Blicken zurück und nach vorn: Ingrid und Claus-Dieter Stauss in ihrem Geschäft Foto: Stefanie Schlecht

Die Eheleute Claus-Dieter und Ingrid Stauss begehen in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum: Ihr Porzellanhaus feiert 75. Geburtstag. Für das Ehepaar ein Anlass, in Erinnerungen zu schwelgen, aber auch in die Zukunft zu blicken.

Böblingen - „Das kleine Haus für gute Geschenke“ steht auf einem Schild im hinteren Teil des Porzellanhauses in der Calwer Straße in Böblingen. Das Schild ist schon über sieben Jahrzehnte alt, genau wie das Geschäft selbst: In diesem Jahr feiern Ingrid und Claus-Dieter Stauss das 75. Jubiläum ihres gleichnamigen Fachgeschäfts.

Beim Jubiläumsempfang am vergangenen Freitag entführte Claus-Dieter Stauss die Gäste auf eine Zeitreise ins Jahr 1946. Kurz nach der Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft gründete sein Vater Rolf Stauss in diesem Jahr die Firma. Dessen Frau Inge-Lore wurde zur Miteigentümerin. Auf der Suche nach einem geeigneten Firmensitz mietete das Ehepaar kurz entschlossen die Räume der vom Krieg völlig zerstörten Kaserne in der Ensinger Straße in Böblingen. Nach harten Jahren des Aufbaus entstand das Einzelhandelsgeschäft „Das Haus der Geschenke“ mit dem Warensortiment Glas, Porzellan und Bestecke.

Gute Verbindung zu Rosenthal

1958 zog das Familienunternehmen in das eigene Geschäftshaus in der Calwer Straße um. Der neue Firmensitz befand sich nun am Eingang zum Gewerbegebiet Hulb. Früher wie heute ist die große Entfernung des Einzelhandelsbetriebs zum Stadtzentrum eine ungewöhnliche Standortwahl. „Damals fragte man sich, wie kann das gut gehen, wenn im Einzelhandel der Leitsatz gilt: Lage, Lage und nochmals Lage?“, sagt Claus-Dieter Stauss. Doch die enge Verbindung zum Porzellanhersteller Rosenthal war zukunftsweisend. Das Ehepaar Stauss war einer der ersten Kunden in Württemberg. Im Jahr 1966 wurde „Das Haus der Geschenke“ aufgrund des inzwischen viel umfangreicheren Produktsortiments in „Porzellanhaus Stauss“ umbenannt. 1969 öffnete das neue Geschäft seine Pforten.

Nachdem Rolf Stauss 1980 verstarb, wurde die Firma von Claus-Dieter und seiner Frau Ingrid übernommen. In den darauffolgenden Jahrzehnten grenzten die neuen Eigentümer ihr Warenangebot auf einige wenige Produktmarken ein. Ganz nach dem Motto „Qualität statt Quantität“. Das Sortiment reicht vom bunt verzierten Kindergeschirr über hochwertige Bestecke und Porzellan bis hin zu praktikablen Küchenhelfern wie dem Kartoffelstampfer. Dabei wollen die Inhaber Traditionen bewahren, aber gleichzeitig am Puls der Zeit bleiben. „Wir sind ein Familienunternehmen, verankert in Böblingen, geprägt durch Tradition und offen für alles Neue“, sagt Claus-Dieter Stauss.

Auf der Suche nach einem Nachfolger

Wie es langfristig mit dem Geschäft weitergeht, ist Stand heute noch ungewiss. Die beiden Söhne des Ehepaars wohnen und arbeiten weit weg und stehen deshalb nicht für die Nachfolge zur Verfügung. „Wir werden weiter versuchen, geeignete Interessenten zu finden, die unsere Arbeit fortsetzen können“, sagt Claus-Dieter Stauss.

Zum Firmenjubiläum waren prominente Gäste gekommen. Mit einem Grußwort drückte Oberbürgermeister Stefan Belz den Eheleuten seine Bewunderung aus. Es mache ihn stolz, dass es in Böblingen Unternehmer mit so viel Qualitätsanspruch, Fachexpertise und Fingerspitzengefühl gebe. „Das Porzellanhaus Stauss macht Böblingen ein Stück lebenswerter“, sagte er.

Auch Martin Eisenmann von der Böblinger Industrie- und Handelskammer (IHK) zollte dem Ehepaar Respekt. Stellvertretend für die Kammer überreichte er ihnen eine Ehrenurkunde. Ein 75-jähriges Firmenjubiläum sei etwas Seltenes und Besonderes, sagte er. Bei der Suche nach einem Nachfolger möchte die IHK das Ehepaar mit ihrer Nachfolgebörse unterstützen.