Frank Stäbler, amtierender Weltmeister im Ringen, genießt eine Sonderregelung und darf als einer der wenigen aktiven Ringer in den Musberger Hallen trainieren. Foto: EPA

Durch Musberg geht ein Riss. Ein Streit um Geld zwischen Vereinsbossen, die sich längst spinnefeind sind, hat zur Folge, dass die Musberger Ringer ohne Matten zum Trainieren dastehen. Ihr ehemaliger Verein wirft sie mit Sack und Pack aus den Hallen.

Leinfelden-Echterdingen - Durch Musberg geht ein Riss, das kann man getrost genauso formulieren. Den Ort mit etwa 6000 Einwohnern teilt ein Streit unter seinen Sportlern. Der flammt seit letzter Woche intensiver auf als je zuvor. Die Vereinsmitglieder streiten schon seit Jahren darum, wohin die Sponsorengelder der Musberger Ringer fließen. Mittlerweile ist es ein Streit von Vereinschefs, die sich spinnefeind sind. Das geht jetzt so weit, dass sich die Musberger gegenseitig aus den Sporthallen aussperren.

Im vergangenen Jahr hatten die aktiven Ringer, die an Wettkämpfen teilnehmen, einen eigenen Verein, den KSV Musberg, gegründet und damit das Ringen aus dem traditionsreichen TSV Musberg genommen. Auch die Lizenzen für den Wettkampfbetrieb übernahm der KSV zum Jahresanfang. Der TSV hatte daraufhin letzte Woche dem KSV den Zutritt zu allen Trainingshallen im Ort verwehrt.

Das ist möglich, weil die Stadt dem TSV als traditionsreichem Verein die Schlüsselgewalt über die Musberger Hallen eingeräumt hat – mit der Folge, dass die Ringer, die in den KSV gewechselt sind und damit in Wettkämpfen antreten dürfen, keine Trainingsmöglichkeit mehr in Musberg haben. Lediglich der Weltmeister Frank Stäbler, der mit dem KSV-Vereinsvorsitzende Andreas Stäbler nicht verwandt ist, genießt eine Sonderregelung und darf in die Halle.

Lokalpolitiker wollen, dass die Ringer trainieren können

In der vergangenen Woche klinkte sich die Lokalpolitik von Leinfelden-Echterdingen in die Diskussion ein. Die Rede ist Knall auf Fall von unfairem Verhalten, wo im Sport doch immer die Fairness im Vordergrund stehen sollte. Die Fraktionen der CDU, FDP und L.E.Bürger sowie weitere Stadträte der Freien Wähler und der Filderpiraten jedenfalls kritisierten, dass der TSV über den Zugang zu den Hallen uneingeschränkt entscheiden darf. „Es muss sichergestellt werden, dass die Ringer trainieren können, alles andere ist doch nachrangig“, sagt die Fraktionsvorsitzende der CDU, Ilona Koch. Sie findet es wichtig, dass die Förderung des Ringens im Vordergrund steht und eine Perspektive für die Zukunft besteht. „Die Stadtverwaltung hat entschieden, dass der TSV da frei entscheiden darf, obwohl sie wusste, dass dann die Hallensperrung droht“, sagt Koch.

Unfaires Verhalten? Das sieht einer der beiden Vereinsbosse natürlich ganz anders. Die Rede ist von Joachim Beckmann, dem Vorsitzenden des TSV. „Der KSV hat den Konflikt mittlerweile auf eine emotionale Ebene gebracht, in dem er einfach ignoriert hat, dass wir schon lange mit der Hallensperre drohen“, sagt er.

Wer den Streit einst begonnen hat und wer ihn nun auf eine emotionale Ebene gehoben hat, sieht naturgemäß jeder anders. Dass der Streit nun mit derart harten Bandagen geführt wird, verwundert nicht. Seine Ursache sind nämlich nicht nur ein paar Mitgliedsbeiträge, sondern richtig viel Geld und ein persönlicher Zwist. „Viele aktive Ringer wollten das Handtuch werfen, sie fühlten sich durch die Vereinsführung gegängelt und hatten keine Lust mehr, sich einzubringen. Deshalb haben wir den KSV gegründet“, sagt der KSV-Vereinsvorsitzende Andreas Stäbler.

Im Mai will der KSV über die Rückkehr entscheiden

Sein Kontrahent Beckmann verweist auf einen Streit aus dem Jahr 2012. Damals habe die Ringerabteilung Steuern nachzahlen müssen, was nach Ansicht eines Wirtschaftsprüfers vermeidbar gewesen wäre. Beckmann sah in der Steuervermeidung ein zu großes Risiko, weshalb der Wirtschaftsprüfer schon damals die Ausgründung der Ringer empfohlen habe.

Heute geht es vor allem um Sponsoren. Die Ringer sind erfolgreich und bekommen – auch dank Frank Stäbler – von ihnen Geld. Dieses wollten Sie über einen eigenen Förderverein einnehmen. „Wir brauchen als erfolgreiche Abteilung die Möglichkeit eigene Mittel einzuwerben, zudem mussten wir die vielen demotivierten Mitglieder irgendwo auffangen“, erklärt Andreas Stäbler vom KSV. Die Lösung mit dem Förderverein klappte zunächst. Bis der TSV letzten Sommer dessen Auflösung forderte. Beckmann sieht heute im Förderverein den Versuch, Geld an der Kontrolle durch die TSV-Führung vorbei zu schleusen.

Der TSV hat dem KSV angeboten, er dürfe wieder trainieren,, wenn die Ringer ab 2019 wieder unter das Dach des TSV zurückkehren würden. Darüber will der KSV im Mai entscheiden. Dass die Ringer umkehren, erscheint aber fragwürdig. „Wir streben eine friedliche Koexistenz an“, sagt Andreas Stäbler. Ein Kompromiss hört sich anders an. Der Riss, der sich durch Musberg zieht, wird wohl sobald nicht gekittet.