Vom Maschinenschlosser zum Messestrategen: Norbert Kuhnt aus Kirchberg an der Murr ist ein gefragter Experte. Nun folgt sein finaler Auftritt im internationalen Messegeschäft.
Ein letztes Mal wird er es tun – im Frühjahr 2026. Dann steht in Düsseldorf wieder die weltweit größte Verpackungsmesse, die Interpack, an. Und erneut wird er dafür sorgen, dass gewaltige, tonnenschwere Maschinen perfekt in Szene gesetzt werden. Norbert Kuhnt aus Kirchberg an der Murr ist eigentlich längst im Ruhestand. Doch immer wieder zieht es ihn zurück in die Messehallen. Denn er ist ein Spezialist, wie es nur wenige gibt.
Mehr als 30 Jahre lang stellte Kuhnt für seinen Arbeitgeber Verpackungs- und Abfüllanlagen auf – teils zig Meter lang – und präsentierte sie so, dass Kunden aus aller Welt beeindruckt waren. Der Großteil seiner beruflichen Laufbahn führte ihn zu Bosch, zuletzt zu Syntegon, wie die ausgegliederte Verpackungstechnik von Bosch seit 2020 heißt. Nicht nur auf der Interpack war er der Mann hinter den Kulissen, sondern auch auf der Achema in Frankfurt, der wichtigsten Messe für chemische Verfahrenstechnik, die ebenfalls im Dreijahresrhythmus stattfindet.
Über mehrere Stationen zum Experten
2026 packt er also noch einmal mit an – diesmal gemeinsam mit einem jungen Kollegen, der als sein Nachfolger aufgebaut wird. Leicht zu finden war dieser nicht, denn die Aufgabe hat es in sich. Kuhnt verfügt nach dreieinhalb Jahrzehnten über eine enorme Erfahrung, verbunden mit seinem Blick für Räume und der Fähigkeit, Netzwerke und Kontakte zu knüpfen.
Der Messeexperte ist jemand, der nach pragmatischen Lösungen sucht, Dinge direkt anspricht und anpackt. Gestartet hat er 1967 mit einer Ausbildung zum Maschinenschlosser bei Hesser in Bad Cannstatt. Das Unternehmen, spezialisiert auf Verpackungsmaschinen, wurde 1974 von Bosch übernommen – und so „hat er wie viele Schwaben beim Bosch gschafft“, wie er schmunzelnd erzählt. Erst in der Außenmontage, später als Gruppenleiter und schließlich als Service-Leiter für den Pharmabereich in Waiblingen.
„Eines Tages kam mein damaliger Vorgesetzter Dieter Ellwanger auf mich zu“, erinnert sich Kuhnt. „Er sagte, er habe eine spezielle Aufgabe für mich, er traue mir das zu.“ So war er von 1990 an verantwortlich für die technische und logistische Koordination der beiden großen Messen, für den gesamten Geschäftsbereich.
Was muss einer mitbringen, wenn er sehr große Maschinen auf einem begrenzten Platz aufstellen muss? „Wie man einen Raum gut nutzen kann, das hat mich schon immer interessiert“, sagt der Kirchberger. „Und die Zusammenarbeit mit so vielen Leuten, das hat mir immer Spaß gemacht.“
Teamarbeit ist der Schlüssel
Die Aufgabe wuchs mit den Jahren. Zu Anfang bekamen sie Maschinen aus vier Standorten, Mitte der 2010er Jahre schon aus 15. Und, ganz wichtig: „Die Kunden wollen natürlich sehen, was unsere Maschinen leisten.“ Die müssen laufen, also mit ausreichend Strom und Druckluft versorgt werden. In Kanälen im Boden müssen Leitungen installiert werden, insgesamt mehrere Kilometer lang.
Ohne Teamarbeit wäre all das unmöglich. Besonders spannend wird es immer kurz vor Messebeginn, wenn die tonnenschweren Exponate millimetergenau platziert werden. „Es ist wie im Fußball“, sagt Kuhnt. „Als Einzelkämpfer schaffst du nichts, nur im Team hast du eine Chance.“
Ruhestand für einen Rastlosen
Doch es hat noch jedes Mal geklappt. Trotz plötzlich auftauchender Hindernisse – einmal mussten kurz vor Messebeginn noch zwei Maschinen einer Neuerwerbung mit auf das Areal – da musste improvisiert werden. Mit Erfolg und Teamgeist. Denn Kuhnt weiß: „So wie man mit seinen Mitarbeitern umgeht, so kommt die Wertschätzung auch zurück.“ Der Erfolg hat dem erfahrenen Servicemann Recht gegeben. Manchmal wurde eine Maschine sogar schon am Stand verkauft.
Für Kuhnt ist die nächste Interpack ein Schlusspunkt. Er ist zuversichtlich, dass sein Nachfolger die Aufgabe stemmen wird. Im dann endgültigen Ruhestand will der Kirchberger in Bewegung bleiben – das war stets sein Motto. Er hat sich fit gehalten, bis hin zu einer Teilnahme an einem Triathlon. Und Kuhnt hat sich auch politisch engagiert. 14 Jahre lang saß er in Kirchberg im Gemeinderat, und bis heute ist er im Vorstand der AUK, der Arbeitsgemeinschaft Umweltschutz in Kirchberg.