Porträt der Woche: Die Forscherin Regina Birner gehört dem Bioökonomierat der Bundesregierung an.
Stuttgart-Plieningen - Zurzeit also Hohenheim. „Innerhalb von Deutschland finde ich Hohenheim den besten Standort“, sagt Regina Birner. Deshalb verweilt sie dort. Seit drei Jahren leitet die 47-jährige Wissenschaftlerin das Fachgebiet sozialer und institutioneller Wandel in der landwirtschaftlichen Entwicklung an der Uni. Die Stellenausschreibung war wie für sie gemacht. Wie lange Birner auf den Fildern bleibt, kann sie derweil nicht sagen. Für eine Nomadin nichts Ungewöhnliches.
Wenn Regina Birner nicht an ihrem Schreibtisch am Plieninger Wollgrasweg sitzt, ist sie ziemlich sicher unterwegs. Vielleicht in Asien, vielleicht in Lateinamerika oder Afrika, vielleicht hat sie aber auch wieder einmal Termine in Berlin. Die Professorin hat außer ihrem Job in Hohenheim nämlich noch das eine oder andere Amt, das regelmäßige Abstecher in die Hauptstadt erfordert.
Auf ihren Reisen hat die Wissenschaftlerin viel gesehen
Seit dem vergangenen September ist Regina Birner zum Beispiel Mitglied im Bioökonomierat. Sie ist einer der 18 Experten, die die Bundesregierung bei der Energiewende beraten und Tipps geben, wie das Wirtschaftssystem nach und nach auf Rohstoffe aus biologischen Ressourcen umgestellt werden kann. „Das ist etwas, was ich sehr gerne mache“, sagt sie. „Die Gesellschaft finanziert uns Wissenschaftler ja“, mit ihrem Engagement gibt sie etwas zurück. So sieht sie es.
Regina Birners Forschungsobjekt ist die Landwirtschaft, vor allem in den armen Regionen der Erde. Mit den Bauern wollen sie und ihre Kollegen Wege finden, den Ertrag zu steigern. Das hilft dem kleinen Landwirt, aber eben auch der Weltbevölkerung. Schließlich würden Lebensmittel global gesehen immer knapper, wie Regina Birner erklärt. Auf ihren Reisen hat die Hohenheimer Wissenschaftlerin viel gesehen. „Was fasziniert, sind die Strategien, die die Menschen selbst entwickeln“, sagt sie.
Wer einen Beruf wie Regina Birner hat, darf keine Flugangst haben. Sie ist ständig auf Achse. Mal abgesehen von ihren innerdeutschen Reisen, fünf, sechs Auslandsaufenthalte kommen im Jahr locker zusammen. Gerade war sie in Paraguay und Südafrika. Fremde Länder sind Regina Birner vertraut. Schon für ihre Doktorarbeit verbrachte sie zwei Jahre in Sri Lanka. Und als Studentin hat sie Praktika gemacht in Israel, Kamerun, Paraguay und Chile.
„Es macht mir ja Spaß“
Da hilft das Häuschen im beschaulichen Beuren sicherlich, zur Ruhe zu kommen. Aber Regina Birner sagt, das sei gar nicht nötig, sie nehme gern Arbeit mit nach Hause. „Es macht mir ja Spaß.“ Klarer Fall von Berufung. Beuren ist trotzdem eine Oase am Fuße der Schwäbischen Alb. Ihr Mann, erst bei den Marines, dann Kunstlehrer aus Washington, liebt das Ländliche. Während seine Frau durch die Welt jettet, malt der Ruheständler, kickt beim 1. FC Frickenhausen und freut sich über den Anblick der Burg Hohenneuffen. Regina Birner hat ihren Mann im Jahr 2008 beim Tangotanzen in Washington kennengelernt. Dass Begriffe wie Entwicklungshilfe, grüne Revolution und Nahrungsmittelkrise einmal zu ihren Alltagsvokabeln gehören würden, konnte die junge Regina Birner nicht wissen, aber in der Rückschau überraschte es sie auch nicht. Sie ist auf dem Land in Bayern aufgewachsen. „Irgendwann wollte ich mal Bäuerin werden“, sagt sie und lacht. Ihre Eltern hatten keine Tiere, aber der Nachbar. Sie hat sich um eines seiner Haflinger gekümmert.
Birner war zudem Mitglied bei der Katholischen Landjugend und kam so zum ersten Mal mit Entwicklungshilfe in Kontakt. Eine prägende Erfahrung.