Baden-Württemberg will die Langzeitfolgen der Covid-19-Erkrankung erforschen. (Symbolbild) Foto: imago images/Westend61/Eva Blanco via www.imago-images.de

Mit einem Millionenbetrag will das Land Baden-Württemberg die Forschung zu den Folgen einer Covid-19-Erkrankung fördern. Mehrere medizinische Fakultäten und Unikliniken sind beteiligt.

Heilbronn/Stuttgart - Depressionen und Trauer, Erschöpfung, Angstzustände und Geruchsverlust – gelten Menschen nach einer Corona-Infektion offiziell als genesen, sind sie oft noch lange nicht gesund. Einige Betroffene leiden noch Wochen oder Monate an den Folgen der Infektion. Die Spätfolgen sollen in einem gemeinsamen Projekt mehrerer medizinischer Fakultäten und Uni-Kliniken erforscht werden. Das Land will diese Studie nach Angaben der „Heilbronner Stimme“ und des „Mannheimer Morgen“ (Dienstag) mit knapp 2,3 Millionen Euro fördern.

Das Geld soll in das Projekt mit dem Titel „Erforschung von Post-Covid-19-Erkrankungen - Charakterisierung eines neuen Krankheitsbildes und Entwicklung einer Grundlage für therapeutische Interventionen“ fließen. Laut Kabinettsvorlage des Wissenschaftsministeriums arbeiten dabei die medizinischen Fakultäten der Universitäten Freiburg, Heidelberg, Tübingen und Ulm mit den vier Universitätskliniken in Baden-Württemberg zusammen. Das Vorhaben verfolge „primär das Ziel der Erfassung der Häufigkeit und Charakteristika von Post-Covid-19-Syndromen“, heißt es in der Vorlage von Landesministerin Theresia Bauer (Grüne).

Online Befragungen sind Teil der Studie

Geplant ist unter anderem eine Online-Befragung von ehemaligen Corona-Patienten und -Kranken zwischen 18 und 65 Jahren. Später sollen auch Beratungs- und Therapieangebote geschaffen werden, mit denen Patienten mit dauerhaften Corona-Folgeerkrankungen behandelt werden könnten. Die Mittel stammen laut Papier aus bisher nicht verwendeten Anteilen der Zukunftsoffensive III des Wissenschaftsministeriums.

In Baden-Württemberg sind seit dem Beginn der Corona-Pandemie mehr als 470 000 Menschen nach einer Corona-Erkrankung wieder genesen. „Nach einer aktuellen Schätzung des Bundes kämpft jeder zehnte Erkrankte mit Spätfolgen unterschiedlicher Schwere“, sagte eine Sprecherin des Landesgesundheitsamts den beiden Zeitungen. Da es für Folgeerkrankungen keine Meldepflicht gebe, sei dem Landesgesundheitsamt die Zahl der Betroffenen oder der sich in Behandlung befindlichen Patienten nicht bekannt.

Sind Betroffene nach einer Infektion längerfristig eingeschränkt, sprechen Mediziner vom Long-Covid- oder Post-Covid-Syndrom, weil es anhaltende Beschwerden sind. Sie können auch nach dem Abklingen der akuten Erkrankung weiter bestehen. Die häufigsten Long-Covid-Symptome sind anhaltende Müdigkeit und eine geringere Belastbarkeit, Schmerzen in Muskeln und Gelenken, Riech- und Geschmacksstörungen sowie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen. Nach Angaben des Wissenschaftsministeriums zeigen sich nach neueren Schätzungen in 35 bis 85 Prozent der Covid 19-Fälle nach der Infektionsphase anhaltende Beschwerden.