Polizeikontrollen an der Theodor-Heuss-Straße – die Poserszene beschäftigt auch den Stuttgarter Gemeinderat. Foto: 7aktuell/ Simon Adomat

Das Linksbündnis im Gemeinderat will die Theodor-Heuss-Straße in Stuttgart nachts an Wochenenden sperren. Der Vorschlag findet wahrscheinlich keine Mehrheit – ganz vom Tisch ist das Thema aber nicht.

Stuttgart - Wer über Stuttgart schimpft, kommt nur schwer an der Theodor-Heuss-Straße vorbei. Besonders an Wochenenden ist die Stadtautobahn in Verruf, die Polizei arbeitet sich an der Poser-Szene ab, der CDU-Kreischef Thrasivoulos Malliaras erwähnte sie bei seinem verbalen Rundumschlag zum Zustand der Stuttgarter Innenstadt und auch das Linksbündnis im Stuttgarter Gemeinderat will sich dem Thema nun annehmen: An Wochenenden soll die Theo nachts gesperrt werden, beantragt die Fraktion im Stuttgarter Gemeinderat.

Lesen Sie aus unserem Plus-Angebot: Kleiner Schlossplatz – ein Albtraum?

Bei den größten Fraktionen im Rat zeichnet sich für die Idee keine Mehrheit ab. Die CDU hält den Plan für „Quatsch“, weil sich die Szene so nur verlagern würde, wie Alexander Kotz, der Fraktionsvorsitzende der Christdemokraten, sagt. Die SPD-Stadträtin Lucia Schanbacher sagt: „Ich bin gegen Sperrungen.“ Sie befürchtet ebenfalls Schwerpunktverlagerungen und weist außerdem darauf, dass eine Straße gar nicht so leicht zu sperren sei. Das hätten die Diskussionen zur Leopoldstraße in München gezeigt, die nur im Rahmen von Veranstaltungen gesperrt werden konnte.

Unterstützung signalisieren am ehesten noch die Grünen, die die Stadt 2021 aufgefordert hatte, zu prüfen, „ob die Theodor-Heuss-Straße für einen begrenzten Zeitraum an Wochenenden und vor Feiertagen abends für den Autoverkehr gesperrt werden kann.“ Die Grünen würden auch heute noch zu dem Antrag stehen und seien bereit, sich erneut mit dem Thema zu befassen, sagt der Grünen-Fraktionsvorsitzende Andreas Winter. Denn eine Antwort der Verwaltung auf die Frage stehe noch aus.

Die Aufenthaltsqualität verbessern

Auch wenn ohne CDU und SPD eine rechnerische Mehrheit für eine Sperrung der Theo nachts an Wochenende allein mit den kleineren Fraktionen nur schwer gefunden werden dürfte, zeigen die Begründungen der Anträge, dass es durchaus politischer Wille ist, die Theodor-Heuss-Straße weiterzuentwickeln. So ist im Antrag des Linksbündnisses die Rede von „Hupkonzerten mitten in der Nacht“, Ziel sei es, den Lärm zu reduzieren und die Lebens- und Aufenthaltsqualität zu erhöhen. Der Hintergrund des Antrags der Grünen vergangenes Jahr ist ganz ähnlich: frustrierte Jugendliche, die aufgrund der Coronaverordnungen kaum Aufenthaltsmöglichkeiten in der Stadt hätten.

Und auch die SPD will die Theo nicht ihrem Schicksal überlassen. Obwohl man von nächtlichen Sperrungen wenig halte, arbeite man an einem Konzept, das den viel diskutierten Straßenzug aufwerten soll. „Wir wollen dort ein Festival veranstalten“, sagt Lucia Schanbacher. Dafür soll die Theodor-Heuss-Straße ebenfalls temporär gesperrt werden, wenn auch nicht regelmäßig. Auch hier habe man die coronageplagten Jugendlichen im Blick.