Dieses Päckchen mit Zettel und Füllmaterial bringt alle Beteiligten in die Bredouille. Foto: Wolf-Dieter Obst

Ein Postpäckchen liegt am Briefkasten eines Mehrfamilienhauses – und hat offensichtlich keinen richtigen Adressaten. Es birgt ein dunkles Geheimnis, das eigentlich nicht hätte gelüftet werden dürfen.

Stuttgart - Die Adresse scheint richtig: Straße, Hausnummer, Postleitzahl – passt. Alles ordnungsgemäß von der Deutschen Post frankiert. Doch für wen ist dieses Päckchen bestimmt, das an der Briefkastenanlage eines Mehrfamilienhauses in Möhringen liegt? „Pappschachtel“ steht da als Empfängername. Ein Scherz? Ein Fehler? Auf alle Fälle ein verdächtiger Gegenstand.

Man kann als Bewohner auf mulmige Gedanken kommen. Vor vielen Jahren gab es die Zeit der bösen Milzbrand-Drohbriefe, die Unbekannte verschickt hatten. Auch Sendungen mit Sprengstoff haben schon manchen Schaden verursacht. Die Möhringer Bewohner beschleicht gar ein ganz anderer Verdacht: Womöglich ist das ein moderner Gaunerzinken, mit dem Einbrecherbanden ihre geheimen Botschaften an Hauseingängen hinterlassen. Liegt das Päckchen nach einer gewissen Zeit immer noch an der Tür, ist das ein Hinweis darauf, dass wenig oder gar keine Bewohner anwesend sind.

Was tun mit einer solcher Postsendung?

Der Absender des Päckchens, das am Dienstag im alten Ortskern Möhringens gelandet ist, gibt wenig Hinweise auf seine Identität. Eine GmbH mit fünf Großbuchstaben, mit Postfach in München. Eigentlich gibt es nur zwei Möglichkeiten: Man bringt das seltsame Päckchen zurück zur Post – oder informiert die Polizei über den verdächtigen Gegenstand. Was man allerdings nicht tun sollte: das Geheimnis lüften. Das dürfte nur jemand tun, der Pappschachtel heißt. Ansonsten wäre das ein strafbarer Verstoß gegen das Briefgeheimnis.

Wer das verdächtige Päckchen geöffnet hat, ist unbekannt. Der Inhalt lüftet das Rätsel aber auch nur teilweise: Die Pappschachtel enthält nur Füllmaterial aus Styropor. Und einen Brief, angeblich von der Deutschen Post, aber irgendwie billig aus einem Fax kopiert. Dies sei eine „Testsendung zur Qualitätsprüfung“, steht da. „Dieser Testbrief sollte nicht bei Ihnen zugestellt werden“, heißt es weiter. „Nicht“ in Großbuchstaben hervorgehoben. Doch ist er wirklich von der Post?

Was hinter der Pappschachtel steckt

Und doch: „Die Sendung ist echt“, sagt Hugo Gimber, Stuttgarter Sprecher der Deutschen Post DHL Group. Seit Frühjahr dieses Jahres gibt es das neue Produkt „Warenpost“ für Geschäftskunden. Die können kleinformatige Waren bis 1000 Gramm versenden, zu einem günstigen Preis, inklusive Sendungsverfolgung über Codes. Die Sendungen können außerdem in den Briefkasten eingeworfen werden. Wenn sie passen.

„Um zu überprüfen, ob die Vorgaben für Laufzeit und Zustellung eingehalten werden“, sagt Post-Sprecher Gimber, „werden solche Testbriefe verschickt.“ Pappschachtel heißt niemand, Pappschachtel ist zu groß für den Briefkasten. Pappschachtel hätte vom Zusteller als „unzustellbar“ eingescannt und zur Filiale gebracht werden müssen. Pappschachtel ist tatsächlich Sprengstoff. Sprengstoff für den Postboten.

Pappschachtel bringt nun alle Beteiligten in die Bredouille. Auch den Absender. Denn der Testbrief ist nicht nur wie ein billiger Fake-Waschzettel aufgemacht, der wenig authentisch wirkt, er enthält auch Schwächen in der deutschen Grammatik. So heißt es am Ende: „Wir entschuldigen uns, wenn dieser Testbrief Sie gestört haben sollten.“ Aber dazu sind Tests ja da – dass man daraus lernt.