Jungjäger Ralph Laauser genießt es, auf dem Hochsitz auszuharren und Wild zu beobachten. Die Ruhe in der Natur ist für ihn Ausgleich zum Beruf. Foto: Isabelle Butschek

Die Ausbildung zum Jäger ist umfassend und vielschichtig. Ralph Laauser hat sie erfolgreich abgeschlossen und darf sich nun Jungjäger nennen.

Botnang - Ralph Laauser ist studierter Ökonom. Er gehört zu denen, die jeden Morgen in den Anzug schlüpfen, bevor sie ins Büro fahren. Und zu denen, die einen Ausgleich zu ihrem stressigen Berufsleben suchen. „Ich wollte etwas machen, das nicht hektisch ist, nicht laut – einfach etwas ganz anderes.“ Zwar war der 38-Jährige bisher höchstens ab und zu mit dem Hund oder zum Mountainbiken in den Wald gegangen, trotzdem zog es ihn in die Natur: „Früher hatte ich einen Freund, dessen Vater Jäger war. Die Erzählungen haben mich immer sehr interessiert.“ Seit damals reizte ihn die Ausbildung, „aber irgendwie hat der Zeitpunkt nie richtig gepasst, und dann hat sie mir auch zu lange gedauert.“

Doch im vergangenen Jahr entdeckte Laauser die Kompaktausbildung, die regelmäßig von der Jägervereinigung Stuttgart angeboten wird. Innerhalb von drei Monaten kann damit der Jagdschein erworben werden. Diese drei Monate haben es allerdings in sich: Nach einer Kompaktwoche treffen sich die angehenden Jäger jedes Wochenende, und am Ende steht eine anspruchsvolle Prüfung, die nicht zufällig auch grünes Abitur genannt wird. „Das war richtig anstrengend.“

Trotzdem gerät Ralph Laauser ins Schwärmen, wenn er von der Ausbildung erzählt. „Ich hätte sie mir bei weitem nicht so vielschichtig vorgestellt.“ Anders als man vielleicht denke, stehe nicht nur Schießen im Vordergrund. Auch wenn natürlich das genaue Kennenlernen der Waffen, das Waffenrecht, der Komplex Sicherheit und schließlich das Ablegen der Schießprüfung dazugehörte. Auf dem Stundenplan standen aber auch Land- und Waldbau, Jagd- und Wildkunde, Jagdrecht, Wildkrankheiten und Wildbrethygiene oder Jagdethik.

Drei Jahre als Jungjäger unterwegs

Gerade die letztgenannten Themen haben laut Laauser im Gegensatz zu früheren Jahren in der Prüfungsordnung ein größeres Gewicht bekommen. „Aber das finde ich auch gut. Denn man muss sich bewusst sein, dass man als Jäger eine große Verantwortung trägt.“ Zum einen, wenn es darum gehe, Tiere nicht unnötig leiden zu lassen. Und zum anderen, wenn es um das erlegte Wild gehe: „Wir bringen ein Lebensmittel in Umlauf, deswegen dürfen wir nicht leichtfertig handeln, sondern müssen zum Beispiel Krankheiten erkennen können.“ Dass nicht jeder sein Handeln als Jäger billigt, kann er nachvollziehen – und auch wieder nicht: „Natürlich habe ich schon die Frage gehört, wie ich nur ein Tier töten kann. Aber ich finde es viel natürlicher als zum Beispiel Massentierhaltung. Trotzdem bleibt es ein schwieriges Thema, das auch zur Ausbildung gehört“, sagt der Botnanger .

Genauso wie übrigens das Zerlegen des Wildes. Solche praktischen Dinge konnte der Kurs im Revier des Ausbildungsleiters üben. „Dort konnten wir uns auch Wildschäden ansehen, zusammen einen Hochsitz bauen oder eine Treibjagd im Kleinen organisieren.“ Als ungemein wertvoll empfand Laauser die Gemeinschaft des Kurses – der übrigens nicht nur aus Rentnern bestand, auch wenn man sich einen klassischen Jäger vielleicht eher älter vorstellt. „Der jüngste Teilnehmer war 15 Jahre alt.“

Er und seine Ausbildungskameraden sind mit erfolgreichem Ablegen der Jagdschein-Prüfung im vergangenen November zu Jungjägern geworden. Diesen Status wird Laauser drei Jahre lang behalten, erst dann ist er berechtigt, sich um eine eigene Jagdpacht zu bewerben. „Bis dahin kann ich nur bei anderen Jägern mitgehen“, sagt Laauser.

Vorurteile abbauen

Doch auch durch die Vernetzung innerhalb der Jägervereinigung oder den angebotenen Exkursionen sei es ganz gut möglich, praktische Erfahrungen zu sammeln. „So konnte ich noch im alten Jahr an einer Treibjagd im Hegau teilnehmen. Das hat richtig Spaß gemacht, auch wenn nichts passiert ist.“

Sowieso wartet Ralph Laauser bisher noch auf seinen ersten Volltreffer – und auch wieder nicht. „Darauf kommt es wirklich nicht an.“ Genauso genieße er es, mit dem Fernglas ausgerüstet auf dem Hochsitz zu sitzen und Wild zu beobachten. Oder dank seiner Ausbildung mit ganz anderen Augen durch den Wald zu laufen. „Ich kenne viel mehr Baumarten oder kann einen Wildverbiss entdecken.“ Dieses Wissen an Spaziergänger oder auch vielleicht mal in Rahmen einer Führung weiterzugeben, auch darin sieht er seinen Auftrag als Jäger. „Und durch diesen Austausch oder direkten Kontakt lassen sich dann auch Vorurteile abbauen.“