängt. Die neue Herausforderung macht ihnen Spaß, wenngleich es für sie viel Arbeit bedeutet. „Wir wurden von der Kundschaft auch sehr herzlich empfangen“, sagt Sharma. Doch der Wegfall der Parkflächen bereitet den Inhaberinnen Sorgen.

Pakete können nicht meterweit geschleppt werden

„Wir brauchen die Möglichkeit, dass unsere Kunden kurz ihre Fahrzeuge vor dem Laden abstellen können“, sagt Punia. Gerade diejenigen, die ihre Pakete am Postschalter abgeben wollten, könnten diese nicht meterweit schleppen. „Und bald beginnt auch noch die Weihnachtszeit, in der jeder Geschenke verschicken möchte“, sagt Punia. Keine Parkplätze bedeuten weniger Kunden, weniger Kunden weniger Umsatz. „Unser neuer Job kann uns noch so sehr Spaß machen“, sagt Punia. „Wir müssen aber auch etwas dabei verdienen.“

Punia und Sharma möchten die Änderung nicht einfach hinnehmen. „Es muss ein Mittelweg gefunden werden“, sagt Sharma. Wie ihr Vorgänger auch, wollen die Frauen nun Unterschriften sammeln. „Wir bereiten gerade eine Liste vor, auf der unsere Kunden unterschreiben, aber auch ihre Kommentare zum Wegfall der Parkplätze abgeben können“, erklärt Punia. Die Liste werden die Frauen noch diese Woche im Laden für drei bis vier Wochen auslegen.

Verkehrswidrig parken

„Meine Unterschrift haben Sie“, erklärt ein Senior, der seit mehr als 30 Jahren in dem Kiosk Kunde ist. „Ich hätte heute verkehrswidrig vor dem Laden parken oder mir einen Parkplatz suchen können“, sagt er. Die Entscheidung fiel auf die Parkplatzsuche. „Mein Auto steht nun ganz oben an der Schwarzwaldstraße, weil unten alles voll war“, sagt er. „Wissen Sie, ich bin nicht mehr so gut zu Fuß, da ist es sehr anstrengend, den Berg hinauf zum Auto zurückzulaufen.“ Eine andere Kundin, die ein Paket abgeben möchte, hat stattdessen überhaupt nicht bemerkt, dass man vor der Tür nicht mehr parken darf. „Darauf habe ich gar nicht geachtet“, sagt sie.

Tatsächlich wurde das bisherige Fahrradzeichen auf der Fahrbahn entfernt. „Die Markierungen werden immer am Anfang und Ende eines Radwegs angebracht“, erklärt Thomas Koerbler vom Tiefbauamt. Demnach wurde ein neues Symbol an der Ecke Schwarzwaldstraße aufgemalt. Pikant: ein Unbekannter hat das neue Symbol mutwillig mit schwarzer Farbe übersprayt. Die Stadt will Anzeige gegen Unbekannt erstatten. So bald wie möglich soll das weiße Rad wieder aufgemalt werden.